Felder unter Wasser: Ernte gefährdet - Wird Spargel etwa noch teurer?
Diesmal haben die Bauern wirklich Grund zu klagen: Entlang der Seseke sind die Felder vom Hochwasser arg gebeutelt. „Die Ernte wird wahrscheinlich ausfallen.“
Hans Heinrich Wortmann hat Weizen und Gerste angebaut. „Wohl umsonst“, stöhnt er. Den wirtschaftlichen Schaden will er erst gar nicht beziffern. Wer ist Schuld, stellt sich die Frage. Hat die Felderüberschwemmung mit der Renaturierung der Seseke zu tun?
Hans Heinrich Wortmann, Landwirt in Altenmethler und stellvertretender Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, sieht sich, beziehungsweise seine Pflanzkulturen, aufgrund der Massermassen in den letzten Wochen ertrinken. 15 Zentimeter hoch steht das Wasser auf seinen Feldern, einer Fläche von insgesamt rund drei Hektar.
„Die Welle ist durch, die Pegelstände sinken“, heißt es vom Lippeverband in Essen. Das hilft Landwirt Wortmann wenig. „Das Wasser kann nicht über die Drainagen in die Seseke abfließen“, erklärt er. Das liege seiner Vermutung nach daran, dass im Zuge der Renaturierung die Abflüsse zur Seseke praktisch von oben abgeklemmt wurden. Durch die Befestigung der ehemaligen Kontrollwege und die Anlage der höher gelegten Radwege entlang der Seseke sei viel Erde bewegt worden, so Wortmann.
Für den Druck auf die Drainagenanschlüsse sorge insbesondere der Schotter, mit dem die rund 20 Zentimeter höher gelegten Radwege aufgeschüttet worden seien. Die Folge: Das Wasser steht auf seinem Feld, auf dem derzeit empfindliche Weizen und Gersten angebaut sind. Und damit sei auch die dringend nötige Sauerstoffversorgung nicht mehr gewährleistet.
Ludwig Holzbeck, Fachbereichsleiter Natur und Umwelt beim Kreis, wiegelt ab: Das Wasser stehe im Moment überall, weil der Boden übersättigt sei. Das sieht der Lippeverband offenbar anders: In einem Gespräch in der letzten Woche zwischen den Anliegern und Verbandsvertretern hat man von dessen Seite aus offenbar ein Einsehen: „Wir denken zurzeit über Maßnahmen im Bereich von Herrn Wortmann nach“, sagt Dirk Klingenberg vom Lippeverband, der letzte Woche mit den Anliegern an einem Tisch saß. Welche das sein würden, sei derzeit noch nicht spruchreif, so Klingenberg.
Das Wasser sozusagen als Erste-Hilfe-Maßnahme abzupumpen, gestaltet sich indessen mangels Stromversorgung freilich schwer. Von der Ernte aus den überschwemmten Feldstücken hat sich Bauer Wortmann bereits geistig verabschiedet. Wie hoch der Schaden sein werde, könne er im Moment noch gar nicht absehen, so Wortmann.
Nicht ganz so dramatisch sieht Landwirt Reiner Bröckmann vom Haus Mundloh in Bönen die Lage. „Wie sich die Wetterlage noch entwickeln wird, ist kaum absehbar“, so der Spargel-Bauer. „Für die Spargelernte wäre Hochwasser im April schlimmer. Ich sehe im Augenblick die Ernte noch nicht als gefährdet.“
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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