Düsseldorf: Ritual im Düsseldorfer Norden
Wecken durch die Schützen

Düsseldorf: Bewahren die Tradition (v.l.n.r.): Philipp Stecher (Spielmannszug Angermund), Jürgen Voets, Sonja Hajialireza (Spielmannszug Angermund), Ratsherr Andreas Auler (CDU), Christoph Boddem (Tambourcorps „Frisch auf“ Kalkum), Ulrich Müller (Vorstand IGDS), Matthias Filitz (Tambour-Corps „Barbarossa“ Kaiserswerth), Julia Gotzes (Tamburcorps Wittlaer), Oliver Santen (Tambourcorps „Rheinklänge“ Lohausen). | Foto: Florian Kels
  • Düsseldorf: Bewahren die Tradition (v.l.n.r.): Philipp Stecher (Spielmannszug Angermund), Jürgen Voets, Sonja Hajialireza (Spielmannszug Angermund), Ratsherr Andreas Auler (CDU), Christoph Boddem (Tambourcorps „Frisch auf“ Kalkum), Ulrich Müller (Vorstand IGDS), Matthias Filitz (Tambour-Corps „Barbarossa“ Kaiserswerth), Julia Gotzes (Tamburcorps Wittlaer), Oliver Santen (Tambourcorps „Rheinklänge“ Lohausen).
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Einmal im Jahr am jeweiligen Schützenfest ziehen die Tambourcorps und Spielmannszüge im Düsseldorfer Norden zum traditionellen „Wecken“ durch das Dorf. „Die Tradition des Weckens in der Region Düsseldorf-Niederrhein findet ihre Wurzeln im Mittelalter.“ So Ulrich Müller aus dem Vorstand der IGDS (Interessensgemeinschaft Düsseldorfer Schützen).

„In Abwesenheit von Lautsprechern oder Mobiltelefonen wurden so nicht nur den Schützen, sondern auch der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, pünktlich den Kirchgang anzutreten und im Anschluss das Schützenfest oder die Kirchweih, wie es damals noch hieß, zu besuchen.“ Darüber hinaus hat die Tradition des „Weckens“ mit Marschmusik natürlich militärische Wurzeln, sie bildet das Gegenstück zum „Zapfenstreich“, der ebenfalls auf allen Schützenfesten am späten Abend zu hören ist.

Wichtiger Brauch

Heute ist das Wecken bei Schützenfesten immer noch ein wichtiger Brauch, der in vielen Regionen Deutschlands gepflegt wird. Die Tambourcorps und Musikvereine spielen nach wie vor eine zentrale Rolle beim Wecken. Nicht nur die Schützen, im speziellen die aktuellen Majestäten und der Vorstand werden von den Spielleuten besucht: In Angermund, Kaiserswerth, Kalkum, Lohausen und Wittlaer gibt es jedes Jahr zahlreiche Anfragen an die Spielmannszüge aus der Bevölkerung, um im eigen Heim geweckt zu werden. Daher ziehen die Spielleute wie zum Beispiel in Lohausen in mehreren Gruppen und sehr früh durch die Gemeinde, um zumindest einen Großteil dieser Anfragen abarbeiten zu können.

Zahlreiche Anfragen

„Wir haben jedes Jahr um die fünfzig Anfragen – Tendenz steigend. Das ist in der kurzen Zeit zu schaffen ist jedes Jahr eine Herausforderung“, so Oliver Santen vom Tambourcorps „Rheinklänge“ Lohausen. Die Anfragen werden - über alle Stadtteile hinweg – jedes Jahr mehr sind Beweis für die hohe Akzeptanz und Begeisterung für das traditionelle Schützenwesen in der Bevölkerung. Das „Wecken“ ist dabei für die Schützen ein Highlight vom persönlichen Kalender, Öffentlichkeitsarbeit und gleichzeitig eine nicht unerhebliche Einnahmequelle: XXX vom Spielmannszug Angermund zeigt auf seine Trommel: Diese wurde vom Obolus, dass sich in den Dankesumschlägen der Geweckten Schützen- und Nichtschützen gerne befindet, finanziert. Damit lässt sich der vielfach dringend gesuchte Nachwuchs ohne große Kosten für den Einzelnen mit Uniform und Instrument ausstatten.

Tradition des „Weckens“ mit Marschmusik

Matthias Filitz vom Tambourcorps Barbarossa aus Kaiserswerth erinnert sich an neue Mitglieder für die Bruderschaft, die durch das Wecken für den Eintritt in den Verein begeistert wurden. „Der Düsseldorfer Norden mit den dort liegenden Dörfern nimmt für sich in Anspruch besonders Lebens- und Liebenswert zu sein, weil es eben gewachsene Dörfer sind und das soll auch so bleiben. Das Schützenwesen insgesamt mit seinen Traditionen und seinen, vielfach sozial engagierten Mitgliedern, ist ein Garant für diese gewachsenen Strukturen und die Lebensqualität und daher gilt es,  solche Traditionen unbedingt zu pflegen“, unterstützt Ratsherr Andreas Auler (CDU) die ehrenamtlichen Musiker in ihrem Bemühen.

"Edelfan“ Jürgen Voets

Und wenn jemand so gar nichts mit den Schützen am Hut hat? „Ich denke, es ist durchaus zumutbar einmal im Jahr durch Trommeln und Pfeifen geweckt zu werden, man kann ja dann weiter schlafen“, so Auler weiter. Und natürlich: Schon aufgrund der hohen Anzahl der Anfragen, sind die Schützen bereits nach wenigen Minuten weiter gezogen und nicht mehr zu hören. Es sei denn, sie landen bei einem „Edelfan“, wie es Jürgen Voets ist. Der Ur-Kalkumer begrüßt das Tambourcorps „Frisch-Auf“ Kalkum bereits seit über vierzig Jahren am Sonntagmorgen in seinem Haus. „Geweckt werden ich aber nicht! Ich bin dann schon lange auf den Beinen, habe das Frühstück parat, nur das Rührei muss noch frisch gemacht werden!“ Dafür gibt es im Wohnzimmer natürlich ein Extra-Ständchen. Ohne den jährlichen Besuch würde nicht nur er so einiges am Dorfleben vermissen

Autor:

Andrea Becker aus Essen-Borbeck

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