MUTTERS HÄNDE

8. Mai 2011
LOKALKOMPASS, Wesel

Viele Leser kennen sicherlich den Roman "Rheinsberg", des Schriftstellers und Journalisten Kurt Tucholsky ( geb. 1890 in Berlin, gest. 1935 in Göteborg) der 1912 veröffentlicht wurde. Erst 1967 wurde dieser Stoff für den Film umgesetzt mit der jungen Cornelia Froebess und dem jungen Christian Wolff in den Hauptrollen. Ebenfalls nicht unbekannt dürfte der Roman "Schloss Gripsholm" von 1931 sein, der auch für den Film mit Nadja Tiller und Walter Giller bereits 1963 bearbeitet wurde. Darüber hinaus hat Kurt Tucholsky eine große Anzahl von Gedichten verfaßt, bei der mir eines zur Zeit des Muttertages besonders in den Sinn kommt. Die Verehrung und Anerkennung der Mutter wird hier in berlinerischem Dialekt hervorgehoben. Es stammt zwar aus einer vergangenen Zeit, doch die Mutterliebe kann keine Zeit einholen.

Mutters Hände von Kurt Tucholsky

Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm -
un gewischt un jenäht
un jemacht un jedreht...
alles mit deine Hände.

Hast de Milch zujedeckt,
uns bobongs zujesteckt
un Zeitungen ausjetragen-
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält...
alles mit deine Hände.

Hast uns manches Mal
bei jroßem Schkandal
auch'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht,
sechse sind noch am Leben...
Alles mit deine Hände.

Heiß warn se un kalt.
Nun sind se alt.
Nu bist du bald am Ende.
Da stehn wir nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.

Autor:

Peter Reiss aus Wesel

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