"Wir machen mit": Beim Doc und dem lieben Vieh

Wenn der beste Freund des Menschen gesundheitliche Probleme hat, muss er genau wie Frauchen oder Herrchen zum Arzt. Doch wie läuft eigentlich der Besuch beim Veterinär ab? Eine Anlaufstelle in Bergkamen ist die Praxis des Praktischen Tierarztes Ralf Bandel, in der ich beobachten durfte, wie er seine tierischen Patienten - vom Hamster bis zum Hund - untersucht.

Die erste Patientin ist die Schäferhündin Asta, der Bandel zwei Knoten, Tumore und eine Zyste am Oberschenkel entfernt hat. Sie ist mit Frauchen und Herrchen zur Kontrolle gekommen. Asta läuft eifrig durchs Zimmer, lässt aber die Behandlung brav über sich ergehen.

Besonders flott geht die abschließende Kontrolle für Humey über die Bühne. Der Schäferhund ist kaum zur Tür rein, punktiert Bandel das Ohr des Tieres, gibt ihm eine Spritze und sagt: „Das war’s.“ Humey ist sehr zufrieden, so schnell behandelt zu werden. Er litt unter einem Blutohr, einer Anschwellung des Ohres, die durch einen Bluterguss verursacht wurde.

Mein Einsatz gefragt

Bei der Behandlung von Lenny darf ich selbst mit Hand anlegen. Der Bearded Collie wird mit dem Videoendoskop am Ohr untersucht. Mir wird die wichtigste Aufgabe übertragen: Ich darf das Ohr hochhalten. Zum Glück lässt sich Lenny durch meine Inkompetenz nicht beirren und lässt Bandel seine Arbeit machen. Die Tierarzthelferin Gabi Kania und die Auszubildende Chiara Breuer unterstützen ihn wesentlich fähiger. Die zweite Tierarzthelferin Moni Schnittkus hat heute frei.

Die Hündin Luna kommt ebenfalls zur Kontrolle. „Sie hat vor fünf Wochen regelrecht meine Sprechstunde gesprengt“, erinnert sich der Tierarzt. Der Labrador hatte in der Lippe in Rünthe im Wasser getollt und sich dabei einen tiefen Schnitt an der hinteren Pfote zugezogen. „Eventuell durch eine Glasscherbe“, vermutet sein Herrchen. Die Sehnen waren durchtrennt. Nach der Operation durch Bandel musste der Hund drei Wochen lang einen Kunststoffgips tragen. Jetzt ist aber wieder alles in Ordnung. Glück für Luna!
Zwischendurch hat Bandel Zeit, mir einige besondere Behandlungen zu erläutern. So gibt es für Hunde die exakte Deckzeitbestimmung. Innerhalb einer Stunde kann anhand einer Blutprobe der exakte Ovulationszeitpunkt bestimmt werden. Das ganze wird direkt in der Praxis ermittelt, ein Labor muss nicht hinzugezogen werden.

Zeckenvorsorge wichtig

Genau wie bei Menschen muss auch bei Hunden auf Zecken geachtet werden. Dem Yorkshire-Terrier Whiskey entfernt der Tierarzt schnell eine Zecke, bevor er mir erklärt, wie wichtig die Vorsorge ist. „Vor einigen Wochen hatte ich einen Hund mit entzündetem Ohrbehang hier. Die Besitzerin war sich hundertprozentig sicher, dass sein Tier nie von einer Zecke gestochen wurde. Nachdem es dem Hund immer schlechter ging, habe ich ihn in eine Klinik überwiesen. Dort wurde die Ursache, eine durch Zecken übertragene Erkrankung, festgestellt, und der Hund war nach drei Wochen wieder gesund. Dabei war die Besitzerin kurz davor, das Tier einschläfern zu lassen!“ Auch Zwergschnauzer Helen, bei deren Untersuchung des Verbandes ich die Beine festhalten darf, hatte vor einiger Zeit zwei Zecken im Auge, wie mir ihr Besitzer schildert. Mit der Behandlung durch Bandel ist er sehr zufrieden. „Der Weg lohnt sich“, sagt der Einwohner von Werne.

Wichtige Hinweise für Halter gibt es unter anderem auf www.esccap.de, erklärt mir Bandel, während er grade eine entzündete Hautdrüse bei Meerschweinchen Blacky untersucht. Von Medikamenten aus dem Supermarkt rät der Tierarzt übrigens ab. „Es ist meist fraglich, ob sie auch wirken.“

Hilfe beim Sex

Dass auch Hunde beim tierischen Miteinander manchmal ihre liebe Not haben, erklärt mir der Tierarzt in einer Behandlungspause. Mit dem Videoendoskop lässt sich mit einem längeren Spezialaufsatz auch eine Hündin künstlich befruchten. „Kürzlich wurde ein Hündin künstlich besamt, da der Rüde sich beim Besteigen der für ihn ausgesuchten Hündin schlichtweg zu dusselig anstellte“, erzählt er schmunzelnd.