Moers. Hinter dem Kurs „Fitness Roberto 49+“ beim VfL 08 Repelen verbirgt sich mehr als das Krafttraining von Männern im sogenannten besten Alter.
Schwitzen, Lachen und Klönen
Empfindliche Nasen vernehmen dreimal wöchentlich in den Morgenstunden Schweiß, wenn sie sich dem Fitness-Center an der Glückauf-Kampfbahn im Moerser Norden nähern. Ein Gewirr von dunklen Männerstimmen und einladendem Lachen wechselt mit dem Stöhnen und Ächzen in der etwa 100 quadrat-großen ‘Muckibude‘ auf dem Vereinsgelände des VfL 08 Repelen an der Stormstraße. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag zwischen 10 und 12 Uhr die gleiche Kulisse, inzwischen stemmen seit Oktober 18 Männer fleißig bis heiter Gewichte an den Kraftmaschinen. Früher haben sie „auf Kohle gemacht“, standen unter Tage an vorderster Reihe vor dem schwarzen Gold. Schon auf dem Weg zum Flöz in tiefen Schachtsohlen haben die Kumpels zu Schichtbeginn bei steigender Temperatur und Luftfeuchtigkeit mehrere tausend Kalorien verbrannt. Entsprechend musste die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme während des aktiven Arbeitslebens auf der Zeche ausfallen. Mit der Schließung des letzten niederrheinischen Bergwerkes, der Anlage West in Kamp-Lintfort Ende 2012, gingen viele Bergleute nach 30 und mehr Arbeitsjahren in den verdienten Ruhestand.
Muckibude gegen Ruhestandsplautze
Ganz neu aus dem Boden gestampft hat der in Meerbeck geborene Sarde Roberto Cocco (52) den Fitness-Kurs nicht. „Im Bergwerk West wurde in 2007 ein Trainingscenter aufgebaut, damit die Kumpels gesund werden bzw. bleiben“, erklärt der begeisterte Sportler, der bis zu seiner Anstellung im Juli 2008 als Rückenschultrainer 31 Jahre lang als Hydrauliker, Ausbilder und Mitglied der Grubenwehr auf den Anlagen Rheinpreussen, Pattberg, Prosper, Niederberg, Walsum und West tätig war. Beim VfL führt Cocco dieses Trainingsangebot weiter, da er einige Kumpels getroffen hat, die „im Ruhestand 3-mal kurz Gassi um den Block gehen, bei ihrem gewohnten hohen Kalorienbedarf bleiben und eine ‘Couch-Plautze‘ kriegen.“ Als weiteren Grund für das Angebot, welches mit gemeinsamen Ausflügen und Fahrradtouren, sowie einer einwöchigen Sardinienreise, für den Zusammenhalt abgerundet wird, sieht er: „Viele Kumpels würden wir sonst gar nicht mehr sehen.“ Bei den zwischen 49 und 63 Jahre alten Sportkumpels konnte Cocco Ehrgeiz wecken, in diesem Jahr wollen alle das Sportabzeichen in Gold in den Disziplinen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination bestehen.
Kameradschaft wie damals auf der Zeche
Der 61-jährige Helmut Limmer aus Neukirchen-Vluyn hat 35 Jahre In der Aufbereitung auf Niederberg und West ‘auf’m Buckel‘, Bluthochdruck und Herzprobleme traten auf. Erleichtert und begeistert erzählt er nach dem Verdacht auf Herzinfarkt: „Da ich hier Sport treibe, bin ich dran vorbeigekommen.“ Nicht nur für den ehemaligen Reviersteiger Peter Homolka (57) aus Repelen ist die Kameradschaftspflege sehr wichtig, beispielhaft benennt er: „Mein alter Schul- und Jugendfreund musste wegen Krankheit vorzeitig in Ruhestand. Zuerst zierte er sich mitzukommen. Aber als er hörte, hier sind alte Kumpels, startete er durch.“ Über die große Nachfrage und gute Resonanz freut sich Roberto Cocco, da auch ehemalige Bergleute, die in Alpen und Sonsbeck wohnen, teilnehmen. Weitere Anfragen nimmt er gerne unter 02841-9163955 entgegen.
Autor:Christian Voigt aus Moers |
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