150 Jahre Bergarbeitersiedlung Kaiserau
Kaiserau feiert Jubiläum
150 Jahre Bergarbeitersiedlung Kaiserau
Im Bereich östlich von Dortmund kennt man im Kamener Stadtteil Methler die Örtlichkeit Kaiserau. Heute vor allem durch das „SportCentrum Kaiserau“, früher auch „Sportschule Kaiserau“, sehr bekannt. Kurios ist die Tatsache, dass dieser Bereich Kaiserau nie eine selbständige Gebietskörperschaft war. Ein Teil von Kaiserau gehörte zur Gemeinde Methler und der andere Teil zur Gemeinde Westick. Die ehemaligen Dörfer Methler, Westick und Wasserkurl bilden ja heute den Stadtteil Methler.
Die erste Erwähnung Kaiserau fand, der jetzt im Ruhestand lebende Archivar der Stadt Kamen, H. J. Kistner im Hellweger Anzeiger und Bote. Dort wurde am Samstag den 8. Juli 1871 unter der Rubrik Bekanntmachung folgendes annonciert: „In der Kaiserau bei Zeche Courl sind zum 1. August fünfzig und zum 1. September weitere dreißig geräumige Familienwohnungen für Bergleute nebst Ländereien unter günstigen Bedingungen zu beziehen. Nähere Auskunft ertheilt der Betriebsführer der Zeche Courl“. So kann in diesem Jahr im Stadtteil Methler ein 150 jähriges Jubiläum gefeiert werden, nämlich 150 Jahre Kaiserau.
Alles begann mit der Zeche Kurl. Um genügend Arbeiter (Bergleute) einstellen zu können, wurde auf der „grünen Wiese“ im „Drei-Länder-Eck“ Dortmund Husen – Methler – Westick eine Siedlung für die Bergarbeiterfamilien errichtet, die „Kolonie Kaiserau“.
Die Zeche Kurl war um 1900 ein großer Arbeitgeber in Dortmund-Husen.
Die „Kolonie Kaiserau“ war keine geschlossene Bebauung, sondern wurde an verschiedenen Örtlichkeiten aufgebaut und bestand in der ersten Bauphase aus Fachwerkhäusern. In der zweiten Bauphase wurden die weiteren Zechenhäuser „Stein auf Stein“ errichtet. Die ursprüngliche Kolonie Kaiserau besaß es keine Straßennamen. Die einzelnen Siedlungsteile wurden durchnummeriert und nannten sich dem entsprechend: Sektion 1, Sektion 2 bis eben Sektion 8. Die Gemeinde Westick führte dann als erste offizielle Straßennamen ein. Später gab es natürlich für alle Straßen, eben auch in Methler, eindeutige Namen.Schnell wuchs diese Siedlung weiter an. Neben den Zechenhäusern (die Sektionen 1 bis 8) und vielen Privathäusern wurde die entsprechende Infrastruktur aufgebaut, also Geschäfte, Gasthäuser (Kneipen) und Schulen. Auch eine katholische Kirche (St.-Marien) wurde errichtet. Schon nach kurzer Zeit lebten in Kaiserau wesentlich mehr Einwohner als in Methler, Westick oder Wasserkurl.
Die einzelnen Sektionen in Kaiserau Zur leichteren Lokalisierung der einzelnen Sektionen werden die heutigen Straßennamen benutzt. Von den ursprünglichen acht Sektionen sind nur noch zwei vorhanden, wenn auch nicht mehr ganz im Originalzustand. Es sind die Sektionen 7 und 8, die anderen sind der Sanierung zum Opfer gefallen.
Den Anfang macht die Sektion 1. Zwölf Häuser befanden sich im westlichen Bereich der Richard-Wagner-Straße, die ursprünglich Goethestraße hieß und eine Sackgasse war.
Sektion 1 befand sich im westlichen Bereich der Richard-Wagner-Straße.
In der Sektion 2 standen nur sechs Häuser. Diese Sektion lag an der Robert-Koch-Straße, im zwischen Einmündung Lortzingstraße und Zugang zur Max-Planck-Straße. Die Robert-Koch-Straße hieß früher Kreisstraße und durchlief die Gebiete von Methler, Westick und Wasserkurl. Im Bereich Methler hieß die heutige Robert-Koch-Straße Bahnhofstraße bis zur Eingemeindung nach Kamen.
Sektion 2 befand sich im nordwestlichen Bereich der Robert-Koch-Straße.
Die Sektion 3 lag entlang der südlichen Max-Planck-Straße mit 10 Häusern und außerdem noch zwei Häuser an der Heinestraße, das war die Verlängerung der Springorumstraße. Die Max-Planck-Straße hieß früher Uhlandstraße.
Sektion 3 befand sich im südlichen Bereich der Max-Planck-Straße.
Die Sektion 4 im südwestlichen Bereich der Lindenallee gelegen, bestand aus 11 Häusern. Die Lindenallee bekam ihren Namen erst Mitte der 1950er Jahre, davor hieß sie Kreisstraße.
Sektion 4 befand sich im südlichen Bereich der Lindenallee.
Die Sektionen 1 bis 4 befanden sich auf dem Boden der Gemeinde Methler. Die anderen Sektionen (5 bis 8) gehörten zur Gemeinde Westick.
Die Sektion 5 bestand ursprünglich aus 12 Fachwerkhäuser gelegen an der Händelstraße, die früher Husener Straße hieß. Im Zweiten Weltkrieg sind Häuser durch Fliegerbomben zerstört worden, so dass nach dem Krieg nur noch sieben vollständige Zechenhäuser und ein halbes bis zum endgültigen Abriss dieser Sektion gestanden haben.
Sektion 5 befand sich im nordwestlichen Bereich der Händelstraße.
In der Sektion 6 standen 21 Häuser. Bis auf zwei Häuser, im Fachwerkstil, wurden die anderen 19 Häuser „Stein auf Stein“ errichtet. Ursprünglich eingeschossig wurde um 1885 ein Dachgeschoss aufgesetzt. Durch eine Fliegerbomben wurde ein halbes Haus zerstört und auch nicht wieder aufgebaut. Die Straße an der die Sektion 6 lag hieß Springorumstraße, die heute nicht mehr existiert.
Sektion 6 befand sich in der Springorumstraße, die sich südlich der Einsteinstraße befand.
Die Sektion 7 ist noch vorhanden an der Germaniastraße. Allerdings sind zwei Häuser entfernt worden, diese waren im Baustil der Steinhäuser von Sektion 6 erbaut worden. Vorhanden sind noch acht Gebäude.
Sektion 7 befindet sich an der Germaniastraße.
Die Sektion 8 besteht noch an der Röntgenstraße, die früher Glückaufstraße hieß. Auch hier sind einige Häuser entfernt worden, darunter befand sich der alte „Arbeiter-Konsum“. Von den 17 Zechenhäusern stehen nur noch 12 Häuser.
Sektion 8 befindet sich an der Röntgenstraße.
Autor:Wilfrid Loos aus Kamen |
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