Plakatkampagne der Jugendämter
"Heute schon mit Ihrem Kind gespielt?"
Die Eltern von heute sind medienaffin – Handy, PC und Tablett selbstverständlicher Alltag. Die Bedürfnisse von Kindern geraten dabei manches Mal aus dem Blick: Wenn Eltern in digitale Welten abtauchen, fühlen sich Kinder nicht wahrgenommen, unwichtig oder vernachlässigt. Die Jugendämter im Kreis Unna möchten deshalb den Blick der Eltern für die Belange ihrer Kinder schärfen – und machen mit einer Plakatkampagne den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zum Thema.
Kreis Unna. Eltern, die mit dem Kinderwagen unterwegs sind und ihre Facebook-Posts checken, im Wohnzimmer vorm PC oder Fernseher sitzen, wenn das Kind dabei ist, sind zwar nah, nicht aber wirklich fürs Kind da. Auch Kitas und Schulen erleben allzeit mobile Eltern, die schnell noch eine Mail checken oder sich ein Posting ansehen, wenn sie ihre Kinder abholen – ohne es zu begrüßen oder mit ihm zu sprechen.
"Dabei brauchen Kinder Exklusivzeit und Aufmerksamkeit. Nicht rund um die Uhr, aber in bestimmten, nur ihnen zur Verfügung stehenden Zeiten", betont Nicole Börner, Netzwerkkoordinierende für Frühe Hilfen in Kamen. Der Zusammenhang ist von Bedeutung: Für die gesunde Entwicklung eines Kindes ist die Auseinandersetzung mit den Eltern, ihrer Aufmerksamkeit und ihrem Lob unersetzlich, damit eine gute Eltern-Kind-Bindung entsteht.
Diese wiederum ist wichtig für die erfolgreiche Sprachentwicklung sowie die Entwicklung von Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit. Die Notwendigkeit, auf das Problem hinzuweisen, bestätigten auch die Praktiker aus dem AWO Familienzentrum "Auf dem Mühlenberg", Fröndenberg/Ruhr und der Hellwegschule in Bönen bei der Vorstellung der Kampagne. "Das Bild, dass Eltern sich mehr mit dem Smartphone als mit ihrem Kind beschäftigen, ist mittlerweile leider auch auf Spielplätzen, in Wartezimmern oder an vielen anderen Orten längst alltäglich", sagen sie.
Die Jugendämter im Kreis Unna werben mit der Plakataktion für eine bewusst gepflegte Eltern-Kind-Beziehung. Die Motive zeigen Situationen, die jeder schon erlebt hat; die Textzeile ist bewusst provokativ gehalten: "Heute schon mit Ihrem Kind gesprochen?" oder "Heute schon mit Ihrem Kind gespielt?"
Es geht nicht darum, digitale Medien zu verteufeln oder Eltern zu rügen. "Die Motive sollen Eltern sensibilisieren, darüber nachzudenken, wie oft sie mit dem Smartphone beschäftigt sind und ihre Kinder dabei nicht beachten", sagt Monika Thünker, Netzwerkkoordinierende Frühe Hilfen beim Kreis Unna.
Alle Jugendämter im Kreisgebiet beteiligen sich an der Kampagne, die durch die Netzwerkkoordinierenden Frühe Hilfen der einzelnen Städte und Gemeinden organisiert wird. Die Erstauflage beträgt 3.000 Stück, aufgehängt werden die Plakate an Orten, an denen sich Eltern aufhalten – also beispielsweise an Kindergärten, Grundschulen oder Beratungsstellen. Vor Ort wird die Kampagne an unterschiedlichen Stellen durch verschiedene Aktionen begleitet.
Autor:Carolin Plachetka aus Bochum |
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