Kreis Mettmannn
IHK-Umfrage: Corona stoppt wirtschaftliche Erholung
Kreis Mettmann. Die Corona-Pandemie bestimmt weiter die Wirtschaftslage im Kreis Mettmann. Neuerliche Beschränkungen und schließlich der Lockdown ab Mitte Dezember letzten Jahres haben den kräftigen Erholungsprozess abrupt gestoppt. Die Zuversicht der Betriebe ist zurückgegangen. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK hervor.
„Allerdings beurteilt die Wirtschaft im Neanderland ihre Lage insgesamt noch etwas besser als die Düsseldorfer Unternehmen. Auffallend ist, dass es aktuell auch im Kreis Mettmann keinen gesamtwirtschaftlichen Trend gibt. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen und Sparten sind besonders ausgeprägt“, beschreibt Gerd Helmut Diestler die aktuelle wirtschaftliche Situation im Kreis Mettmann.
Der Konjunkturexperte der IHK Düsseldorf hat in der zweiten und dritten Woche des Jahres die Unternehmen im Kreis Mettmann befragt. Knapp 220 Betriebe mit zusammen rund 16.500 Beschäftigten haben geantwortet.
Aktuell unzufrieden sind sämtliche direkt oder mittelbar über ihre Kunden und Lieferanten vom Lockdown betroffenen Betriebe. Dies sind vor allem Gastronomen, Hoteliers sowie Dienstleister in der Kultur- und Freizeitwirtschaft. Ihnen gegenüber stehen die Bauwirtschaft, einzelne Betriebe der Industrie sowie viele Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel, der IT- und Softwarebranche sowie aus Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Sie alle sind bislang gut bis sehr gut durch die Krise gekommen.
Industrie unzufrieden
Überdeckt wird diese Differenzierung durch die durchschnittliche Lagebeurteilung, die in der Industrie ein insgesamt unzufriedenes Bild zeigt, während dieses im Einzelhandel und bei den Dienstleistern jeweils ausgeglichen, im Großhandel sogar leicht positiv ist. Insgesamt hat sich die Geschäftslage im Neanderland seit letztem Herbst und vor Beginn der zweiten Lockdown-Periode sogar etwas verbessert, bleibt aber mit minus zwei Punkten im negativen Bereich.
„Aufgrund des anhaltenden Lockdowns, seinen Folgewirkungen und fehlender Planungs-Perspektiven äußern sich viele Betriebe hinsichtlich des Jahresverlaufs skeptischer als zuvor“, erläutert Diestler. Sowohl im Einzelhandel als auch bei den Dienstleistern überwiegen erneut die pessimistischen Stimmen und auch in der Industrie nimmt die Zuversicht ab. Auch dies verdeckt die durchschnittliche Erwartungshaltung aller Branchen, bei der die Zahl optimistisch gestimmter Betriebe mit acht Punkten überwiegt (Herbst 2020: plus 16 Punkte).
Immer fraglicher wird deshalb, ob die Wirtschaft im Neanderland noch in diesem Jahr wieder so schnell und kräftig Tritt fassen kann, wie es noch letzten Sommer zu beobachten war. Inzwischen erwarten nur noch 22 Prozent aller Unternehmen, bis Jahresmitte zum Vor-Corona-Niveau zurückkehren zu können. Letzten Oktober waren das noch knapp 39 Prozent. Hoffnung auf Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau erst im Jahr 2022 oder noch später haben jetzt schon 38 Prozent nach zuvor erst 22 Prozent.
Aufschwung erst 2022?
„Es steht zu befürchten, dass sich der erhoffte Aufschwung auf das nächste Jahr verschiebt“, gibt Diestler das aktuelle Stimmungsbild in der Wirtschaft wieder. Insgesamt zeichnet sich ab, dass die gegenwärtige Corona-Krise zwar „nur“ zu einem ähnlich tiefen Wirtschaftseinbruch wie in den Jahren 2008/09 geführt hat, die anschließende Erholung vermutlich aber länger auf sich warten lassen wird.
Die unsicheren Aussichten lassen die Betriebe bei ihren Investitionsvorhaben noch vorsichtiger werden. Das schlägt sich vor allem in den Zahlen des Einzelhandels und der Dienstleister nieder – in beiden Branchen überwiegen jetzt deutlich diejenigen, die (nochmals) ihre Investitionsbudgets verringern wollen. Aber auch die verarbeitenden Betriebe wollen in Summe ihre bereits merklich zurückgefahrenen Investitionspläne 2021 allenfalls konstant halten. Vor dem Hintergrund einer mit 72,6 Prozent zwar leicht gestiegenen, aber immer noch weit unterdurchschnittlichen Auslastung ihrer Maschinen und Anlagen kann das kaum verwundern.
„Der Arbeitsmarkt zeigt sich auch im Kreis Mettmann in der Corona-Krise bemerkenswert robust“, betont Diestler. Zwar seien die Personalplanungen in Summe ähnlich restriktiv wie zuvor. Den aktuell ausgeglichenen Plänen im Großhandel und bei den Dienstleistern stehen überwiegend Kürzungsabsichten in Industrie und im Einzelhandel gegenüber. Da sich die Kurzarbeit in dieser Krise gut bewährt hat und auch im Neanderland rege genutzt wird, bleibt die Arbeitslosigkeit angesichts der Dauer der Krise weiter überschaubar. „Erst vor wenigen Tagen hat die Arbeitsagentur auch im Januar keinen besonderen Anstieg der Winterarbeitslosigkeit feststellen können“, freut sich Diestler abschließend.
Autor:Martin Poche aus Düsseldorf |
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