Deutschland steht im Halbfinale der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Ein letztendlich hochverdienter 4:2 Erfolg über die griechische Nationalmannschaft lässt den Traum eines erneuten Finals gegen Spanien weiter hochleben.
Die griechische Nationalmannschaft spielte wie erwartet sehr defensiv, beschränkte sich auf vereinzelte Kontervorstöße, die aber meist brotlos blieben und keine ernsthafte Gefahr darstellten. Hingegen konnte die deutsche Nationalmannschaft mit schnellem Offensivspiel das griechische Bollwerk immer wieder zu Fehlern zwingen und hätte auch schon vor dem 1:0 durch Philipp Lahm in Führung gehen können.
Dabei zeigte sich vor allem Marco Reus in starker Verfassung, der wie auch André Schürrle und Miroslav Klose neu in der Startelf stand. Auch der zwischenzeitliche Ausgleich, der nach einem Konterangriff vom griechischen Stürmer Samaras erzielt wurde, wurde schnell weggesteckt und so brachte Khedira nur sechs Minuten später die kurz zitternden Fans mit dem 2:1 wieder in den Ekstase Zustand.
Bei meiner Reise durch Mülheim, um an den verschiedensten Public Viewing Orten die deutschen Spiele zu sehen, befand ich mich dieses mal im Cinemaxx im Rhein Ruhr Zentrum. Seit Beginn der Europameisterschaft lockt das Kino mit kostenlosem Eintritt und der Möglichkeit in einem Kinosaal auf der großen Leinwand die Spiele der deutschen Nationalmannschaft zu schauen.
Der Saal war gut gefüllt und nur wenige Plätze blieben frei, bis das Spiel vom slowenischen Schiedsrichter Damir Skomina angepfiffen wurde.
Mit gleich vier Änderungen in der Aufstellung ging die deutsche Nationalmannschaft in das Spiel gegen die Griechen: André Schürrle startete für Lukas Podolski, Marco Reus ersetzte Thomas Müller, Miroslav Klose stürmte an Stelle von Mario Gomez und Jerome Boateng kehrte nach seiner abgesessenen Gelb-Sperre in die Startaufstellung zurück.
In der Anfangsphase trat schnell das ein, womit die Mehrheit gerechnet hatte. Die Griechen versuchten fast ausschließlich aus einer starken Defensive heraus das ein oder andere mal duch einen Konter gefährlich zu werden, während die DFB-Elf mit starken, schnellen Kombinationen versuchte, das Bollwerk der Mannschaft von Trainer Fernando Santos zu überwinden.
In der 4. Minute kam es zur ersten Großchance für das deutsche Team: Nach einem Schuss von Sami Khedira ließ Torwart Sifakis den Ball nach vorne abprallen und Miroslav Klose spitzelte den Ball über die Linie. Im Cinemaxx schrien schon viele auf und freuten sich über das vermeintliche Führungstor, welches aber durch die Abseitsstellung von Klose zurecht aberkannt wurde.
In den Folgeminuten war das Spiel von Jogi Löws Mannen schon fast zu offensiv ausgerichtet, weshalb ein leichtsinniger Ballverlust von Schweinsteiger in der 11. Minute beinahe gefährlich wurde, aber von der Hintermannschaft noch verhindert werden konnte. Fast im Gegenzug hatte Reus die Möglichkeit zur Führung. Der Torchance ging eine klasse Kombination zwischen Reus, Klose und Khedira voraus.
Auch anschließend kam so gut wie nichts von der griechischen Nationalmannschaft. Außer übermotivierten Aktionen, wie die sich häufenden Fouls von Angreifer Samaras, die folgerichtig zur gelben Karte führten, hatten sie dem deutschen Offensivdrang nichts entgegenzusetzen. Die Führung schien nur eine Frage der Zeit zu sein: In Minute 23 bis 25 kam es gleich zu vier Chancen in Folge, aber Reus, Klose und auch Mesut Özil konnten auch diese nicht verwerten. Die Geduld im Cinemaxx schwand allmählich. Man war sich sicher, dass bei einem Führungstreffer das Spiel schon so gut wie entschieden sei, denn "was solle die Offensive der Griechen schon anrichten?"
Aber das Tor fiel nicht. Und aus dem Nichts hatte dann sogar Griechenland die Chance zur Führung, als Ninis aus gut 20 Metern abzog und Neuer zu einer Parade zwang. Das Spiel beherrschte aber weiterhin die deutsche Nationalmannschaft. In der 39. Minute fasste sich Philipp Lahm ein Herz, schoss aus 18 Metern den Ball ins rechte obere Eck und besorgte somit die längst überfällige 1:0 Führung für die deutsche Nationalmannschaft. Die Erleichterung im Kinosaal war eindeutig zu spüren, der ausgelassene Jubel bestätigte dies.
Das Team ließ auch danach nicht locker. Noch bevor der Halbzeitpfiff ertönte, dachte so mancher schon das 2:0 wäre gefallen, als Schürrle nur das Außennetz traf. Somit ging es mit einer knappen, aber hochverdienten 1:0 Führung in die Pause und kaum einer glaubte daran, dass das Spiel noch kippen und die Griechen eine Chance auf das Weiterkommen haben könnten.
Zur zweiten Halbzeit reagierte Griechen-Trainer Santos und brachte Bundesliga Legionär Gekas und auch Fotakis in die Partie. Eine Veränderung der Defensiv-Taktik war allerdings nicht spürbar, nur die Konterangriffe erfolgten nun dynamischer und schneller. Dies reichte, um in der 55. Minute, nachdem Badstuber Salpingidis laufen ließ und dieser den einschussbereiten Samaras in der Mitte anspielte, den 1:1 Ausgleich zu erzielen. Jetzt herrschte Schockzustand im Cinemaxx. Damit hatte niemand gerechnet. Ein "Das glaub ich jetzt nicht!" oder "Das kann doch wohl nicht wahr sein!" hallten durch den Saal. Die Griechen glichen aus und wenn man in die Gesichter der griechischen Fans im Stadion schaute, konnte man fast denken, dass selbst die eigenen Anhänger völlig sprachlos waren und nicht damit gerechnet haben, dass ihr Team noch einmal in das Spiel zurückfindet.
Der Schockzustand fand aber glücklicherweise nicht den Weg auf den Platz, auf dem die Nationalmannschaft nun auf den 2:1 Führungstreffer drückte. Nur sechs Minuten nach dem Ausgleich konnte Sami Khedira mit einem Volleyschuss, nach einer Flanke von Boateng, den alten Abstand wieder herstellen und den kurzzeitigen Schockzustand schnell wieder auflösen.
Jetzt hatten die Griechen nichts mehr entgegenzusetzen. Weitere sieben Minuten später konnte Miroslav Klose nach einem Freistoß von Mesut Özil per Kopf das 3:1 erzielen und entschied damit endgültig die Partie. Dabei sei gesagt, dass ein grober Torwartfehler von Sifakis den Kopfballtreffer von Klose erst ermöglichte. Die Griechen waren geschlagen und es war nichts mehr von der Offensive zu sehen. Anstattdessen konnte auch Marco Reus seine starke Leistung in der 74. Minute mit einem Treffer krönen, bevor er anschließend durch Mario Götze ersetzt wurde.
Mit einem 4:1 ging es also in die Schlussphase der Partie, in der im Cinemaxx gesungen, gefeiert und sich schon auf das bevorstehende Halbfinale gefreut wurde. Auch der Anschlusstreffer in der 89. Minute, den Salpingidis per Elfmeter erzielte, trübte die Feierstimmung nicht im Geringsten.
Abschließend kann man von einem souveränen Sieg sprechen, bei dem das Spiel zwar durch den zwischenzeitlichen Ausgleich kurz auf der Kippe stand, aber dieser schnell wieder von Sami Khedira egalisiert wurde. Griechenland konnte kaum Offensivakzente setzen und auch die Defensiv-Taktik nicht umsetzen, vier Gegentore sprechen dabei eine deutliche Sprache. Die DFB-Elf hingegen hat mit schnellen Kombinationen, zeitweise sogar mit einem sehr ansehnlichen "One-Touch-Football" das griechische Bollwerk oft überwunden und hätte durchaus noch mehr Tore schießen können.
Im Halbfinale am kommenden Donnerstag trifft die deutsche Nationalmannschaft nun auf den Sieger der Partie England gegen Italien.
Autor:Christian Knoth aus Mülheim an der Ruhr |
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