Jede(r) kann helfen und etwas bewirken
UKRAINE-HILFE
Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in der Ukraine. Seitdem dauert der Krieg mit all seiner Härte und schlimmen Auswirkungen an.
Schon in den ersten Tagen nach Kriegsausbruch erreichten Hunderte, später Tausende von Flüchtlingen die Landeshauptstadt Düsseldorf. Mittlerweile wurden in NRW über 178.687 Kriegsflüchtlinge mit ukrainischer Staatsangehörigkeit erfasst. In Düsseldorf wurden über 3.000 Geflüchtete kommunal untergebracht. Die Gesamtzahl der ukrainischen Flüchtlinge beläuft sich auf über 10.000 Menschen.
Warum kamen so viele geflüchtete Menschen nach Düsseldorf?
In Düsseldorf gibt es schon viele Jahre eine intakte, sehr gut organisierte, ukrainisch- orthodoxe Community. Viele der Geflüchteten haben hier Familienangehörige, Verwandte und Freunde. Schon wenige Tage nach Kriegsausbruch organisierte die ukrainisch-orthodoxe Gemeinde Sachspenden und Hilfstransporte.
Die Landeshauptstadt bereitete sich nach Kriegsausbruch innerhalb kürzester Zeit sehr professionell vor und eröffnete am 11. März 2022 am Düsseldorfer Hauptbahnhof den sogenannten „Info-Point-Ukraine“ inkl. Corona-Testzentrum in den Räumlichkeiten der ehemaligen Zentralbibliothek mit sehr großem Raumangebot.
Diese Stelle fungiert bis heute als Anlauf- und Beratungsstelle für geflüchtete Menschen.
Hauptamtliche und Ehrenamtliche sind seitdem unter Leitung von Meyrem Immer und Sven Weiss (Amt für Migration und Integration) rund um die Uhr im Einsatz, empfangen Tausende von Menschen an über 20 Schaltern, nehmen Kontaktdaten auf, beraten, vermitteln in andere Kommunen und führen die Erstregistrierung durch. Mit im Team sind zahlreiche ehrenamtliche und hauptamtliche Dolmetschende. Ohne die Dolmetschenden wäre eine erfolgreiche Arbeit nicht möglich. Die Einrichtung einer kommunalen Anlaufstelle und eines Krisenstabes sollte sich als Glücksgriff für die Landeshauptstadt erweisen. Hinzu kam die bemerkenswerte Unterstützung durch den Verein „Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf“ mit seinen Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe des Info-Point-Ukraine.
Es war ein großer Vorteil, dass die lokalen Organisationen, Vereine und die Stadt mit allen beteiligten Trägern bereits vor dem Ukraine Krieg miteinander kooperierten. Und es schlossen sich immer mehr Organisationen diesem Netzwerk an.
Mit dabei ist die Regionaldirektion der AOK Rheinland/Hamburg für Düsseldorf und den Kreis Mettmann mit dem Geschäftsstellenleiter Giancarlo Schmidtke. Gemeinsam mit einem Team von Kolleginnen und Kollegen überlegte er sich, welche konkreten, schnell umsetzbaren Hilfsangebote der Stadt unterbreitet werden könnten. Unterstützt wurde er dabei von der Direktion der Gesundheitskasse mit Sitz in Düsseldorf.
So standen seit März schnell zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regionaldirektion dem Info-Point-Ukraine in ihrer Freizeit als ehrenamtlich Tätige zur Verfügung.
Giancarlo Schmidtke: „Mein erster Einsatz am Info-Point-Ukraine war für mich schon sehr heftig, denn nun war ich nicht mehr den Bildern aus den Medien ausgesetzt, sondern hatte direkt mit Hunderten von hilfesuchenden Menschen zu tun. Ich war beeindruckt von dem enormen WIR-Gefühl und der Dynamik der Haupt- und Ehrenamtlichen, die trotz der sehr belastenden Situation die Nerven behielten, sich gegenseitig unterstützten und motivierten.“
Mittlerweile erstreckten sich die Hilfsangebote der AOK auch auf andere Ebenen. So organisierte man eine Geldspendenaktion der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Verein „Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf“ und unterstützte die Sozialeinrichtung HISPI mit zwei LKW-Ladungen an Sachspenden, darunter Bekleidung, Medikamente, Tier- und Babynahrung sowie Spielzeug. Die vielen Sachspenden sammelten AOK-Beschäftigte gemeinsam mit Kindertagesstätten im Kreis Mettmann.
„Wir kümmerten uns bei unseren täglichen Einsätzen am Info-Point-Ukraine um alles, wo Bedarf bestand. Das hat sich bis heute kaum geändert. Ich erinnere mich noch gut an das erste Kind mit Zahnschmerzen, das direkt und unbürokratisch in unserer Zahnklinik behandelt werden konnte. Jeden Montag bis Freitag stand einer unserer Kollegen in den von der Stadt organisierten Schichten zur Verfügung. Das änderte sich am 29. April 2022: Unsere Direktion entschied nach Abstimmung mit der Stadt Düsseldorf, dass die Unterstützung durch uns nun offiziell erfolgen wird und wir jeden Montag bis Freitag von 9:00 bis 16:00 Uhr an einem offiziellem AOK-Schalter zum Thema Sozial- und Krankenversicherung beraten“, so Giancarlo Schmidtke.
Mit dabei ist auch AOK-Mitarbeiter Hans-Peter Endl. Er erinnert sich noch gut an den 29. April 2022: „Wir registrierten, das immer mehr Geflüchtete Fragen hatten zum Thema Sozialversicherung, zur Job- und Arztsuche, speziell zur Krankenversicherung. Vor allem strandeten hier nicht nur körperlich gesunde Menschen, die plötzlich ihre Heimat verließen, sondern viele chronisch Kranke, etliche an schweren Krankheiten erkrankte Menschen mit akutem Behandlungsbedarf. Hier konnten wir effektiv und schnell aufgrund unseres guten lokalen Netzwerkes unterstützen. Beispielsweise halfen wir einer Frau mit in der Ukraine behandeltem Gehirntumor und benötigter Chemotherapie weiter, vermittelten ein lebensgefährlich erkranktes Kind in die Uniklinik Münster und setzten für schwerstkranke, pflegebedürftige Menschen unseren Patientenbegleitservice ein. So konnten wir viel Gutes tun. Das hätten wir ohne einen gesunden Teamgeist und die Zusammenarbeit mit der Stadt nie geschafft. Erwähnen möchte ich den unermüdlichen Einsatz der zahlreichen, ehrenamtlichen Dolmetschenden, welche uns immer geduldig unterstützten. Die mit farbigen Westen gekennzeichneten Dolmetscherinnen und Dolmetscher sind das wichtigste Verbindungsglied zwischen uns und den geflüchteten Menschen.“
Hans Peter Endl und sein Kollege Giancarlo Schmidtke sprechen stolz im Namen ihres Teams: „Für uns ist diese bisher erlebte Zeit sehr wertvoll. Auch wenn der Stress und die Belastung noch so groß sind, geben die Dankbarkeit der Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder uns jeden Tag wieder neue Kraft.“
Seit dem 1. Juni 2022 werden alle registrierten Geflüchteten über das Jobcenter betreut. Das Jobcenter ist ebenfalls am Info-Point-Ukraine vertreten und mit kurzen Wegen ideal für alle ratsuchenden, noch orientierungslosen Menschen. Hier arbeiten alle zusammen für die gute Sache. Der Teamgeist ist ungebrochen.
„Aktuell haben wir jeden Tag durchschnittlich 70 Beratungen“, so Hans Peter Endl. „Wir orientieren uns gemeinsam an dem Bedarf der Menschen: Stadt Düsseldorf, Jobcenter und Partner wie der Verein ´Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf´. Wir machen hier so lange weiter, wie Bedarf besteht und Unterstützung benötigt wird. Unsere Stärke ist nach wie vor unsere Ortsnähe und Vernetzung zu unseren Partnern im Gesundheits- sowie im medizinischen und pflegerischen Bereich.“
Hier hat sich eine gesetzliche Krankenkasse von Anfang an sehr schnell aus der Deckung bewegt, nicht lange gewartet und unbürokratisch unterstützt – unter großem Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bei vielen anderen unterstützenden Unternehmen ist es ähnlich verlaufen.
In dieser einmaligen Ausnahmesituation wurde schnell und effektiv gehandelt.
Einfach machen und nicht darüber reden, was nicht geht.
Nit quake, sondern make, um es einmal im rheinischen Dialekt und Selbstverständnis zu sagen.
„Jeder kann helfen und etwas damit bewirken. Wir haben Kolleginnen und Kollegen, die bei den Kleidersortieraktionen im Schichtbetrieb in der Messehalle mitgeholfen haben, Transporte in die Ukraine unterstützten, neue Kinderwagen und Mobiliar für Geflüchtete spontan spendeten sowie Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellten. Vor einigen Wochen referierte einer unserer Kollegen mit einer Dolmetscherin vor zahlreichen Gästen und den ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Vereins 'Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf´ zum Thema Sozialversicherung in Deutschland“, freut sich Giancarlo Schmidtke.
„Unsere Unterstützungsangebote haben viele Kollegen und Kolleginnen motiviert, ehrenamtlich tätig zu werden und unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Möglichkeiten zu unterstützen. Das darf jetzt nicht enden, sondern muss so weitergehen.“
Mejrem Imer vom Dezernat für Kultur und Integration, Projektkoordinierung beschreibt die Zusammenarbeit der Partner wie folgt: „Wir sind unglaublich dankbar, so unkomplizierte und schnelle Unterstützung durch die AOK erhalten zu haben. Es brauchte nur Blicke und jeder wusste sofort, was er tun soll, und dass wir das gemeinsam schaffen!“
Tausend Dank an alle Kolleginnen und Kollegen der AOK für das Gefühl, welches vermittelt wurde, dass wir alle in einer Krise eine Einheit bilden können und keine Hürde ein Problem darstellt, solange wir Hand in Hand arbeiten! DANKE!
Autor:Andreas Vogt aus Düsseldorf |
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