Barfuß bis nach Berlin
Von Christoph Volkmer.
So manch verwunderten Blick erntet Monika Folkerts schon, wenn sie sportlich aktiv ist. Denn die 40-Jährige joggt seit einiger Zeit barfuß - und das natürlich auch im Winter.
Seit mehr als 20 Jahren bewegt sich die Leiterin einer Sprachschule mit Vorliebe an der frischen Luft. Im Herbst 2010 stieß die passionierte Joggerin dann bei einem Englandaufenthalt auf das Buch „Born to Run“. Das Werk mit dem Untertitel „Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt“ sollte ihre Laufgewohnheiten nachhaltig verändern.
Autor Christopher McDougall ist selbst aktiver Läufer und stellt sich in dem als Roman getarnten Sachbuch der Frage, warum ihm und anderen Hobbyläufern regelmäßig die Füße weh tun und die Freizeitsportler mindestens einmal im Jahr verletzt sind.
Als ihm viele Arztbehandlungen und das Ausprobieren der besten Sportschuhe nicht halfen, begab sich McDougall auf eine Reise nach Mexiko. Dort, in den Copper Canyons, lebt das Volk der Tarahumara, die berühmte Läufer hervorgebracht haben und dazu als die ausdauerndsten und mühelosesten Läufer der Welt gelten.
„Die Menschen dort laufen nicht nur Marathon oder Ultramarathon, sondern jagen zusätzlich auch Tiere, um zu überleben. Das alles geschieht barfuß oder mit selbstgebastelten Sandalen“, berichtet Folkerts aus dem Buch.
Das Fazit, dass der Mensch zum Laufen geboren ist, weil er schwitzen und seine Atmung unabhängig von der Schrittfrequenz kontrollieren kann, wodurch er im Bereich Ausdauer jedem anderen Lebewesen überlegen ist, hat bei Folkerts Eindruck hinterlassen.
Schon vorher hatte die Läuferin immer mal wieder Erfahrungen barfuß gesammelt, aber die intensive Auseinandersetzung mit dem Laufen auf blankem Fuß erfolgte erst nach der Lektüre. „Eine solche Umstellung der eigenen Lauftechnik geht nicht von heute auf morgen“, sagt sie.
So startete die Sprachenexpertin, indem sie zunächst die täglichen Runden mit Hund Barky ohne Schuhwerk durchführte. Das Pensum und die Geschwindigkeit steigerte sich im zurückliegenden halben Jahr kontinuierlich - jetzt joggt das Duo stets „ohne“. Mit Erfolg. „Ich habe mich noch nie so gut gefühlt“, sagt die 40-Jährige stolz.
Die sogenannten „Five Fingers“, eine Art „Handschuh“ für die Füße, bei der jeder Zeh seinen eigenen Platz findet, hat die Läuferin trotzdem immer dabei. Denn bei Bedarf schützt die Spezialsohle die Füße vor Verletzungen und erlaubt freie Bewegungen auf allen Untergründen. Dennoch - meistens trägt Folkerts diese Zehenschuhe eher als kleines Gewicht an der Hand. Was hin und wieder dazu führt, dass sie beim Laufen verwunderte Kommentare zu hören bekommt. „Nach einer kleinen Erklärung verstehen die Leute aber schnell, warum ich barfuß laufe und trotzdem zur Sicherheit Schuhe bei mir trage“, sagt sie. Im Gegensatz zum Joggen mit Schuhen, bei dem die Läufer mit der Ferse aufsetzen, setzt man barfuß mit dem Vor- oder Mittelfuß auf. Dies ist eigentlich der natürliche Bewegungsablauf, der sich beim Lauf mit unflexiblen Laufschuhen problematisch gestaltet.
Durchschnittlich 40 Kilometer durch Kamen und Bergkamen läuft Folkerts in der Woche - und trainiert so langsam für zwei besondere Ziele im neuen Jahr. „Ich möchte gern an dem Marathon-Läufen in Düsseldorf und Berlin teilnehmen“, kündigt sie an. Besonders Berlin ist für sie reizvoll. „Ich habe die Veranstaltung im Fernsehen verfolgt und da war mir klar, dass ich dort auch laufen möchte“. Die Strecke in der Hauptstadt bietet sich für einen Barfuß-Lauf an, führt sie doch die Läufer nicht nur durch die komplette Stadt, sondern ist dazu durchgehend geteert.
Autor:Lokalkompass Kamen/Bergkamen/Bönen aus Kamen |
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