Gedanken zur Freiheit

Kamener Künstler über den Literaturpfad des Kulturkreises

Auf mehreren Stelen präsentiert der Kulturkreis Kamen Zitate zum Thema Freiheit. Wir haben Kamener Künstler gefragt, was sie von der Idee halten.

In auffälligem Orange springen sie sofort ins Auge: acht Stelen, die entlang der Seseke von der Brücke von Montreuil-Juigné im Osten Kamens bis Bankgruppe kurz vor dem Eilater Weg im Westen verschiedene Zitate berühmter Persönlichkeiten aus drei Jahrtausenden zum Thema Freiheit präsentieren.

Auf die Idee kamen Klaus Holzer und seine Frau Thea, die ähnliche Literaturpfade in anderen Orten entdeckten. „Daraufhin haben wir uns mit unseren Mitstreitern im Kulturkreis zusammengesetzt und überlegt. Eigentlich wollten wir etwas zu Dichter- oder Schriftstellerjubiläen machen. Dann haben wir uns aber für Zitate zu bestimmten Themen entschieden.“

Mit der Stadt – die Stelen stehen auf öffentlichem Grund und Boden – war die Zusammenarbeit von Anfang an problemlos, wie Holzer beschreibt. „Gemeinsam haben wir passende Zitate zum Thema Freiheit ausgesucht. Auch mit der jetzigen Bürgermeisterin Frau Kappen lief die Zusammenarbeit gut.“ Als die Planungen für den Sesekepark liefen, reichte der Kulturkreis zwei DIN-A4-Seiten mit Vorschlägen wie Wasserspiele oder Geräte zum Muskeltraining ein. Vieles wurde auch umgesetzt. Durch die Kooperation musste der Kulturkreis das Projekt, das einen niedrigen vierstelligen Betrag kostete, auch nicht selbst finanzieren. Angefertigt wurden Stelen und Tafeln in Kamen. Und der städtische Bauhof übernahm die gut gesicherte Montage der Tafeln, von denen Besprayungen leicht entfernt werden können.

Das Thema Freiheit ist hochaktuell, wie Holzer erklärt. Flaneure und Spaziergänger werden durch die Tafeln zu eigenen Gedanken angeregt. „Ich wurde schon darauf angesprochen, dass es schön sei, sich eigene Gedanken dazu machen zu können.“ Im Zwei-Jahres-Rhythmus sollen neue Tafeln zu anderen Themen angebracht werden.

Und wie gefällt der Literaturpfad den Kamener Künstlern? Wir haben einige gefragt:

„Ich finde die Idee gut“, erklärt Autor Heinrich Peuckmann. „Der Kulturkreis bringt dadurch mehr kulturelles Niveau in die Stadt. Das ist nicht immer einfach.“ Besonders gefällt ihm das Zitat von Erich Fried, den er sogar mal kennen gelernt hat. „Mir gefällt das Wortspiel.“ Wichtig ist es, da es viele Autokraten und Diktatoren gebe, die gegen das freie Wort kämpfen.

Autor Raimon Weber gratuliert der Stadt Kamen zu dem Literaturpfad. „Mögen viele Menschen Zeit vor den Zitaten verbringen und sie verinnerlichen. Denn Freiheit ist in diesen Tagen längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Manch ein Populist möchte sie radikal begrenzen und baut sie perverser weise gleichzeitig in sein Vokabular ein.“ Falls weitere Zitate gesucht werden, schlägt er den „von manchen zu Unrecht als Schmutzfink titulierten Charles Bukowski“ vor: „Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel – und die dummen Menschen so voller Selbstbewusstsein sind."

„Der Kulturkreis Kamen hat mit dieser feinen Idee einen herausragenden wie bedeutsamen Beitrag geleistet“, findet auch Autorin Heike Gellert. „Die Inhalte – Perikles sprach bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. von Mut – regen zum mutigen öffentlichen Nachdenken an, weil sehr aktuell.“ Bei dem Thema Kultur sei die Freiheit nicht wegzudenken. „Die Freiheit des Wortes" ist mir wichtig, daher gibt es keinen Freibrief für Angriffe und Beleidigungen auf die lebenden Dichter und Denker.“ Ihr Vorschlag für ein weiteres Thema: Mut.

„Das bürgerschaftliche Engagement des Kulturkreises Kamen und den von ihm konzipierten Kulturpfad finde ich höchst verdienstvoll“, sagt der Komponist Reinhard Fehling. Die Denkanstöße zeigten durch ihre Platzierung im öffentlichen Raum, dass Stadt, Natur und Kultur zusammengehören. Besonders freut ihn, dass auch Erich Fried vertreten ist, der im September 1979 zum Antikriegstag auf dem Willy-Brandt-Platz gelesen hat. Mit der „Kamener Songgruppe“ hatte Fehling Fried durch einen Kompositionszyklus geehrt, der 1993 in der Konzertaula uraufgeführt wurde. „Für die Zukunft könnte ich mir auch andere Themen verstellen, z. B. Umwelt, Frieden oder soziale Gerechtigkeit.“

„Der kleine Pfad gefällt mir. Eine schöne Idee, die ich von vielen anderen Orten kenne,meist kurze Spazierwege an Bächen und Flüsschen entlang, stille, beschauliche Orte, die zum Nachdenken anregen“, sagt der Autor und Maler Gerd Puls. „Ein Lieblingszitat habe ich nicht. Es sind wunderbare Gedankensplitter aus größeren Zusammenhängen. Wenn die Zitate dazu anregen, sich intensiver mit den Werken einzelner Autoren zu beschäftigen, hat der Pfad seinen Zweck gut erfüllt.“

"Die Zitate des Literaturpfades in Kamen gefallen mir ausnehmend gut", findet die Autorin Roswitha Koert. "Ich freue mich, dass sich in der Literatur-Szene in Kamen soviel bewegt." Am besten gefällt ihr das Zitat von Benjamin Franklin und das Lied "Die Gedanken sind frei", das sie schon als Kind in der Jungschar im ev. Gemeindehaus gesungen hat. Für die Zukunft schlägt sie Zitate heimischer Schriftsteller und Autoren vor. "Als Themen würde ich mir die Bereiche Mut, Freundschaft und Liebe, aber auch Vergänglichkeit und Tod wünschen. Letzteres sollte in unserer Gesellschaft endlich aus dem Tabu-Themen-Bereich heraus geholt werden."