"Mein Körper gehört mir": Kinder werden über Missbrauch aufgeklärt
Es kann fast jedes Kind treffen: Etwa 95 Prozent der Täter in Missbrauchsfällen kommen aus dem Familien- oder Bekanntenkreis. Grund genug für die Jahnschule in Kamen-Methler, das Projekt „Mein Körper gehört mir“ durchzuführen.
Den dritten und vierten Jahrgängen der Jahnschule mit jeweils zwei Klassen wurde das Stück gezeigt. Gesponsert wurde die Aktion vom Lions Club. Wichtig ist ein intimer Rahmen, damit Kinder, denen etwas passiert ist, sich trauen etwas zu sagen. „Zum Glück hat sich aber bisher noch keiner unserer Schüler an uns gewandt“, sagt Schulleiterin Anja Bolz, fügt aber hinzu: „Da aber je nach Statistik jedes dritte bis siebte Kind betroffen ist, können wir nicht ganz sicher sein, dass es nicht auch bei uns eine Dunkelziffer gibt.“
Das Stück wurde von der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück umgesetzt. Es existiert schon seit 17 Jahren und wird regelmäßig erneuert. Die Theaterpädagogen Simon Martin und Sermin Kayik zeigten den Kindern in Bergkamen, wie sie sich in verschiedenen Situationen verhalten sollen. Dazu gehört etwa die Begegnung mit einem Exhibitionisten oder auch ein Nachbar, der das Kind fragt, ob es mit hochkommen möchte, da er eine Tochter im Alter des Kindes habe. „Am letzten Beispiel wird gezeigt, dass nicht alle Situationen schlecht ausgehen, da es die Tochter wirklich gibt. Das Kind fragt aber vorher seinen Vater, der mitgeht“, erläutert Anja Bolz. Durch den Exhibitionisten, der vor kurzem auf einem Spielplatz in Methler aufgetaucht war, ist auch das erste Beispiel sehr wichtig und aktuell.
Die Kinder sollen sich in jeder Situation drei Leitfragen stellen. Die erste ist: Habe ich ein Ja- oder ein Nein-Gefühl im Bauch? Zweiten sollen sich Kinder fragen, ob jemand weiß, wo sie gerade sind. Außerdem ist es sehr wichtig, ob sie im Notfall Hilfe holen könnten.
Mit den Eltern der Schüler gab es gar keine Probleme, wie Anja Bolz berichtet. Auf einem Elternabend von der Kriminalhauptkommissarin Heike Redlin vom Kommissariat Vorbeugung mit Beispielen darüber informiert, wie sie ihr Kind vor Missbrauch schützen können.
Die Aktion wird von den beiden Schauspielern locker über die Bühne gebracht. Sie sind schon seit drei Jahren mit dem Stück „on Tour“. „Dadurch, dass sie das Ganze trotz des ernsten Themas auch humorvoll angehen, sorgen sie dafür, dass die Kinder sich öffnen und über das Thema reden“, erklärt Anja Bolz. „Wichtig ist vor allem, dass die Kinder wissen, dass sie niemals Schuld haben.“Den Schülern hat die Aufführung gefallen. „Das hat Spaß gemacht“, zeigt sich Stella (9) aus der 4a begeistert. „Und man konnte was draus lernen“, ergänzt ihr Klassenkamerad Sebastian (ebenfalls 9).
Das Projekt mit der Werkstat wird ab jetzt alle zwei Jahre fortgesetzt, damit alle Schüler für das Thema sensibilisiert werden. Des Weiteren gibt es schon seit einiger Zeit ein Selbstbehauptungstraining für Mädchen und ein Deeskalationstraining für die Jungen an der Schule.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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