Bei Trennung: "Kinder im Blick"

Wenn Eltern sich trennen, leiden die Kinder. Foto: privat
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Morgens vor der Schule hat Nina (11) oft Bauchschmerzen. Mit ihren besten Freundinnen hat sie neuerdings ständig Ärger. Mit Max, ihrem jüngeren Bruder, gibt es dauernd Streit. Auch mit ihrer Mutter liegt sie sich viel schneller als früher in den Haaren. Reden will Nina mit niemandem darüber. Offensichtlich ist: Seit der Trennung der Eltern hat sie sich verändert. Im Elterngespräch mit der Lehrerin bekommt ihre Mutter eine wertvolle Hilfestellung: Der Elternkurs „Kinder im Blick“ bietet genau die Hilfe an, die sie und ihr Noch-Ehemann“ brauchen.

Schon der erste Termin mit der Beraterin der Diakonie Ruhr-Hellweg zeigt, dass die Eltern in den letzten Wochen viel mit sich selbst zu tun hatten. Der Vater ist in eine eigene Wohnung gezogen, es wird heftig über die Finanzen, die Aufteilung des Hausrats, das Sorgerecht für die Kinder gestritten. Beide Elternteile haben bei so viel Aufregung fast gar nicht gemerkt, dass vor allem Nina unter der Situation sehr leidet. In der Beratungsstelle der Diakonie Ruhr – Hellweg an der Kampstraße in Kamen hilft ihnen der Kurs, Schritt für Schritt wieder Zugang zu ihrem Kind zu finden, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen oder die Signale zu erkennen, mit denen Nina ihre Hilflosigkeit zeigt.
„Kinder im Blick“ ist längst nicht mehr nur ein Geheimtipp. Im fünften Jahr seines Bestehens gibt es Rekord-Anmeldezahlen. Wenn am 16. September der neue Elternkurs beginnt, sind 18 Teilnehmer dabei, darunter fünf ehemalige Paare – das ist eine Belegung von 110 Prozent. Der Run auf die Kurse bestätigt das, was die Universität München mit seiner Begleitforschung auch in Kamen seit 2009 bereits wissenschaftlich festgestellt hat: Die Hilfe, die den Eltern in den Kursen angeboten wird, kommt bei den Kindern an. Neue Erziehungsfähigkeiten wie das „Emotions-Coaching“ (z. B. bei Kinderängsten angewandt) helfen dabei, eine Entlastung – für alle – in der Trennungsfamilie herzustellen. Die Kinder geraten mit ihren Sorgen und Ängsten schlicht wieder in den Blick ihrer Eltern. In der Evaluation durch die Uni erhielten die Kurse der Diakonie im Jahr 2012 eine Gesamtnote von 1,6 (bundesweit 1,7).
Der Hilfebedarf spiegelt sich auch an anderer Stelle. 2012 suchten in insgesamt 228 Fällen Ratsuchende aus dem Kreis Unna fachliche Unterstützung in der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen der Diakonie in Kamen – darunter 82 Fälle (rund 140 Personen), bei denen Mütter und Väter Hilfen in einer Trennungs- und Scheidungssituation erhielten. Auch die Teilnehmer der Elternkurse – insgesamt erhielten 25 Familien mit 45 minderjährigen Kindern Unterstützung – suchten hier weitergehende Unterstützung. Darüberhinaus (neu seit 2012): Vier Paare (Eltern minderjähriger. Kinder) fanden in einer Familienmediation einvernehmliche Lösungen für ihre Trennung, die sie in einer Abschlussvereinbarung regelten und konnten damit auch ihre Kinder entlasten.
Der Erfolg der Elternkurse hat sich herumgesprochen: Die meisten Eltern kommen aufgrund eines Kontakts zur Beratungsstelle an der Kampstraße und zunehmend aufgrund einer Empfehlung durch die Jugendämter, Familienrichter oder Fachkräfte aus dem rechtlichen Bereich. Wichtig ist für die meisten Teilnehmer auch der Austausch mit anderen Eltern, der über „Tandempartner“ ermöglicht wird.
Wer mehr wissen will: Informationen gibt es unter Hier und auch per E-Mail unter wbraukmann@diakonie-ruhr-hellweg.de oder unter Tel. 02307 947430(Wolfgang Braukmann).

Wenn Eltern sich trennen, leiden die Kinder. Foto: privat
Kib-Leiter Wolfgang Braukmann steht für nähere Infos zur Verfügung. Foto: privat
Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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