Die letzten Heuler zwischen Bar und Barrikade
Eine Hommage an den Dichter und Liedermacher Robert Gilbert
Das diesjährige Projekt des Kamener Heuler-Chores erzählt von den Höhen und Tiefen des Liedermachers Robert Gilbert
Das hatte Kamen noch nicht gesehen: Ein revueartiges biografisches Programm über das bewegte Leben eines großen Unbekannten. Dieser Unbekannte namens Robert Gilbert hat die Texte von vielen Liedern geschrieben: 'Ein Freund, ein guter Freund', 'Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen' und die Sache mit dem 'Weißen Röss'l' und dem 'Salzkammergut' - zu ihrer Zeit Mega-Hits. Dass er auch eine andere politische Seite hat, das erfuhr man im Konzert der 'Letzten Heuler'. Zwischen Bar und Barrikade bewegte sich der Autor und so erklangen im Konzert auch Lieder gegen den Faschismus, den Militarismus und den Kapitalismus der 20er/30er Jahre. Einige Chormitglieder präsentierten sich gekonnt als Solisten im zeittypischen Look der Weimarer Jahre.
Die beiden Schauspieler Barbara Blümel und Michael Kamp folgten mit Gedichten und Conférencen - oft im berlinerischen Tonfall - dem Lebenslauf des Autors. Holger Woltering trat als charmanter Gesangssolist mit gewissem Glamourfaktor in Erscheinung. Chorleiter und Komponist Reinhard Fehling sang den anrührenden 'Abschied von Berlin', den Gilbert 1933 nehmen musste und seine düstere Prophezeiung, dass sein geliebtes Berlin dereinst ein 'wirrer Haufen Stein' sein würde.
Fehlings Kompositionen prägten den 2. Teil des Programms und fügten dem wilden und erfolgreichen Gilbert die Facette des von der Veränderung der Welt in den 50er bis 70er Jahren Enttäuschten hinzu. Sein Fazit: 'Es geht auf keine Kuhhaut, was die Menschen mit den Menschen machen'. Das Publikum verfolgte gebannt den Abend bis zu seinem stillen Abklang. Minutenlange stehende Ovationen zeigten: Man hatte verstanden.
Autor:Jörg Prochnow aus Kamen |
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