Schlaglöcher: Spiegelbild leerer Stadtkassen

Heute schon im Slalom um die Schlaglöcher gefahren?
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  • hochgeladen von Anja Jungvogel

Allerorten bietet sich nach der Schnee- und Frost­periode das gleiche erbärmliche Bild auf unseren Straßen, wie jedes Jahr: Schlaglöcher, so groß wie Bombentrichter.
Mit Kaltasphalt flicken die Mitarbeiter der Bauhöfe und der Straßenmeisterei derzeit die schlimmsten Schäden in den veralteten Fahrbahn­decken, in der Hoffnung dass es zumindest bis zur nächsten Frostperiode hält. Dass es sich dabei um reine „Tiefbau-Kosmetik“ handelt, wissen alle Zuständigen - aber angesichts leerer Kassen sind ihnen nach wie vor die Hände gebunden. Und ein Ende der Sisyphusarbeit ist nicht in Sicht, denn knappe finanzielle Mittel stehen einer Vielzahl von Altlasten aus den letzten Jahren gegenüber.
„Die Schäden werden nicht kleiner, sondern immer größer“, stöhnt Kamens Stadtsprecher Hanno Peppmeier. Gerade einmal 100.000 Euro sind im Kamener Nothaushalt für die alljährliche Misere vorgesehen, 20.000 Euro weniger als im letzten Jahr, welches nicht nur große Löcher in die Straßen, sondern auch in den Kassen gerissen hatte. Und die Flickschusterei mit Kaltasphalt, einer billigen, aber eben auch nicht gerade nachhaltigen Methode, geht - gezwungenermaßen - weiter. Schon im Dezember waren die Kolonnen des Kamener Bauhofes im Stadtgebiet unterwegs, um zumindest die gröbsten Schäden notdürftig zu verfüllen und auch jetzt sind sie wieder mit Fahrzeugen, Planiermaschinen und Schippen am Werk, um den Verkehrsteilnehmern den Slalom um die „Asphalt-Wunden“ zu ersparen - zumindest bis zur nächsten Frostperiode.
Zwar habe man seitens der Stadt keine finanziellen Möglichkeiten, die Schäden nachhaltig zu bekämpfen, so Peppmeier. Dafür wäre schon ein Auskoffern der Stellen und das Verfüllen neuer Tragschichten nötig. Garantiert werde aber alles getan, um die Verkehrssicherheit, so gut es gehe, zu gewährleisten.
Ein ähnlich dramatisches Bild bietet sich auch in Bergkamen. Der Westenhellweg in Heil etwa oder die Landwehrstraße präsentieren sich als regelrechte Buckelpisten - und das schon seit Jahr und Tag. Immerhin rund eine halbe Millionen Euro steht der Kommune für die Sanierung zur Verfügung und das auch nur, weil die Stadt knapp am Nothaushalt vorbeigeschrammt ist. „Brauchen würden wir locker das Dreifache“, sagt der technische Beigeirdneter Dr. Joachim Peters. Was man in der Nordbergstadt auch dringend brauche, so Peters, sei ein weiteres Konjunkturprogramm, wie man es bereits in Sachen energetischer Sanierung sinnvoll umgesetzt habe, um den Nachholbedarf aufzuholen.
Thomas Bruns, stellvertretender Leiter der Straßenmeisterei Unna von Straßen NRW, malt mit Blick auf Bundes- und Landesstraßen ein düsteres Szenario. Zwar habe das Land angedeutet, die bislang eingeplanten Mittel von insgesamt knapp 280 Millionen Euro für die dringend nötige Sanierung im kommenden Jahreshaushalt aufzustocken. Aber Fachmann Bruns weiß genau: „Langen wird das hinten und vorne nicht“. Viele der Straßendecken, so Bruns, stammten noch aus den 50er und 60er Jahren - und da reiche Kaltasphalt einfach nicht aus.
In diesen Tagen, so Bruns, würden die Mitarbeiter daher auch mit Heißasphalt rausfahren, etwa zur besonders schlimm betroffenen Dortmunder Allee, wo das Tempolimit streckenweise auf 10 km/h heraufgeschraubt wurde, oder zur Hochstraße. Aber auch diese Maßnahmen sind freilich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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