Eine Kombinationstherapie als Chance für die Alzheimer-Behandlung? Düsseldorfer Alzheimer Forschung Initiative fördert neues Projekt
Die Alzheimer-Krankheit ist sehr komplex und bislang noch nicht vollständig verstanden. Entstehung und Verlauf erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte, in denen unterschiedliche Krankheitsmechanismen ineinandergreifen. Wegen dieser Komplexität geht man in der Forschung mittlerweile davon aus, dass nicht ein einzelnes Medikament bei Alzheimer Heilung bringen wird. Vielmehr wird verstärkt an Kombinationstherapien geforscht. Unterschiedliche Wirkstoffe sollen aufeinander abgestimmt den Krankheitsverlauf je nach Krankheitsphase und –mechanismus positiv beeinflussen. Johanna Habermeyer vom Universitätsklinikum Erlangen untersucht in ihrem zweijährigen Forschungsprojekt eine solche Kombinationstherapie. Das Projekt wird von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) mit 48.333 Euro gefördert.
Bei der Alzheimer-Krankheit ist die Kommunikation zwischen den Nervenzellen gestört und im Krankheitsverlauf sterben immer mehr Nervenzellen ab. Dadurch werden die kognitiven Fähigkeiten bei Alzheimer-Patientinnen und -Patienten mehr und mehr beeinträchtig. In ihrem Projekt überprüft Habermeyer, ob bereits frühe Symptome der Alzheimer-Krankheit durch die Wirkung des Medikaments Galantamin in Kombination mit dem Wirkstoff Cotinin gelindert werden können.
Galantamin wird bereits für die Behandlung einer leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz eingesetzt. Es hemmt den Abbau des wichtigen Botenstoffs Acetylcholin, der zum Erhalt der Nervenzellen im Gehirn beiträgt. Der pflanzliche Wirkstoff Cotinin sorgt dafür, dass die Nervenzellen den Botenstoff Acytylcholin gut erkennen können und unterstützt dadurch die Kommunikation zwischen den Nervenzellen. Beide Wirkstoffe reduzieren außerdem die alzheimertypischen schädlichen Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid.
Habermeyer möchte herausfinden, ob und wie die beiden Substanzen in Kombination wirksamer gegen den geistigen Abbau bei der Alzheimer-Krankheit sein können, als bisher eingesetzte Alzheimer-Medikamente. „Trotz intensiver Forschung sind die verfügbaren Alzheimer-Medikamente nur für einen gewissen Zeitraum wirksam und helfen vor allem bei sehr langer Behandlungsdauer immer weniger. In meinem Projekt möchte ich untersuchen, ob die Kombination aus dem Medikament Galantamin und dem Wirkstoff Cotinin das Potential hat, den Patientinnen und Patienten länger und nachhaltig helfen zu können“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Die AFI ist der größte private Förderer der Alzheimer-Forschung an deutschen Universitäten und öffentlichen Einrichtungen. Mit Beginn der Förderrunde 2022 kann die AFI zwölf neue Forschungsprojekte mit insgesamt 1.066.703 Euro unterstützen. Insgesamt konnten bislang 327 Forschungsaktivitäten von engagierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit 13,3 Millionen Euro finanziert werden.
Die förderungswürdigen Projekte wurden vom Wissenschaftlichen Beirat der AFI unter dem Vorsitz von Prof. Thomas Arendt (Universität Leipzig) zusammen mit den Beiräten der internationalen Kooperationspartner Alzheimer Nederland in den Niederlanden und Fondation Vaincre Alzheimer in Frankreich sowie externen Fachleuten im peer-review ausgewählt. Gefördert werden Projekte in den Bereichen Ursachen-, Diagnose-, Präventions- und Therapieforschung an den Hochschul- und Institutsstandorten Berlin, Bonn, Erlangen, Greifswald, Hannover, Heidelberg, Köln, Leipzig, München und Tübingen.
Autor:Christian Leibinnes aus Düsseldorf |
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