Der Start der Quadriennale am Abend des 10. September wurde zu einem rauschenden Fest der Kunst, das die ganze Stadt erfasste und Düsseldorfs Ruf als internationale Kunstmetropole festigt. Elf-Tausend Besucher waren bis in die Nacht unterwegs, um sich mit dem Shuttlebus oder zu Fuß die hochkarätigen Ausstellungen in den zehn beteiligten Häusern, den Partner-Institutionen und Galerien anzuschauen und ab Mitternacht eine riesige Party im K 21 zu feiern. Ob in der Kunstsammlung NRW, dem KIT (Kunst im Tunnel), im NRW Forum oder der Julia Stoschek-Collection: Kunstbegeisterte aller Altersklassen strömten gut gelaunt in die Museen. Künstler, Sammler, Galeristen und Museumsdirektoren, Leihgeber, Politiker, Sponsoren und Kuratoren mischten sich darunter, immer wieder tauchten bekannte Gesichter auf, angeregt im Gespräch vertieft oder interessiert die Werke - manchmal die eigenen - betrachtend. Es zeigte sich: In dieser Stadt wird die Kunst gelebt und geliebt. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K 20 präsentiert auf 3000 Quadratmetern die Beuys-Retrospektive "Parallelprozesse". Eine Schau, die laut Direktorin Marion Ackermann einlädt, sich ohne mediale Reizüberflutung intensiv mit dem Einzelwerk zu befassen. Sie begrüßte in ihrem Haus Künstler wie Katharina Fritsch, Thomas Struth und Norbert Taddeusz sowie die Familie von Joseph Beuys: Seine Frau Eva und die Kinder Wenzel und Jessyka. Berühmte Sammler und Leihgeber wie Reiner Speck und Heinz Ackermanns trafen auf den Kölner Museumsdirektor Kasper König, NRW-Familienministerin Ute Schäfer und den Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Banken, Andreas Schmitz. Die von ihm geleitete HSBC Trinkaus hat die Ausstellung mit dem größten Einzelbetrag der Geschichte des Museums unterstützt, auch dies ein Zeichen für deren internationale Qualität. Das von Beat Wismer geleitete "museum kunst palast" am Ehrenhof, dessen Vorplatz mit Fackeln illuminiert war und zum Verweilen einlud, zeigt in Zusammenarbeit mit der Tate Liverpool Nam June Paik. Eigens aus New York war seine Witwe Shikego Kubota mit Paiks Neffen Ken Paik Hakuta angereist. Shikego freute sich sichtlich; fröhlich lachend streifte sie trotz ihrer Beschwerden beim Gehen immer wieder durch die Räume. Auch Künstler, die mit dem Videokunst-Pionier an der Düsseldorfer Akademie gelehrt haben, erwiesen ihrem verstorbenen Freund Referenz: Gotthard Graubner und Konrad Klapheck, Reiner Ruthenbeck und Mary Bauermeister, Mitbegründerin der Fluxus-Bewegung. Die gesamte Stadtspitze, angeführt von OB Dirk Elbers, hatte das Museum wenige Stunden zuvor besucht, als Thomas Schütte der mit 55.000 Kunstpreis der Stadt Düsseldorf verliehen wurde. Schütte, dessen Laudatio Kunstmuseumsdirektor Dieter Schwarz aus Winterthur hielt, spendete das Preisgeld umgehend an das Kinderhospiz Regenbogenland. Im NRW-Forum von Petra Wenzel und Werner Lippert fand ein Klassentreffen der etwas anderen Art statt: "Der rote Bulli. Stephen Shore und die neue Düsseldorfer Fotografie" zeigt die Entwicklung der Fotogeschichte seit den 70 er Jahren ausgehend von Shore, dem Pionier der amerikanischen New Color Fotografie, und Bernd und Hilla Becher. Kaum einer der in der Schau vertretenen Künstler ließ es sich nehmen, die großen Vorbilder und Lehrer persönlich zu begrüßen: Ob inzwischen berühmte Stars wie Andreas Gursky, Candida Höfer, Elger Esser und Thomas Ruff oder weniger bekannte wie Andi Brenner, Kris Scholz, Wendelin Bottländer und Volker Döhne - alle trafen sich in der Rotunde des Museums, die Galeristen Jürgen Wilde, Hans Strelow und Dorothee Fischer und den Verleger Lothar Schirmer inbegriffen.
In der oberen Etage des Forums zeigt das "IMAI" (Inter Media Art Institute) Werke der seit 40 Jahren in Düsseldorf lebenden Katharina Sieverding. Die international renommierte Medienkünstlerin und Professorin ließ es sich nicht nehmen, selbst ihr faszinierendes Werk "Test Cuts/Projected Data Images" zu erklären, das ein einzigartiges Kaleidoskop ihres bewegten Lebens inmitten der Kunstszene spiegelt. Im Kunstraum KAI 10 fesselte Mischa Kuball mit seiner Licht-Installation die Besucher, während Katharina Grosse ihr Außenprojekt der Kunsthalle an der Johanneskirche vorstellte: Eine überdimensionale, bunt besprühte Ellipse, die mit ihren Perforierungen das Spiel von Wahrnehmung zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, zwischen Raum, Architektur und Licht thematisiert. In Kunsthalle und Kunstverein tummelte sich zwischen den Direktoren Gregor Jansen und Vanessa Joan Müller die Konzept-Künstlergarde, die in der Schau "Von realer Gegenwart. Marcel Broodthaers heute" ihre Sicht auf den großen Belgier umsetzte, darunter Olivier Foulon, Susanne Winterling und Cerith Wyn Evan. Noch weit nach Mitternacht wurde auf im K 21 getanzt und gefeiert. Es zeigte sich: Kunst allerersten Ranges bringt die Menschen zusammen und kann eine ganze Stadt vibrieren lassen.
Autor:Nele Cent-Roppel aus Monheim am Rhein |
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