"Hilfe, die Zivis sterben aus!"
„Sie bereichern meinen Arbeitsalltag!“ Da ist sich Hartmut Antonius Kemper ganz sicher. Und er muss es wissen, denn seit 14 Jahren betreut Kemper die im Umweltbereich beim Kreis Unna eingesetzten Zivildienstleistenden. Im Sommer ist jedoch Schluss; dann wird es bundesweit keine „Zivis“ mehr geben.
Nur noch bis zum Sommer
Mit rund 40 jungen Menschen hat Kemper in all den Jahren zusammengearbeitet und er denkt voller Freude, Stolz und Anerkennung an die Zeit mit den fleißigen Helfern zurück. Gelernt haben bei der Zusammenarbeit alle Beteiligten. „Durch die Zivildienstleistenden blieb meine Arbeit praxisorientiert“, so der staatlich geprüfte Umweltschutztechniker (Schwerpunkt Landschaftspflege).
Ali Rosstem aus Holzwickede und Christian Budweg aus Dortmund leisten bis April ihren Zivildienst beim Kreis ab - und sind dort die „letzten ihrer Zunft“. Die Arbeit in der Natur und für die Umwelt beginnt für die beiden früh und endet - außer freitags - um 16 Uhr. Morgens um sieben Uhr trifft sich Hartmut Antonius Kemper mit den zwei „Zivis“ auf dem Kreis-Bauhof an der Florianstraße in Unna. Dann sind sie bereits fertig umgezogen und tragen Schutzkleidung, wie zum Beispiel Sicherheitsschuhe. Auf Anweisung oder auch gemeinsam mit Kemper machen sie sich dann ans Werk. „Selbst in diesem Winter gab es keinen Tag, an dem wir nicht draußen waren“, unterstreicht Kemper.
Die Witterung verlangte den jungen Männern einiges ab. „Die Jungs wissen, dass wir hier keine leichte Arbeit erledigen, aber Kälte, Eis und Schnee um die Jahreswende setzten uns allen doch besonders zu. Als sich dann auch immer mal wieder der Transporter festfuhr, war es richtig hart“, macht Kemper den Zivildienstleistenden ein Kompliment für ihre Ausdauer und Geduld.
Die Arbeit in der Natur ist natürlich „Saisongeschäft“. Im Winter werden Baumkronen gepflegt, im Frühling werden neue Bäume gesetzt. Im Sommer steht Mähen, Zäune bauen und Schilder setzen auf dem Programm. Im Herbst geht es mit Fäll- und Pflegearbeiten von Bäumen und Sträuchern weiter. „Ohne die Unterstützung der Zivildienstleistenden wären in den letzten Jahren weniger Maßnahmen durchgeführt worden“, ist Kemper überzeugt.
In der Erntezeit lernten die „Zivis“ auch Obstsorten kennen. „Einige wussten, als sie bei uns anfingen, nur, dass es rote und grüne Äpfel gibt. Sie waren dann richtig erstaunt, von mehreren hundert Sorten zu hören und ein Großteil auch zu sehen“, erinnert sich Kemper.
Rund 25 Prozent aller Zivildienstleistenden hatten Berufserfahrung mit oder waren bereits qualifiziert. „Für uns von der Kreisverwaltung war das von Vorteil. Eine Voraussetzung für das Ableisten des Zivildienstes war das aber nicht“, macht Kemper deutlich.
Die jungen Männer waren meist motiviert und engagiert. „Ihre fleißigen Hände werden an vielen Orten fehlen und kleinere Arbeiten werden nicht mehr so zeitnah durchgeführt werden können“, bedauert Kemper das bundesweite „Aus“ für den Zivildienst. „Solche engagierten, interessierten und körperlich fitten jungen Helfer zu ersetzen, wird nicht einfach sein.“
Autor:Anja Jungvogel aus Unna |
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