Betriebswerk im Modell
Verborgene Schätze hinter der Fassade der DB Regio NRW
Die Geschichte beginnt in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Verkehrsaufkommen im Raum Düsseldorf nahm extrem zu, sodass für die zu klein gewordenen Werkstätten der Bahn ein neues Bahnbetriebswerk geschaffen werden musste. Dies entstand im ehemaligen Werstener Feld an der Harffstraße in Düsseldorf-Oberbilk. Das einzige, der Allgemeinheit zugängliche Gebäude, ist heute der alte Ringlokschuppen, besser bekannt als Classic Remise. Jedoch hinter den Mauern des teilweise unter Denkmalschutz stehenden Betriebswerkes gibt es viele verborgene Schätze, so auch die Gruppe Modellbahn Düsseldorf Abstellbahnhof „Im Wasserturm“.
Gerald Schulze empfängt mich am Tor des Betriebswerks Düsseldorf-Abstellbahnhof. Beim Befahren des Geländes ist Vorsicht geboten, denn es wird nicht nur rangiert, sondern es werden die roten Regio-Bahnen hier abgestellt. „Es ist immer noch reger Betrieb hier“, erklärt Schulze und verweist auf die riesige Außenreinigungsanlage und die großflächige Reparaturwerkstatt für die Züge. Viele der auf dem Gelände stehenden Gebäude, wie beispielsweise der Wasserturm, der Ringlokschuppen oder das alte Heizwerk stehen unter Denkmalschutz. So wie vielen Bürgern die Betriebsamkeit hinter den Mauern des Betriebswerkes (BW) verborgen bleibt, ist auch das Hobby der BW-Gruppe Modellbahn dem öffentlichen Auge entzogen. Auf der ersten Etage des alten Wasserturmes haben sich die 12 aktiven, Modelleisenbahn affinen, Dienst tuenden und ehemaligen Mitarbeiter der Deutschen Bahn niedergelassen.
Historische Gebäude
Die Gruppe, die bereits über 10 Jahre existiert, hatte zunächst ihre Räumlichkeiten auf dem Gelände der Firma Rheinmetall in Derendorf. Hier wurde die erste fahrfertige N-Anlage (Nenngröße N ist eine Modelleisenbahnspur in den Normen Europäischer Modellbahnen) aufgebaut. Die Mitglieder beschlossen seinerzeit sich dem Bahnsozialwerk (BSW) anzuschließen und gründeten die BSW-Kultur- und Freizeit-Gruppe Modelleisenbahn. Nach der Kündigung durch Rheinmetall erhielt die Gruppe unter Mitwirkung der DB-Regio NRW und der Werkstatt Rhein-Ruhr die Möglichkeit, die erste Etage im historischen Wasserturm zu beziehen. „Nach einer großen Aufräumaktion und entsprechender Renovierung planten wir das Betriebswerk in der Spur HO als Modell zu errichten“, erzählt Gerald Schulz. Hierzu gehörten alle Gebäude die die BW in den 1950er und 1960er Jahren erbaute und die teilweise heute noch existieren. „Unser großes Glück war, dass uns das Archiv der Werkstatt noch einige vorhandene Originalzeichnungen zur Verfügung gestellt hat“, freut sich der Modellbauer.
Kaufen oder Rekonstruieren
Gebäude, die nicht als Modell gekauft werden konnten, wie beispielsweise das Heizhaus oder der Lokschuppen, wurden nach den Plänen rekonstruiert. Auf den vorgefertigten Modulen ist bereits eine kleine Landschaft entstanden. Oder wie es Schulz ausdrückt: „Ein bisschen Bergisches Land und ein bisschen Ruhrgebiet.“ So gestalten die 12 Mitglieder rund um das Betriebswerk ein lebendiges Eisenbahnleben, mit rangierenden Loks, fahrenden Lastkraftwagen und pulsierende Betriebsamkeit auf einer Zeche. Wann sie mit ihrem Projekt fertig werden wissen sie nicht. „Ich gehe davon aus, wenn ich in sieben Jahren in Rente gehe, dass wir dann unser Ergebnis präsentieren können“, meint Schulz augenzwinkernd. Letztlich sind sich die Mitglieder einig: Ein Projekt Modelleisenbahn wird niemals fertig.
Autor:Peter Frank aus Düsseldorf |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.