Anders als viefach gedacht.....
Freude bei den Bilker Schützen - jetzt ist die Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO auch nach Außen sichtbar........
Im November 2016 konnte der erste Chef des St. Sebastianus Schützenverein Düsseldorf Bilk 1445 e.V Ulrich Müller mit seinem Vize Michael Schwarz die neue Tafel am Vereinshaus enthüllen, jetzt ist die Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe auch hier sichtbar.
Was war das für ein langer Weg……
Vorausgegangen waren die schrecklichen Amokläufe von Winnenden und Erfurt. Viele Schützen hatten sich danach aus den Vereinen abgemeldet. „Da muss man sich fast schämen Schütze zu sein“, ich erinnere mich an diese Worte eines Vorstandskameraden.
Wir alle wissen was an Mehrwert und fantastische Leistung hinter diesem Brauchtum steckt.
Leider ist es zu unbekannt während andere Dinge in den Mittelpunkt des Interesses rücken.
Immer wieder Anfeindungen in den Medien, in welchen die Schützenvereine ganz schlecht abgeschnitten haben.
So konnte man 2011 nach der Feier zu 150 Jahre DSB den Kölner Tageszeitungen folgende Volksmeinung entnehmen:
• Wer will denn schon als normal gestrickter junger Mensch seine wenige freie Zeit mit alten grantelnden Suffköppen in einer zigarettenverqualmten Muffbude verbringen?
• Diesen Uniformfetischisten mit ihren albernen Hüten und Fantasieorden gehören entwaffnet.
• … als Schütze darf sich der Kleinbürger endlich mal wichtig fühlen.
• Wenn man die gesellschaftliche Entwicklung betrachtet, wird es solche Vereine in Großstädten bald nicht mehr geben. Wer sich den Entwicklungen nicht anpassen kann stirbt aus.
Es kam noch schlimmer, als im August des gleichen Jahres, ein schwuler Schützenkönig seinen Freund nicht mit in den Festzug nehmen sollte. Im Sommer 2014 waren es dann die Schlagzeilen um einen muslimischen Kameraden der plötzliche König geworden war.
Beides betraf Vereine, die dem BHDS angehören, der sich als explizit katholischer Verband versteht.
Die Presse verallgemeinerte: plötzlich waren alle Schützen altbacken, verstaubt, Fremden- und Frauenfeindlich.
Im Februar 2015 kam die niederschmetternde Meldung: „Aufnahme in das UNESCO Kulturerbe abgelehnt“ und die Schützen ernteten Spott und Hohn. „Schuss in den Ofen“ titelte der SPIEGEL. Die UNESCO Kommission selber tadelte die Ausgrenzung derer, die nicht „Bio deutschen Maßstäben“ entsprechen.
Böse auch der STERN: „Schützenvereine sind nicht schützenswert!“ und weiter:
„Was an Schützen ist so wunderbar, dass es unter die Obhut der Unesco gestellt werden müsste? Ihr Umgang mit Großkaliber-Waffen? Das Rumgeballere bei sogenannten Shotevents? Die Kalaschnikow-Meetings? Oder die karnevalistischen Aufmärsche in Phantasieuniformen und mit „Fahnenschlag“?
„Auch auf Kuriositäten wie das Vogelschießen, das Ringstechen und das Scheibenschießen könnten wir gut verzichten.
Und wenn die Schützen dazu noch reaktionäres Gedankengut verbreiten, dann tschüss!“
Der Beitrag endet mit: „…. Die Autorin liebt Kultur und möchte gern möglichst viele Kulturgüter schützen. Schützenvereine aber lieber nicht. Die sollen erst mal ihre diskriminierenden Satzungen ändern!“
Den nächsten Eklat gab es im Juli 2015 als die LINKE im Düsseldorfer Stadtrat einen Zuschuss für Düsseldorfer Schützen in Höhe von 400 € verweigerten und mit folgendem Wortlaut begründeten:
„… wir als Fraktion DIE LINKE sind gegen diesen Zuschuss:
Gerade, wenn wir diese Art des Brauchtums der Schützen z.B. durch die Augen von Kindern betrachten:
• Uniformierte Männer, die im Gleichschritt durch die Straßen ziehen.
• Dabei fließt sehr viel Bier und abends können diese Herren nicht mehr gerade gehen.
• Das ganze wird begleitet von Marschmusik, die ihren Ursprung in den Kriegen des 18. und 19. Jahrhunderts hatte.
• Der Höhepunkt der Schützenzüge ist dann das Schießen, also Gewaltverherrlichung durch Waffen.
• Mädchen lernen, dass sie nur Begleitung sein können. Alkoholkonsum, Marschieren und Schießen ist nur was für Jungen und Männer.
• Auch haben Migranten und Homosexuelle, und alles, was nicht typisch deutsch ist, hier kaum Aussicht auf Integration.
• Dieses Brauchtum lässt sich kaum mehr in unserer heutigen Lebenswelt vermitteln.
BHDS und EGS modifizierten ihre Anträge, nahmen DSB und andere Verbände mit ins Boot, diskutierten und informierten. Selbst die Politik wirkte mit.
Und so konnte man im Juli 2014 einen ersten Teilerfolg verbuchen, als das Schützenbrauchtum zum NRW Kulturerbe erklärt wurde. Offiziell bestätigt wurden dieses im Landtag NRW im August 2014.
Es war ein schönes Weihnachtsgeschenk als am 4. Dezember 2015 die Nachricht kam:
„Die deutsche UNESCO Kommission teilt mit, dass das Schützenwesen in Deutschland in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen wird“
Dieses ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem besseren Image und einer (für die Vereine überlebenswichtigen) Nachwuchsförderung.
Schon jetzt stoßen viele Vereine arbeits-und finanztechnisch an die Grenzen. Andere melden bereits Insolvenz. Wir wissen aber alle, wie sensibel und auch sensationshungrig die Medien agieren. Jeder Fehltritt der Schützen wird sofort bemerkt und abgestraft.
Das betrifft den Umgang mit Andersgläubigen ebenso wie mit Frauen im Verein, Alkohol … und selbst das urinieren der Neusser Schützen auf einer Wiese fand im Sommer reges Interesse.
So wird das Bild der Schützen immer wieder verzerrt.
Die Bilker Schützen dürfen zu Recht stolz darauf sein, als erster Düsseldorfer Verein, das UNESCO Emblem an ihrem Vereinshaus zu präsentieren.
Autor:Rene Krombholz aus Düsseldorf |
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