Obdachlose Frauen im Winter auf der Straße

(ist) Wohnungslose Frauen sieht man eher selten, meistens sind es Männer, die „auf der Straße leben“ - so zumindest der erste, oberflächliche Eindruck. Und dennoch gibt es Frauen, die keine Unterkunft (mehr) haben - auch im Kreis Unna. Und genau an diese wendet sich ein neues Angebot der Frauenwohnungslosenhilfe beim Frauenforum: Das ambulant betreute Wohnen.
Das Angebot soll das bisherige zweiteilige Angebot aus Frauenübernachtungsstelle und Frauenräumen ergänzen. „In einer Kleinstadt wie Unna gibt es eine hohe Dunkelziffer bei wohnungslosen Frauen. Sie selbst erleben sich meist nicht als wohnungslos, da sie oft zunächst bei Freunden oder Verwandten unterkommen, wenn sie ihre Wohnung verlieren oder verlassen müssen“, erklärt Ingrid Scheibe, Leiterin der Frauenwohnungslosenhilfe. Oft komme noch hinzu, so Sozialarbeiterin Christina Schulz, dass Frauen Beziehungsmenschen seien, und beispielsweise mit Männern nur zusammenlebten, um nicht wohnungslos zu sein. Meist sei es ein langer Weg, bis solche in Not geratenen Frauen Hilfe einforderten. Hier soll das neue Angebot greifen. Seit Jahresbeginn hat das Frauenforum vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Bewilligung von sechs Betreuungsplätzen erhalten, so dass sich nun Sozialarbeiterin Nicole Höing beim Frauenforum in Teilzeit für den Aufbau und Betrieb des neuen Hilfsangebotes einsetzen kann.
Praktisch heißt dies, dass sechs Frauen mit besonderem Hilfebedarf im Rahmen des ambulant betreuten Wohnens Hilfeangebote erhalten, um eine eigene Wohnung in einem neuen sozialen Umfeld beziehen zu können. Mit dem Einzug in eine neue Wohnung ist die Arbeit des Frauenforums, das die Frauen bis zu zwei Jahre begleitet, jedoch oft nicht beendet. „Wir begleiten die Frauen bei Bedarf auch weiter. Zum Beispiel unterstützen wir sie, den praktischen Anforderungen, die auf sie als Mieterinnen zukommen, gerecht zu werden, tätigen Anrufe oder stellen Folgeanträge beim Landschaftsverband, der zunächst nur eine Unterstützung für ein halbes Jahr bewilligt“, so Höing. Auch Frauen, die zuvor im Frauenhaus untergebracht waren, können ins ambulant betreute Wohnen oder in das teilstationäre Angebot Frauenräume wechseln. „Zum sehr engmaschigen teilstationären Angebot der Frauenräume mit Tagesstruktur hier im Haus fehlte in unserem Konzept ein ambulantes Angebot“, so Schulz. Diese „Lücke“ soll nun durch die Betreuung von Nicole Höing geschlossen werden. Die Erfahrung habe gezeigt, dass besonders oft Frauen unter 25 Jahre Hilfe benötigten, erklärt Frauenforum-Geschäftsführerin Birgit Unger. 2008 waren 77 Prozent und 2009 64 Prozent der Hilfesuchenden zwischen 18 und 27 Jahre. Das Frauenforum dürfe sie aber erst ab 21 Jahre betreuen. „Jugendamt und Landschaftsverband schieben die Verantwortlichkeit hin und her, keiner will zuständig sein und die Frauen leiden darunter“, so Unger. Oft stehe das Frauenforum zwischen den Stühlen. Hier gebe es noch Handlungsbedarf, um eine umfassende Hilfestellung zu ermöglichen. Erster Ansprechpartner für Frauen in Notsituationen ist die Frauenübernachtungsstelle (Tel. 02303/7789130).