17 Jahre nach dem gewaltsamen Sturz der Taliban ist hoch umstritten, wohin sich Afghanistan entwickelt. Verläuft die Stabilisierung des Landes langsamer als erwartet - oder scheitert sie? Werden die NATO-Staaten oder die Taliban den Krieg gewinnen?
Der Referent Jochen Hippler ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Privatdozent am Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen. Er hat viele Aufsätze zu Terrorismus und Terrorismusbekämpfung veröffentlicht.
Veranstalter:
Neues Evangelisches Forum Kirchenkreis Moers
"laboratorium" - Ev. Zentrum für Arbeit, Bildung und betriebliche Seelsorge
Jochen Hippler zum inhaltlichen Hintergrund des Vortrages:
Seit langem ist klar, dass der Krieg in Afghanistan weder von der NATO noch den Taliban militärisch zu gewinnen ist. Der Krieg wird vor allem um die Loyalität der Bevölkerung geführt, nicht primär um Gebiete oder Festungen. Und die turmhohe militärische Überlegenheit der USA und ihrer Verbündeten mag dazu führen, dass sie militärisch nicht besiegt werden können - aber die Bevölkerung auf dem Land ist so nicht zu gewinnen. Kriegsentscheidend wird sein, ob der afghanische Staat von der Bevölkerung als legitim und effektiv wahrgenommen wird - oder wenigstens als das kleinere Übel. In den letzten Jahren sind dabei aber eher Rückschläge zu verzeichnen: Der Staat ist weiter schwach, korrupt, gelähmt, von Kriegsherren durchsetzt. Außerhalb der Städte ist er entweder kaum vorhanden oder wird als Plage empfunden, etwa seine Polizei. Gerade auf dem Land werden die Aufständischen (insbesondere die Taliban) zunehmend als das kleinere Übel empfunden.
Die Entsendung zusätzlicher Truppen durch die US-Regierung ändert daran nichts. Sie wird die taktischen Fähigkeiten des afghanischen Militärs mäßig verbessern, hat aber keine Auswirkungen auf die strategischen Gründe des Scheiterns der NATO in Afghanistan. Die afghanische Regierung bleibt gelähmt und wenig wirksam, ihre Leistungen für die Bevölkerung unzureichend. Wahrscheinlich ist eine schleichende und langsame weitere Schwächung der Staatlichkeit, bei Machtzunahme lokaler und aufständischer Gruppen. Die westliche Politik verzögert diesen Prozess, kann ihn aber nicht aufhalten.
Autor:Hinrich Kley-Olsen aus Moers |
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