Junkie-Altenheim - Bürger fragen: "Sind wir jetzt die Bösen?"
Seitdem vor zwei Jahren die Nachricht verbreitet wurde, dass im ehemaligen Nonnenerholungsheim in Dreihausen ein Altersheim für Junkies entstehen soll, flammen immer wieder Diskussionen auf.
Ein Pilotprojekt soll das Junkie-Altenheim sein. Verständlich, dass angesichts mangelnder Erfahrungswerte für die betroffenen Bürger in Dreihausen viele Fragen offen bleiben. Nachdem die Lüsa als Mieterin des Objekts erste Bedenken beschwichtigen konnte, treten aber immer neue Fragen auf. Die 15 ehemaligen Junkies, die in das Gebäude ziehen sollen, sind schwer krank, wollen nur noch ihre Ruhe und in Würde altern und sterben. Dieses Recht möchte ihnen auch niemand in Dreihausen streitig machen. Aber das „Wie“ der Vermittlung, das stößt einigen im Dorf sauer auf.
"Wir werden nicht ernst genommen!"
Franz-Josef Müller bringt es auf den Punkt: „Die Verantwortlichen nehmen uns nicht ernst!“ Diesen Eindruck gewann der Dreihausener vor allem in der Bürgerversammlung: „ Es schien, als ob kritische Fragen nicht gewünscht seien“, beschwert sich Müller. „Entweder wurde man abrupt unterbrochen, oder aber man wurde sogleich in die Nazi-Ecke gestellt.“ Dabei ginge es ihm nicht darum, die Junkies zu verurteilen. „Natürlich haben sie ein Recht darauf, versorgt zu werden und in Würde alt zu werden. Aber sie sollen die gleichen Rechte wie alle anderen genießen.“ Das Schlagwort lautet: soziale Gerechtigkeit. Für Franz-Josef Müller und andere Dreihausener ist es nur schwer einsehbar, warum die Bewohner des Junkie-Altenheimes anscheinend mehr Rechte zugebilligt bekommen als „normale“ Bewohner eines Seniorenheims. „Warum leben sie nicht mit anderen Menschen in einem Altersheim? Wäre das nicht auch Inklusion?“ Schließlich bekämen die Dreihausener Altenheimbewohner nicht nur beispielsweise Einzelzimmer und medizinische Versorgung. Auch ein Bus führe dann zwei Mal täglich für die Bewohner nach Unna. Dies können die Dreihausener ansonsten nicht - auch für die Schulkinder gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel.
Die Dreihausener möchten Antworten auf diese und andere Fragen, möchten sich in ihren Anliegen und Gedanken verstanden wissen. „Aber“, so betont Franz-Josef Müller, „das ist einfach nicht erwünscht.“
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Autor:Martina Abel aus Kamen |
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