Vortrag von Regina Plaßwilm über Erinnerungen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern
Ein innovativer Beitrag zu einer "Oral History" der Zeitgeschichte erwartet die Besucherinnen und Besucher auf einer Veranstaltung der NaturFreunde Düsseldorf am Freitag, 29. April um 19.30 Uhr im Naturfreundehaus Gerresheim, Morper Straße 128. Die Historikerin Regina Plaßwilm führte über 50 biografisch-narrative Interviews mit Zeitzeugen in Belarus, Russland, Frankreich und den Niederlanden. In ihrer Studie vertritt sie die These, dass die Erinnerungen der überlebenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im doppelten Sinne aufschlussreich und wichtig sind: Sie korrigieren offizielle Darstellungen durch Einbeziehung der Opferperspektive und ermöglichen darüber hinaus Rückschlüsse auf die gesellschaftlichen Konventionen und Tabus der öffentlichen Erinnerung, die sich bis in den Diskurs der Opfer eingeschlichen haben.
In ihrem Vortrag wird Regina Plaßwilm einen Schwerpunkt auf die Erinnerungszeugnisse der im Kindesalter Deportierten legen. Anhand von narrativen Interviews mit ehemaligen osteuropäischen Zwangsarbeitenden in Russland und Belarus wurde festgestellt, dass die Erfahrungen dieser Opfergruppe von ehemaligen erwachsenen Zwangsarbeitenden nicht als gleichwertige Erlebnisse betrachtet werden, weil sie als erzählte und nicht als erlebte Erfahrungen und insofern als konstruiert bewertet wurden. Somit stehen diese Personen bis heute unter einem enormen Rechtfertigungs- und Erklärungsdruck gegenüber der Zivilgesellschaft. Oftmals waren die Zeitzeugen bemüht, Einzelheiten, die sie als Kind im Deutschen Reich geprägt haben, zu rekonstruieren und zu verstehen, obwohl vielfach keine genauen Erinnerungen vorlagen.
Autor:Matthias Moeller aus Düsseldorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.