DIE FAMILIENUNTERNEHMER
"Navigieren in der globalen Wirtschaft: Chancen und Herausforderungen"

v.l.: Dr. Thomas Stoffmehl,  Patrick Sonntag, Regina Glaser, Tarik Eginc, Dr. Georg Rotthege und Lothar Grünewald | Foto: Mara Kainzinger, Grünewald Consulting; Rechte: DIE FAMILIENUNUNTERNEHMER
  • v.l.: Dr. Thomas Stoffmehl, Patrick Sonntag, Regina Glaser, Tarik Eginc, Dr. Georg Rotthege und Lothar Grünewald
  • Foto: Mara Kainzinger, Grünewald Consulting; Rechte: DIE FAMILIENUNUNTERNEHMER
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Tropfen um Tropfen entsteht ein See.“ (Türkisches Sprichwort)

Die Verlagerung von betrieblichen Aktivitäten spielt eine wesentliche Rolle in der strategischen Planung von Unternehmen in einer globalisierten Wirtschaft. Aber wohin? Die Wahl hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, einschließlich spezifischer Ziele und Branchenanforderungen, externer Marktbedingungen sowie politischer Voraussetzungen.

Über dieses Thema sprachen ausgewiesene Experten vor mehr als 30 Familienunternehmern im Industrie-Club Düsseldorf im Rahmen einer von dem Wirtschaftsverband DIE FAMILIENUNTERNEHMER organisierten Gesprächsrunde. Titel: „Navigieren in der globalen Wirtschaft: Chancen und Herausforderungen“.

Auf dem Podium saßen: Patrick Sonntag, Geschäftsführender Gesellschafter der Sontec Sensorbau GmbH, eines Familienunternehmens, das Sensoren für unterschiedliche Branchen herstellt; Dr. Thomas Stoffmehl, Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens Vorwerk, das seit 140 Jahren hochwertige Produkte für die Küche und den Haushalt direkt an Kunden vermittelt, Regina Glaser, Partnerin der international tätigen Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, der Berater und Manager für Shoring-Projekte in der Türkei, Tarik Eginc, sowie Dr. Georg Rotthege, der die Gesprächsrunde moderierte.

Patrick Sonntag, Familienunternehmer in dritter Generation mit über 100 Mitarbeitern, dessen Unternehmen kontinuierlich wächst, ist u.a. in Polen und China aktiv. Sonntag betonte, dass er in der Verlagerung an Kontraktoren eher Chancen sehe– jedoch gebe es auch Risiken. Wichtig sei es, zu den Arbeitnehmern, Kollegen und Partnern vor Ort Vertrauen aufzubauen. Dazu gehöre auf jeden Fall auch, zum Beispiel, mit den chinesischen Kollegen gemeinsam zu Abend zu essen und beim Karaoke die Freude am Singen zu teilen. „Das macht Spaß und verbindet.“

Dr. Thomas Stoffmehl sieht bei einer Verlagerung ins Ausland ebenfalls vor allem die Chancen: „Wir, Europas größter Direktvertrieb hochwertiger Haushaltsgeräte - nicht nur des berühmten Thermomix - kaufen weltweit ein und konnten dadurch in den letzten Jahren die Steigerung der Materialkosten in Grenzen halten.“ Dr. Stoffmehl fügt hinzu: „Der Firma geht es gut, seit vier Jahren verzeichnen wir Jahr für Jahr jedes Jahr ein Rekordergebnis. Gerade haben wir ein zweites Fertigungswerk in Frankreich gebaut. Wir haben zwar keinen Cent vom französischen Staat bekommen, aber es gibt dort generell eine sehr positive Grundhaltung ausländischen Investoren gegenüber.“ Sogar zwei Minister seien zum Richtfest gekommen. Fertig werde das Werk voraussichtlich in vier Monaten – blitzschnell, gemessen an deutschen Standards. „Geschwindigkeit ist ein erheblicher Standortvorteil“, betonte er. Auch die Chinesen seien uns Lichtjahre voraus in Sachen Baugeschwindigkeit, Unternehmertum und was die Arbeitskosten angehe. Auch ihr Werk in Spanien profitiere von den dortigen attraktiven Arbeitskosten.

Vorwerk verfügt weltweit über 11.000 Mitarbeiter. Das Wuppertaler Familienunternehmen blickt auf eine 140-jährige Geschichte zurück und hat sich in dieser Zeit ständig erneuert. So ist zu erfahren, dass der Thermomix-Motor aus dem Grammophon-Motor entstanden ist.

Sein Fazit: „Die Internationalität hat uns einen unfassbaren Wettbewerbsvorteil verschafft. Ich sehe durch unsere Aufstellung kaum Risiken, sondern vor allem Chancen – auch wenn unser Herz in Wuppertal schlägt.“

Mit dem Thema Betriebsverlagerung aus rechtlicher Sicht beschäftigte sich Regina Glaser, Partnerin der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Sie erklärte zunächst einmal die unterschiedlichen Begriffe wie On-Shoring oder Off-Shoring und listete noch einmal die Vor- und Nachteile von Unternehmensverlagerungen auf, als da wären u.a. geringere Lohn- und Energiekosten, besserer Zugang zu Rohstoffen, niedrigere Steuerlast und weniger Regulierung. Als Nachteile nannte sie u.a. Sprachbarrieren und unterschiedliche Rechtssysteme wie z. B. ein länderspezifisches Kündigungsrecht.

Der Türkei-Spezialist Tarik Eginc lobte die Türkei als attraktiven Investitionsstandort. Er erklärte, warum es sinnvoll sein könne, Unternehmensaktivitäten in die Türkei zu verlagern. Seine Argumente: Die Türkei sei ein strategisch wichtiger Standort zwischen Asien und Europa. In einem Radius von drei bis vier Flugstunden seien 95 Länder erreichbar. Zudem verfüge das Land über eine junge Bevölkerung, niedrige Lohnkosten, günstige Standortkosten, eine gute Verfügbarkeit von Materialien. Besonders geeignet sei es für die Branchen Erneuerbare Energien, Textilindustrie und Metallverarbeitung. Als Nachteile nannte er die hohe Inflation und politische Rahmenbedingungen.

Initiiert und organisiert wurde die aufschlussreiche Veranstaltung von Lothar Grünewald, Vorstand von DIE FAMILIENUNTERNEHMER RK Niederrhein Düsseldorf und geschäftsführender Gesellschafter von Grünewald Consulting mit Firmensitz in Solingen und Düsseldorf. Sein Fazit: „Ein hochinteressantes, komplexes Thema, das uns Familienunternehmer sicherlich weiterhin beschäftigten wird.“

DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als die politische Interessenvertretung für mehr als 180.000 Familienunternehmer den Werten Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung. Die Familienunternehmer in Deutschland beschäftigen in allen Branchen über acht Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro.

Autor:

Schwarz aus Düsseldorf

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