Das NRW-Handwerk setzt in Zukunft auf ein zweigliedriges Schulsystem in Nordrhein-Westfalen, lehnt eine Privilegierung der neuen Gemeinschaftsschule zu Lasten der bestehenden Schulen jedoch ab. „Es darf keinen neuen Schulkrieg in NRW geben!“ mahnte der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf und des NRW-Handwerkstages, Professor Wolfgang Schulhoff am Mittwoch in Düsseldorf vor mehr als 300 geladenen Gästen auf dem "Treffpunkt Handwerk – Herbstempfang 2010" der Kammer. Unter den Gästen waren u.a. Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Günther Horzetzky, Oberbürgermeister Dirk Elbers, CDU-Generalsekretär Oliver Wittke sowie zahlreiche Landtagsabgeordnete.
Der schulpolitische Fokus der Landesregierung müsse vielmehr auf konkrete Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung des Unterrichts gelegt werden. „Es ist ein Skandal, dass viele Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn nicht ausbildungsfähig sind!“, redete Schulhoff Klartext. „Wir dürfen das duale System nicht verkümmern lassen!“ Das Handwerk dränge deshalb nicht zuletzt auf eine gute Fachlehrerversorgung an den Schulen – unter Einschluss der Berufskollegs. Handwerksmeister müssten im Schnellverfahren für den Einsatz an Berufsschulen qualifiziert und eingestellt werden, empfahl der Kammerpräsident. Er mahnte nachdrücklich an, dass auf den Schulzeugnissen auch weiterhin klare Aussagen über das Sozialverhalten stehen müssten: „Ein Firmenchef muss sehen können, wie es um Ordnungssinn, Fleiß und Pünktlichkeit eines Schulabgängers bestellt ist.“
Weiter wies er auf Anpassungsdefizite der Gesellschaft an den demografischen Wandel und den Vertrauensverlust der Bürger gegenüber der Politik hin. „Insbesondere der Widerstand gegen Großprojekte ist auch vom Unwillen einer satten Bevölkerung gegen jede Art von Veränderung getragen“, so Schulhoff. Doch wer sich heute krampfhaft an Besitzstände klammere, der werde morgen alles verlieren. Er warnte eindringlich vor einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stillstand, vor einer „blockierten Republik“.
An der Rente mit 67 führe kein Weg vorbei. Selbstverständlich müsse es flexible Lösungen geben. „Keiner verlangt von einem 67-jährigen Dachdecker, dass er Arbeiten auf dem Dach ausführt“, stellte er richtig. Auch auf das Thema Einwanderung ging Schulhoff ein. „Wir brauchen den Zuzug junger talentierter Menschen im Land“, betonte er und forderte ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild. „Auch Deutschland muss einen Weg einschlagen, der uns die Einwanderer bringt, die wir brauchen. Einen Zuzug in die Sozialsysteme können wir uns nicht länger leisten“, so der Präsident. Schon jetzt sei der Markt für Fachkräfte leergefegt, und der Fachkräftemangel werde sich weiter verschärfen.
Regierungspräsidentin Anne Lütkes ist die erste Amtsträgerin dieses Postens und noch dazu von der grünen Partei. Ihr Auftritt sorgte daher für besonderes Interesse. Lütkes kündigte an, dass die Landesregierung die Ausnahmenregelung des Handwerkerparkausweises für Umweltzonen zunächst bis Mitte 2011 verlängern wolle. Die Landesregierung reagierte damit auf die massiven Proteste betroffener Handwerker und auf die Fahrzeugdemo vor der Handwerkskammer. Die neuen Luftreinhaltepläne sollen so ausfallen, dass wirtschaftliche Härten gemildert würden. Das Land wolle den Mittelstand stärken, die Meistergründungsprämie erhalten und im Dialog mit dem Handwerk durch weitere Initiativen ergänzen. Das Handwerk sei die Stütze der Wirtschaft und der Gesellschaft im Regierungsbezirk, betonte Lütkes.
In seinem Schlusswort ging Kammerhauptgeschäftsführer Dr. Thomas Köster auf die Imagekampagne ein. „Ohne Handwerk wären wir wieder in der Steinzeit“, brachte er es auf den Punkt. Plakate, Aufkleber, Anzeigen würden mit frechen Sprüchen und interessanten Motiven ebenso wie der TV-Spot Aufsehen erregen. „Mit dieser Kampagne backen wir keine kleine Brötchen“, so Köster. „Denn schließlich gehört Klappern zum Handwerk.“
Oberbürgermeister Dirk Elbers hatte zuvor das Goldene Ehrenzeichen von der Handwerkskammer verliehen bekommen.
Mehr dazu unter: http://www.lokalkompass.de/duesseldorf/politik/oberbuergermeister-dirk-elbers-erhielt-goldenes-ehrenzeichen-d27924.html
Autor:Norbert Opfermann aus Düsseldorf |
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