Marie-Curie-Gymnasium Bönen trifft die NASA
Von Bönen aus zu den Sternen
Der Ablauf ist routiniert. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 des Marie-Curie-Gymnasiums Bönen schalten ihre Laptops, Tablets oder Handys an und loggen sich ein in die digitale Unterrichtsstunde. Allein die Uhrzeit, 17:30 Uhr, lässt einen vielleicht etwas stutzen, aber sie ist schnell erklärt: Zeitverschiebung. Neun Stunden Zeitverschiebung, um genau zu sein. Am anderen Ende der Videokonferenz ist nämlich Kalifornien.
Unterrichtsstunde mit Kalifornien
Der heutige Unterricht in Englisch und Physik ist keine gewöhnliche Stunde. Die Elftklässler treffen in ihrer Videokonferenz auf drei Wissenschaftler in Palmdale, Kalifornien: Dr. Naseem Rangwala, Astrophysikerin bei der NASA, Dr. Nicole Karnath, Instrumentenwissenschaftlerin bei der NASA, und Dr. Dipl. Ing. Michael Hütwohl, Standortleiter.
Fliegende Sternwarte
Thema des 90-minütigen Austauschs war die fliegende Sternwarte SOFIA, die die amerikanische Weltraumbehörde zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt betreibt. Das Infrarot-Teleskop ist in eine Boeing 747 eingebaut und befindet sich zur Zeit in Köln, von wo aus es sechsmal die Woche in den Nachthimmel über Europa aufsteigt und Phänomene im Weltall untersucht. Normalerweise fliegt die Maschine über Kalifornien, den Pazifik oder auch Neuseeland. Eine der letzten großen Entdeckungen war der Fund von Wassermolekülen auf dem Mond im Oktober 2020, der weltweit große Aufmerksamkeit erregte.
Wie funktioniert SOFIA?
Die NASA-Mitarbeiter stellten den Bönener Gymnasiasten ihre Arbeit vor und beantworteten bereitwillig die zahlreichen Fragen der Jugendlichen. Neben technischen Fragen zu SOFIA stand auch der praktische Ablauf des Projekts im Mittelpunkt. Wie kann das Teleskop im Flug stabil gehalten werden, damit es verlässlich Werte messen kann? Welche Vorteile hat ein sich bewegendes Flugzeug gegenüber Satelliten?
Lob für MCG-Schülerinnen und -Schüler
Aber auch andere Themen wurden angesprochen, zum Beispiel die für Donnerstag geplante Landung des Rovers „Perseverance“ auf dem Mars oder das Artemisprogramm, das eine neue Mondlandung bis 2024 anstrebt. Die Organisatorin Dr. Magaret McAdam lobte am Ende ausdrücklich den Wissensdurst der Bönener Teenager. Ihre Fragen seien „beeindruckend tiefgehend“ gewesen, so die NASA-Wissenschaftlerin. Sollte SOFIA 2022 wieder nach Köln kommen, würden die MCG-Schülerinnen und -Schüler eingeladen, die Sternwarte vor Ort genauer unter die Lupe zu nehmen, so McAdam. Vorausgesetzt die Pandemie sei bis dahin unter Kontrolle natürlich.
Berufs- und Studienorientierung
Englischlehrer Karsten Brill freut sich, seinen Schülerinnen und Schülern diese Einblicke ermöglichen zu können. Besonders inspirierend empfand der Pädagoge die Schilderung der Lebenswege der Gesprächspartner. Dr. Rangwala stammt zum Beispiel ursprünglich aus einem kleinen Dorf in Indien. Auf die Schülerfrage, ob die NASA-Wissenschaftler in der Schule schon Einserschüler waren, musste Dr. Karnath herzhaft lachen. Dies sei bestimmt nicht der Fall gewesen. Wichtig sei es, dass man seine Träume und Ziele verfolge, sobald man wisse, was man machen wolle. Wer weiß also, vielleicht wird sich bald jemand aus Bönen zu den 17.000 NASA-Angestellten aus aller Welt gesellen. Bianca Giese, die stellvertretende Schulleiterin des MCG und selbst Physikerin, freut sich über das Projekt, das durch Vermittlung durch das US-amerikanische Generalkonsulat in Düsseldorf zustande kam. „Wir möchten unseren Schülerinnen und Schülern Türen öffnen und Möglichkeiten aufzeigen.“ Ein Blick über den Tellerrand habe schließlich noch nie geschadet. Selbst wenn der Blick bei diesem Projekt bis ins Weltall reiche.
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