Gnadentaler Unternehmertisch
Blick hinter die Kulissen des Gesundheitswesens mit Andreas Degelmann, Chef der Augustinus-Gruppe
Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz – allein der Name lasse erahnen, welche Mammutaufgabe inklusive bürokratischer Hürden sich hinter dem Umbau des Gesundheitssystems verberge, so Andreas Degelmann, Geschäftsführer der St.-Augustinus-Gruppe und Talkgast beim Gnadentaler Unternehmertisch. Der gelernte Betriebswirt mit Master in Caritaswissenschaften und angewandter Theologie war gekommen, um rund 90 Gästen einen Blick hinter die Kulissen des Gesundheitswesens zu gewähren. „Ein Thema, das uns alle berührt und angeht“, wie Gastgeberin Jutta Zülow, Vorstand der Zülow AG, die den Gnadentaler Unternehmertisch vor mehr als 20 Jahren gründete, in ihrer Begrüßungsansprache betonte.
Und dann ging es gleich ans Eingemachte. „Haben wir zu viele Krankenhäuser?“, fragte Moderator Uwe Schulz den Gast. „Wir haben zu viele Krankenhausbetten“, antwortete Andreas Degelmann. Aber nicht die Anzahl der Betten sei das Problem, sondern eine von Kleinteiligkeit geprägte Krankenhauslandschaft. Insofern sei der Grundgedanke der geplanten Krankenhausreform, Leistungen an bestimmten Standorten zu bündeln und kleinere Häuser zu schließen, um die Qualität der Behandlungen zu erhöhen, zunächst einmal richtig und wirtschaftlich vernünftig. Nicht geschlossen werden dürfe allerdings die Neusser Kinder- und Jugendpsychiatrie, so Degelmann. „Die brauchen wir im Rhein-Kreis Neuss, dafür kämpfen wir.“
Ein weiteres Problem der geplanten Krankenhausreform sei es, dass die Politik die Verantwortung für die Schließung von Häusern auf die Krankenhausträger abschiebe. Da bleibe zu hoffen, dass die Trägervielfalt erhalten bleibt. Degelmanns Conclusio zur Reform: „Wir haben einen vorgegebenen Fahrplan, der schmeckt uns im Detail nicht immer, aber wir wissen, woran wir sind.“
Ein anderes Thema des spannenden Gesprächs war der Fachkräftemangel. Um dem entgegenzuwirken, setze die Augustinus-Gruppe, mit 7.000 Mitarbeitern und 450 Führungskräften eines der größten und erfolgreichsten Unternehmen in der Gesundheits- und Sozialbranche im Rheinland, auf eine neue Führungskultur und baue starre Hierarchien ab. Auch eine Feel-good-Managerin habe man eingestellt. Degelmann selbst beginne gerade eine Ausbildung zum systemischen Coach.
Zudem arbeite man mit der Neusser Initiative Kompass D zusammen, um Menschen mit Migrationshintergrund bestmöglich zu fördern. Degelmanns Forderung: „Wir brauchen eine strukturierte Einwanderung, um den Personalmangel in den Griff zu kriegen.“ Dem pflichtete auch Jutta Zülow bei: „Wir wären ganz schön arm dran, wenn nicht viele Menschen mit Migrationshintergrund bei uns leben und arbeiten würden.“
Auch private Dinge sprach der gut vorbereitete Moderator Schulz an: Degelmanns Wahlheimat Neuss, wo er mit seiner Frau und den gemeinsamen vier Kindern lebt, und seine Liebe zur Eifel. Nach dem Interview gab es eine lebhafte Diskussion zum Thema unter reger Beteiligung der Gäste.
Einer der nächsten Gäste beim Gnadentaler Unternehmertisch ist die Europaabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Gnadentaler Unternehmertisch
Seit mehr als zwei Dekaden überzeugt das Format (GUT) mit seinem Konzept: einem längeren Face-to-Face-Interview eines hochkarätigen Gesprächspartners aus Politik, Wissenschaft oder Unternehmertum und anschließendem lebhaften Austausch mit dem Publikum unter der kundigen Leitung eines Moderators. Bis Ende 2022 moderierte Ulrich Deppendorf, der ehemalige Leiter des ARD-Hauptstadtstudios die VA, jetzt WDR-Moderator Uwe Schulz. Interviewt wurden u.a. der damalige Außenminister Sigmar Gabriel, Friedrich Merz, der ehemalige Minister Peter Altmaier, Prof. Dr. Michael Hüther, Lars Klingbeil und Unternehmerin Christiane Underberg. Insgesamt gab es bisher rund vierzig Veranstaltungen.
Die Zülow AG ist ein Dienstleistungsunternehmen der Elektrobranche und seit seiner Gründung 1971 ein eigentümergeführtes Familienunternehmen am Standort Neuss. Heute sind rund 350 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.
Seit 1996 ist der Stammsitz auf Gut Gnadental in Neuss, wo das Unternehmen in historischer Umgebung Raum geschaffen hat, um Kommunikation in einer sich digitalisierenden Welt – zu der es mit seinen Dienstleistungen in der Daten- und Netzwerktechnik ebenfalls seinen Beitrag leistet – auch „analog“ die Begegnung von Menschen zu ermöglichen.
Auf Gut Gnadental sind Sie GUT im Gespräch!
Autor:Schwarz aus Düsseldorf |
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