Platten-Salat auf dem Boulevard
„Die Füße beim Gehen hochnehmen, nicht schlurfen“, pflegte mein Vater zu sagen. Ein Rat, den die Fußgänger auf der Bahnhofstraße dringend befolgen sollten. Die Kanten vieler Gehwegplatten stehen hoch und wackeln hin und her. Am Freitagmorgen (18. Januar) wurde der Schaden entdeckt.
Kurze Zeit später war Orange die bestimmende Farbe auf dem Boulevard. Zwanzig Männer vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr waren mit sechs Fahrzeugen vor Ort und schaufelten ein Sand-Split-Gemisch auf die Platten und in die Fugen. „Eine erste Maßnahme, um Unfälle zu verhüten“, erklärt Ralf Lieder. Abteilungsleiter für die Straßenunterhaltung. So etwas habe man in dreißig Jahren noch nicht erlebt, so Lieder weiter .
Und warum gerade in diesem Winter? Schuld sei der Wechsel zwischen Frieren, Auftauen und wieder Frieren, erklärt Lieder und nennt gleich einen weiteren – tiefer liegenden – Schuldigen: den Untergrund. Denn der ist „starr“, gibt nicht nach. So hat man Gehwege bis Anfang der 80er Jahre gebaut. „Heute würde man einen flexiblen Untergrund einbauen“, sagt Kollege Frank Michalowski, Teamleiter des städtischen Bauhofs. Da könne das Tauwasser besser abfließen.
Beide Fachleute weisen auf einen weiteren Punkt in der Ursachenkette hin: den Lieferverkehr. Schwere LKW belasten die Gehwegplatten, die dadurch Risse bekommen und brechen. Die Stabilität der Fläche wird so aufgehoben. „Das ist ein Domino-Effekt“, erklärt Ralf Lieder. Defekte Platten nehmen den angrenzenden den Halt.
Die aktuellen Arbeiten sind erst einmal nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Reparaturen könne man erst nach Ende der derzeitigen Witterung vornehmen, so die Fachleute.
Eines scheint sicher: Nach Ende der Frostperiode kommen viel Arbeit und erhebliche Kosten auf die Stadt zu; denn insgesamt 8000 Quadratmeter Gehweg sind geschädigt. 5000 auf der östlichen Seite (vom Bahnhof kommend links!), der Rest auf der westlichen Seite.
Bis dahin also, wie schon anfangs gesagt, ist Vorsicht geboten, denn alle Unebenheiten kann auch der Sand nicht verhindern.
Autor:Rainer Rüsing aus Herne |
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