Haltestelle Bahnhof Methler: Wirbel um Wartehäuschen und Taktile Elemente
Schmale Radfahrer gesucht
Gefährlich eng könnte es künftig auf dem Fuß-Radweg entlang der Robert-Koch-Straße in Methler werden. Der Ansicht ist Gunther Heuchel, Ratsherr Linke/GAL, Radfahrer und Sachkundiger Bürger im Mobiltäts-und Verkehrsausschuss. In Kürze sollen an den Bus-Haltebereichen Bahnhof Methler vor dem Kreisverkehr Wartehäuschen aufgestellt werden, taktile Elemente zur Orientierung für Sehbehinderte sind bereits verlegt. Und da staunte der Diplom-Mathematiker nicht schlecht, denn nach seiner Berechnung wird es zu knapp. Für alle Nutzer des Bürgersteigs.
Die weißen Rillensteine finden sich mittlerweile überall im Stadtbild, an Ampeln, Querungs- und Wartebereichen und dienen der Sicherheit von sehbehinderten Menschen. Die Elemente sind an der Robert-Koch-Straße im Bereich der Busbuchten in der Mitte zwischen Kante Wartehäuschen und Bordsteinkante eingebaut. „Sehbehinderte bleiben dort stehen und warten bis der Bus kommt“, erklärt Ratsherr Gunther Heuchel. Mit einem Bauingenieur hat er nachgemessen. Wegbreite 2,60, der Abstand zwischen Bordstein und Rillenplatten beträgt 56 cm, der zur Wartehalle hin 64 cm. Die Mitte des Plattenstreifens liegt bei 71 cm von der Fahrbahnkante. Bleibt ein Fußgänger auf den Rillenplatten stehen benötigt er rund 90 cm. Für passierende Radfahrer blieben 26 cm zur Fahrbahnkante, zur Wartehalle nicht viel mehr. „Mein Radlenker ist schon 60cm breit“, gibt Gunter Heuchel zu bedenken. Die Gefahr wird erhöht durch die Abschrägung der Bordsteinkante, was ein Abrutschen des Radfahrers begünstigen könnte. Und noch ein Problem hat Gunter Heuchel ausgemacht: Die Rillen der Platten haben mit 4,3cm die Breite eines üblichen Radreifens. Nicht nur bei Nässe eine Gefahr. „Wir sehen hier die Sicherheit der Radfahrer bedroht.“ Zudem sei sehbehinderten Bürgern an dieser Stelle nicht bewusst, dass sie auf einem Radweg stehen. Vom Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen e.V. hat Heuchel Unterstützung: Demnach seien Radwege als Fahrbahnen einzustufen, auf denen Rillen in Fahrtrichtung nicht erlaubt sind, also auch keine taktilen Elemente.
Stadt bessert nach
Die Gefahr sieht Dr. Uwe Liedke. 1. Beigeordneter der Stadt Kamen, eher nicht. "Sehbeeinträchtigte Menschen können so den Bussteig durch einen Helldunkelwechsel im Material unmittelbar am Bordstein besser erkennen." Im Vergleich zur Situation vor dem Umbau sei die Situation "nun mindestens nicht schlechter, sondern eher sogar besser". Nachbessern werde man an den geplaten Wartehäuschen. Die vorderen Stützen der Wartehallen erhalten zwecks besserer Sichtbarkeit eine zusätzliche Markierung. Die Erhöhung des Bordsteins durch bis zu 6cm werde durch besseren Kontrast der Oberflächen aufgehoben. "Besser als vorher." Auch seien Engstellen im Bereich von Bushaltestellen nicht unüblich. "Insbesondere der Bereich rund um die Bushaltestelle "Methler Bahnhof" ist von allen Teilnehmern gut einsehbar und stellt daher keine unfallträchtige Engstelle dar. Taktile Leitelemente stellen für den Radverkehr ebenfalls keine Beeinträchtigungen dar und können problemlos überfahren werden." Der 1. Beigeordnete macht deutlich, dass man sich bei Planungen im öffentlichen Verkehrsraum stets im Spannungsverhältnis aller Verkehrsteilnehmer befinde.
Kein Ausweichen
Die Gefahren aber überwiegen aus Sicht von Gunther Heuchel: Mehrspurige Fahrräder (z.B. Lastenräder) sind von der Radweg-Benutzungspflicht befreit. „Und wenn diese Räder Richtung Norden fahren, stehen sie plötzlich an der Bushaltestelle und können nicht ausweichen.“
Gunter Heuchel ist sicher, mit dem Umbau entspricht die Stadt Kamen nicht den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung STVO. Die legt besseren Schutz der Radler und strengere Regeln für Autofahrer fest. Er bezweifelt auch, das taktile Elemente überhaupt auf Radwegen verbaut werden dürfen.
Sein Lösungsvorschlag: Die Wartehäuschen rund 1,50m nach hinten setzen. Auf beiden Seiten sei dies möglich. Zudem sollte vor der Bushaltestelle die Bordsteinkante abgesenkt werden und das Überfahren zu ermöglichen. „So wie es jetzt gebaut wird haben Radfahrer Angst daher zu fahren.“ Dem entgegnet Dr. Uwe Liedke, ein Entfallen der Wartehäuschen sei keine Option, da Wartenden eine trockene Unterstellmöglichkeit angeboten werden müsse. Ob ein Versetzen nach hinten realisierbar wäre ist fraglich. Bei einem Ortstermin würde Gunther Heuchel die Situation gerne noch einmal mit Rat und Verwaltung erläutern.
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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