Auf der Reise ohne Ausweispapiere: Die acht Iraker aus dem LKW sind spurlos verschwunden
SAT.1 NRW berichtete am gestrigen Dienstag in einer Nachrichtensendung, dass die acht Iraker, die am Montagmittag aus einem Kühllaster auf dem Rastplatz Lichtendorf Süd befreit wurden (wir berichteten), mittlerweile verschwunden sind.
„Vier Erwachsene, zwei Jugendliche und zwei Kinder - und keiner weiß wo sie stecken. Wie kann so etwas nur passieren?“- So fängt der Beitrag an.
SAT.1 NRW-Reporter hatten bei Constanze Rauert, Pressesprecherin der Kreisverwaltung Unna, nachgefragt. Constanze Rauert verwies auf die zuständige Ausländerbehörde in Unna, deren Aufgabe es nicht gewesen sei, die acht Menschen aus dem Irak aufzuhalten, da sie keinen Asylantrag gestellt hätten. Mehr noch, die Iraker hätten ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie nicht als Flüchtlinge bezeichnet werden wollen.
Einreise war illegal
Ihre Einreise nach Deutschland sei somit illegal gewesen. „Das ist etwas, was man eigentlich nicht tun sollte, reicht aber jetzt nicht, um jemanden festzuhalten“, erklärt die Kreis-Pressesprecherin im SAT.1-Interview.
Die illegalen Einwanderer hätten sich somit frei bewegen können und sind mittlerweile verschwunden. Angegeben hatten sie am Montag auf der Polizeiwache in Unna, dass sie eigentlich nach Großbritannien wollten. Sieben der acht Iraker führten übrigens keine Ausweispapiere mit sich.
Der LKW-Fahrer soll anscheinend nichts davon gewusst haben, dass Schleuser die acht Menschen - vermutlich schon in Frankreich - in sein Fahrzeug geschmuggelt hätten.
Wie sie ihre Reise nun fortgesetzt haben, ist bislang nicht bekannt.
Ähnlicher Fall in Bad Bentheim
Einen ähnlichen Fall meldete die Bundespolizei am 23. März aus Bad Bentheim. Dort hatten die Beamten an der deutsch-niederländischen Grenze neun Menschen aus einem Sattelzug befreit.
Während einer Pause auf einer Raststätte an der Autobahn 30, hatte ein ukrainischer Lkw-Fahrer Klopfgeräusche aus dem Laderaum vernommen und die Bundespolizei informiert. Die Beamten öffneten den verplombten Sattelschlepper und befreiten neun Iraker, darunter zwei Frauen und zwei Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren.
Klopfgeräusche aus dem Laderaum
Offenbar waren die Iraker am Tag zuvor in Frankreich mit Hilfe eines Schleusers auf die Ladefläche geklettert und hatten sich dort zwischen der Ladung versteckt. Über Belgien und die Niederlande ging es nach Deutschland. Ihr eigentlich mit dem Schleuser vereinbartes Reiseziel war allerdings Großbritannien.
Aufgrund von Hunger und Durst sowie der Kälte machten sie sich bei der Rast an der A 30 durch Klopfzeichen bemerkbar. Das Thermometer im Frachtraum zeigte rund zehn Grad Celsius an. Außerdem wurde die Luft zunehmend schlechter.
Nach Holland zurückgeschoben
Die Bundespolizei nahm die Menschen zunächst in Gewahrsam. Eine 43-Jährige und ihr 18-jähriger Sohn sind bereits in Deutschland registriert und wurden an die zuständige Ausländerbehörde übergeben. Die anderen sieben Personen stellten kein Schutzersuchen und wurden nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen in die Niederlande zurückgeschoben.
Nach bisherigem Sachstand der Bundespolizei war der Lkw-Fahrer von der Situation selbst völlig überrascht und offenbar nicht an der Aktion beteiligt. Die Bundespolizeiinspektion Bad Bentheim hat ein Ermittlungsverfahren zur Aufklärung der genauen Umstände der Schleusungsfahrt eingeleitet.
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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