Online-Abzocke "Routenplaner": Inkasso-Büro droht mit Hausbesuch
Wegen der Nutzung eines Online-Routenplaners droht ein Inkasso-Unternehmen dem "Schuldner", ihm einen Kleintransporter sowie einen Schlüsseldienst nach Hause zu schicken, um bei Nichtzahlung Wertgegenstände abholen zu lassen. - Solch ein unseriöses Schreiben hat jetzt ein 70-jähriger Kamener erhalten.
Letzte Woche meldete sich bei der Verbraucherzentrale Kamen ein Mann, von dem ein Inkasso-Büro für die Nutzung eines Online-Routenplaners 750 Euro verlangt habe.
Seine Schulden könne der 70-Jährige mit Amazon-Gutscheinen begleichen. In diversen E-Mails wurde zudem ein Termin angedroht, an dem das Inkasso-Unternehmen sonst Wertgegenstände aus der Wohnung abholen würde.
Die hinter dieser Abzocke stehenden Routenplaner-Seiten sind der Verbraucherzentrale in Kamen und der Polizei übrigens lange bekannt; die Forderungen unberechtigt.
"Der unseriöse Anbieter eines Routenplaners lockt auf seiner Homepage mit einem Gewinnspiel. Wer seine Daten einträgt, soll Geld für eine angebliche Mitgliedschaft zahlen", erklärt Elvira Roth von der Kamener Verbraucherzentrale.
Dies scheint eine neue Masche bei den Betreibern von Online-Routenplanern, wie routenplaner-maps.online, zu sein.
"Verbraucher sollten sich daher auf keinen Fall unter Druck setzen lassen und nicht zahlen", so Elvira Roth.
An den E-Mails ist gleich eine ganze Reihe von Punkten unseriös. So soll die Zahlung über Amazon-Gutscheine erfolgen. Anders als in dem Schreiben angekündigt, dürfen Wertgegenstände nicht von einem "Inkasso Außendienst Team" gepfändet werden. Zuständig für Pfändungen sind Gerichtsvollzieher als Organ der Rechtspflege, nicht private Unternehmen.
Die Forderung ist nicht berechtigt, Weder wurde auf den Seiten darauf hingewiesen, dass die Dienste kostenpflichtig sind, noch dass der Vertrag widerrufen werden kann.
Die Verbraucherzentrale hat inzwischen einen Musterbrief erstellt, mit dem Geschädigte auf die E-Mails antworten können:
Absender:
Michaela Muster
Musterweg 1
99999 Musterstadt
An
Anbieter
Datum
Ihre unberechtigte Forderung
Rechnungs-Nr./ Kunden-Nr.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Schreiben vom ... (Datum eintragen) machen Sie einen Betrag in Höhe von ... Euro für die angebliche Inanspruchnahme einer Internet-Serviceleistung gegen mich geltend.
Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass ich keinen entsprechenden kostenpflichtigen Vertrag mit Ihnen abgeschlossen habe. Sollten Sie anderer Meinung sein, so weisen Sie mir bitte nach, wann, wie und zu welchen Bedingungen es zu einem Vertragsschluss gekommen sein soll.
Ich bestreite, dass der Abschluss eines kostenpflichtigen Vertrages auf der betroffenen Internetseite überhaupt hinreichend kenntlich gemacht war, da ich in Kenntnis dieser Umstände keine Bestellung getätigt hätte. Insofern mache ich Sie auf Ihre Beweislast dahingehend aufmerksam, dass Sie mir unmittelbar vor Abgabe meiner angeblichen Bestellung klar und verständlich in hervorgehobener Weise Informationen über die wesentlichen Merkmale der Dienstleistung, die Mindestlaufzeit des Vertrages sowie den Preis zur Verfügung gestellt haben und dass sich aus der Beschriftung der Schaltfläche zur Abgabe der Bestellung eindeutig die Kostenpflichtigkeit des Vertrages ergab. Ein Vertrag dürfte gemäß § 312j Abs. 4 BGB gar nicht zustande gekommen sein.
Ich erkläre hiermit hilfsweise den Widerruf des angeblich abgeschlossenen Vertrags nach den Vorschriften für Fernabsatzgeschäfte und die Anfechtung wegen arglistiger Täuschung. Höchst vorsorglich erkläre ich die Anfechtung wegen eines Irrtums über den Inhalt der abgegebenen Willenserklärungen sowie die Kündigung des Vertrags.
Hinweise zur Verwendung des Musterbriefes
1. Ergänzen Sie ihn mit Ihren Absenderangaben, der Anschrift des Unternehmens, an das der Musterbrief gehen soll, sowie mit den sonstigen erforderlichen Angaben und löschen Sie die kursiven Platzhalter/Hinweise.
2. Schicken Sie diesen Brief per Fax mit sogenanntem qualifizierten Sendebericht (der Statusbericht zeigt eine verkleinerte Ansicht der 1. Faxseite) oder Einwurfeinschreiben an das Unternehmen, nicht an die Verbraucherzentrale.
Da es sich nunmehr um eine bestrittene Forderung handelt, weise ich ausdrücklich auf die Unzulässigkeit einer Übermittlung von Daten an Auskunfteien gem. § 28a Abs. 1 Nr. 4d Bundesdatenschutzgesetz hin. Bei Zuwiderhandlungen behalte ich mir alle in Betracht kommenden rechtlichen Schritte gegen Sie vor.
(Variante 1: Sollte eine Zahlung noch nicht erfolgt sein, verwenden Sie diesen Absatz) Eine Zahlung werde ich nicht vornehmen.
(Variante 2: Sollte eine Zahlung bereits erfolgt sein, verwenden Sie diesen Absatz) Da der Vertrag nicht wirksam zustande gekommen ist, besteht kein Rechtsgrund für eine Zahlung. Ich fordere Sie daher auf, bereits geleistete Zahlungen bis zum ... (hier Frist von zwei Wochen setzen und einzusetzendes Datum im Kalender ermitteln) auf mein Konto:
IBAN............................................... BIC: ……………………………………….. zu überweisen.)
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift)
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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