Bauboom durch "Wüst-Effekt"
Der Umsatz im nordrhein-westfälischen Handwerk stieg 2018 um rund fünf Prozent. Besonders im Bauhandwerk hatten die Betriebe viel zu tun. Nachwuchs wird dringend gesucht.
Viel Arbeit im Straßenbau
Angesichts der vielen Baustellen in Düsseldorf und im Straßenbau wundert es nicht, dass es gerade im Bau- und Ausbauhandwerk sehr gut lief. "Maurer und Straßenbauer haben im dritten Quartal 2018 bundesweit um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Quartal zugelegt, in NRW sogar um 27 Prozent", sagt Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, der Dachorganisation des nordrhein-westfälischen Handwerks, zur Jahresbilanz am 16. Januar auf der Pressekonferenz in der Handwerkskammer. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst habe zahlreiche Bauprojekte angeschoben. Das Handwerk spricht gar vom "Wüst-Effekt". "Der gibt gerade im Straßenbau so viel Geld aus, dass unsere Betriebe aus dem letzten Loch pfeifen und schon Materialengpässe auftreten", erklärt Ehlert. Für 2019 bleibt das Handwerk weiter optimistisch und rechnet mit einem Zuwachs um 4 Prozent. Kehrseite der Medaille ist, dass ein Kunde mitunter lange auf einen Handwerker warten muss. Ehlert versichert, dass Stammkunden davon nicht betroffen sind.
Nachfolger fehlen
Trotz guter Konjunktur stieg die Zahl der Handwerksbetriebe 2018 landesweit nur leicht um 226 auf 190.239. Besonders im Lebensmittelhandwerk ist der Betriebsübergang problematisch, neben Bäckern betrifft dies auch Konditoren und Fleischer. So musste etwa der alt eingesessene Bäckermeister Michael Hinkel (61) am Burgplatz seinen Betrieb aufgeben, weil er keinen Nachfolger hat. Der stärkste Zuwachs an Betrieben entfällt auf Kosmetiker, Fotografen und Gebäudereiniger. "Die Nachfolgeregelung ist uns ein Herzensanliegen", sagt Ehlert. In den nächsten fünf Jahren stehen 20.000 Betriebe zur Übernahme an. Die Handwerkskammer Düsseldorf führte 2.008 Beratungen zur Gründung und Entwicklung von Unternehmen durch.
Azubis gesucht
Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist höher als die Nachfrage. Seit Jahren wirbt das Handwerk mit einer Imagekampagne um den Nachwuchs. In Düsseldorf konnte die Handwerkskammer 30 Prozent der Abiturienten fürs Handwerk gewinnen, auch immer mehr Studienabbrecher beginnen eine Lehre. Für Schulabgänger mit Hochschulberechtigung bietet das Handwerk mittlerweile duale und triale Studiengänge an. In vielen Punkten setzt sich das Handwerk für die Gleichwertigkeit von beruflicher Bildung und akademischer Bildung ein. Dazu gehört auch die Forderung nach einem "Azubi-Ticket" entsprechend zum Semesterticket für Studenten.
Handwerk sagt Nein zum Dieselfahrverbot
In der Diskussion um mögliche Dieselfahrverbote habe sich ein besonders eklatantes Politikversagen gezeigt, kritisiert Ehlert. Es habe viel zu lange gedauert, bis die Bedingungen für die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen geregelt waren – mit enttäuschendem Ergebnis für die Fahrzeugeigentümer. Dieselfahrverbote seien für NRW schlecht für die neue Ansiedlung von Betrieben. Die Erwartung des Handwerks sei klar: Es dürfe keine Fahrverbote geben und wenn, dann erwarte das Handwerk großzügige Ausnahmeregelungen.
Autor:Norbert Opfermann aus Düsseldorf |
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