Kreis Unna: Wie hilft eigentlich ein Teilhabemanager“?
Ohne Heimat, ohne Geld und ohne Perspektive
Sie kamen aus Afghanistan, Nigeria oder beispielsweise aus dem Irak: Junge Geflüchtete mit Duldung oder Aufenthaltsgestattung. Die meisten sind im Alter von 18 bis 27 Jahren. Was sollen sie jetzt hier machen?
"Bislang standen diese Menschen im Schatten unserer Gesellschaft", weiß Sozialdezernent Torsten Göpfert. Er bemüht sich, im Rahmen eines kreisweiten Projektes, Perspektiven zu schaffen. "Sie sollen endlich am gesellschaftlichen Leben teilhaben und eine Chance bekommen, eine Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt zu erlangen."
Geduldete sind eigentlich ausreisepflichtig, können aber aktuell nicht abgeschoben werden. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Wie es sich anfühlt, nicht "erwünscht" zu sein, weiß Mazen Kanaan (auf dem Foto vorne links) aus eigener Erfahrung. Er ist einer von insgesamt drei Teilhabemanagern im Kreis Unna, die ab jetzt den jungen Geflüchteten zur Seite stehen: "Ich kenne die Situation, mit einer Duldung zu leben", verrät er. Mazen Kanaan kam vor zwanzig Jahren nach Deutschland. "Diese Menschen sind von vielen Angeboten ausgeschlossen, haben keine Perspektiven."
Endlich durchstarten
Nun sollen sie gemeinsam im Kreis Unna durchstarten. „Es gibt eine Vielzahl von Unterstützungsansätzen. Diese sollten möglichst am persönlichen Potential der Menschen anknüpfen. Maßnahmen dazu können die Teilhabemanager vermitteln und so bessere Integrationschancen und Perspektiven eröffnen“, erklärt Torsten Göpfert das Projekt, das auf Initiative des Landes NRW verwirklicht werden kann. 304.000 Euro stellt die Regierung dazu bereit und deckt damit 80 Prozent der Personalkosten ab. Der Kreis Unna trägt die restlichen 20 Prozent - rund 76.000 Euro. Hinzu kommen noch 58.000 Euro Arbeitsplatzkosten. Insgesamt liegt der Kreis-Anteil damit bei 134.000 Euro.
Die Teilhabemanager
Alexandra Chiribes ist Ansprechpartnerin für Menschen aus Lünen und Selm. Sie kommt aus Rumänien und arbeitete als Leiterin eines Sinti- und Roma-Projektes.
Farah El Maaroufi kümmert sich um Geflüchtete aus Werne, Bergkamen, Kamen und Bönen und hat in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt. Unter anderem war sie in der Beschwerdestelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Unna-Massen tätig.
Mazen Kanaan ist für Menschen aus Unna, Fröndenberg, Holzwickede und Schwerte da. Er studierte Politik und Recht mit Schwerpunkt auf Arbeits- und Sozialrecht und arbeitet heute als Übersetzer arabischer Sprache. Mazen Kanaan unterstützt seit Jahren Geflüchtete und hat in seiner Funktion als Teilhabemanager schon einige Klienten beraten.
Die Zielgruppe
„Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig und findet auf Augenhöhe statt“, sagt Ingo Gall vom kommunalen Integrationszentrum. „Es geht im persönlichen Gespräch darum, zu schauen, wo die jungen Geflüchteten stehen und welche Ziele sie hier in Deutschland verfolgen.“
Wie viele "Geduldete" leben hier?
Im Kreis Unna sind 262 Personen mit Duldungsstatus und 348 Personen mit Aufenthaltsgestattung im Alter von 18 bis 27 Jahren gemeldet (Stand Oktober 2019). Insgesamt leben offiziell in Deutschland 191.000 Menschen als "Geduldete" (Stand Mai 2020).
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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