“Der Trauer einen Ort - dem Ort eine Form geben.”
Am heutigen Ewigkeitssonntag wurde um 16 Uhr in der Düsseldorfer Altstadt ein besonderer Trauerort eröffnet.
Auf dem Gelände der Bergerkirche wurde eine Stätte eingerichtet
- für Menschen, die nicht zu den Gräbern ihrer Angehörigen gehen können
- für Zuwanderer und Flüchtlinge
- für Menschen aller Religionen und Kulturen.
Eine interkulturelle Gruppe mit Menschen aus 12 Ländern hat das Konzept für den Trauerort erarbeitet. Der Evangelische Kirchenkreis Düsseldorf stellt eine Freifläche neben der Berger Kirche zur Verfügung: gut erreichbar, aber dennoch vom lebhaften Treiben in der Altstadt abgeschirmt.
Bereits 2009 wurde ein Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung eines multikulturellen Trauerortes ausgelobt.
Die Wettbewerbs-Herausforderungen waren unter anderem:
- Der Ort darf nicht religiös fixiert sein, soll aber für jedes religiöse Bedürfnis offen sein.
- Die betroffenen Menschen sollen am Prozess der Gestaltung dieses Ortes beteiligt werden.
- Sie müssen ihre persönlichen Rituale bezogen auf ihre Kultur und Religion selber gestalten können.
Die elementaren Formen für einen symbolischen Vollzug sind:
- Erde: Erdbestattung, begraben
- Wasser: See-Bestattung, versenken
- Feuer: Feuer-Bestattung, verbrennen
- Luft: Luft-Bestattung, verflüchtigen.
Der ausgewählte und prämierte Entwurf von Anne Mommertz beinhaltet eine Landschaftsarchitektur mit natürlichem Material und organischer Formgebung.
Die fließende Einwärtsbewegung der flachen gemauerten Spirale wiederholt sich in der Wegführung des weißen Kieswegs, der Bepflanzung mit Stauden, Bambus und Gräsern, der Anordnung der Sitzbänke in hellem Holz und des kleinen Wasserlaufs.
Der jetzt eröffnete Trauerort wurde von der Künstlerin Anne Mommertz entworfen und gestaltet. Sie erklärt dazu: “Die große Form meines Entwurfs ist die eines Schneckenhauses. Das Schneckenhaus kann sowohl den Rückzug in das eigene Innere, als auch das Heraustreten aus dem Inneren in die Welt symbolisieren. Der Trauerort bietet Halt im Chaos durch einen Mittelpunkt, strahlt aber auch eine offene, natürliche Atmosphäre aus.”
Die Berger Kirche in der Düsseldorf-Altstadt ist geöffnet von Montag bis Freitag, 15.00 bis 18.00 Uhr.
Die Berger Kirche wurde 1687 erbaut und nach den Kriegsschäden 1960 wieder aufgebaut.
Hier finden schon seit 1901 keine regelmäßigen Gottesdienst mehr statt.
Die Kirche wird seit 2003 von der Diakonie genutzt. Sie ist nicht nur Ort der Ruhe und Andacht in der turbulenten Altstadt, sondern auch Veranstaltungsort für Vorträge und Kongresse, die sich mit dem Sozialen aus christlicher Sicht auseinander setzen. Sie wird zugleich als Informationsstelle für die vielfältigen Angebote der Diakonie genutzt.
Die Kirche liegt unauffällig in einem Hinterhof der Bergerstrasse - mitten in der Altstadt in der Nähe des Innenhafens.
Autor:Dorothea Weissbach aus Oberhausen |
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