Von Mauern im Kopf
Dichtender Polizist veröffentlicht 3. Gedichtband
Egoismus, Menschen verstehen und das Ruhrgebiet – das sind einige der Themen, mit denen sich der Kamener Autor Bernhard Büscher in seinem mittlerweile dritten Lyrikband „Mauern im Kopf“ beschäftigt.
In Kamen ist der 70-Jährige noch immer sehr bekannt: 35 Jahre lang war Bernhard Büscher Polizeibeamter, davon 15 Jahre in der Kamener Innenstadt. Regelmäßig kommt er mit Menschen, die er häufig durch seinen Beruf kennengelernt hat, ins Gespräch. Auch so kommt er auf die Themen seiner Gedichte, die jetzt bereits in seinem dritten Lyrikband erschienen sind.
Oft sind es Gedanken, die er hatte, während er sich mit einem bestimmten Menschen unterhalten hat. So sprach er mal mit einem Mann, der rassistische Äußerungen über Menschen machte, ohne diese zu kennen. „Da gibt es Mauern, die wir im Kopf haben, wenn wir unser Gegenüber beurteilen“, sagt er. „Flüchtlinge verlassen ihr Land ja nicht, weil es in Deutschland viel schöner ist. Sie nehmen aus Not, auch mit Kleinkindern, Anstrengungen mit ungewissem Ausgang auf sich.“ Er findet: „Wir verschwenden unsere Zeit oft mit Hass oder Streit, dabei könnten wir sie besser nutzen, indem wir den anderen wertschätzen oder besser kennenlernen.“
Klug
Klug ist nicht derjenige
der meint, dass er klug ist
sondern derjenige, der weiß
wer klug ist
(Text: Bernhard Büscher)
Büscher hat bereits als Jugendlicher Lyrik verfasst. Regelmäßig schreibt er seine Gedanken auf. Mit seinen Gedichten will Bernhard Büscher zum Nachdenken anregen – über sich selbst und über die Mitmenschen. Bestärkt wurde er von seinem guten Freund, dem Kamener Autor Heinrich Peuckmann. „Anfangs versuchte ich in meinen Gedichten zu viel zu erklären. Heinrich sagte mir, ich soll die Texte auch offenlassen. Mit 70 habe ich wieder einen Deutschlehrer“, sagt Büscher schmunzelnd.
Für eines der Gedichte hat er sich in den Garten gesetzt und über den Wechsel der Jahreszeiten nachgedacht. „Im Frühling wird gesät und im Herbst geerntet. Das habe ich mit meinem Leben verglichen“, beschreibt er. Büscher geht meistens von eigenen Beobachtungen aus. „Man muss nicht nur hinhören, sondern auch zuhören.“ Ein anderes Mal sprach er mit jemandem, dessen Sohn Selbstmord begangen hatte. „Der Sohn hatte gegen seine inneren Dämonen gekämpft, aber konnte nicht gewinnen“, beschreibt Bernhard Büscher.
Die Gegenwart
Wir kennen die Vergangenheit
wir suchen in der Zukunft
wir meinen, unser Leben
findet in der Gegenwart statt
und stellen fest
sie ist schon nicht mehr da, wenn wir sie aussprechen
Wir sprechen von einer Gegenwart
die es nicht gibt
(Text: Bernhard Büscher)
Ein anderes Gedicht dreht sich um eine Mutter, die vier Kinder großgezogen und ihre Eltern gepflegt hat. Trotzdem steht sie jetzt alleine da. Auch dies ist von einer Geschichte inspiriert, die Bernhard Büscher erzählt wurde. „Hätte die Frau die Kinder adoptiert, hätte sie dafür finanzielle Unterstützung bekommen, Urlaubsanspruch gehabt und man wäre stolz auf ihre Leistung gewesen. Aber bei den eigenen Kindern hält man sowas für normal“, sagt der Autor.
Auch im Radio hat Bernhard Büscher schon aus seinem Band gelesen. Der vierte Gedichtband ist bereits in Arbeit. „Es ist schwierig, Lyrikbände zu verlegen“, bedauert er. Aber mit seinem jetzigen Verlag hat er Glück. „Denen gefällt meine Lyrik“, freut er sich. Und den Lesern auch.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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