Walk of Freedom
Passanten, die am Samstagmittag über die Kö bummelten, machten große Augen, als rund 300 in Schwarz gekleidete Frauen und Männer schweigend die Einkaufsmeile hintereinander entlangliefen.
von Claudia Hötzendorfer
Sie hielten schwarze Regenschirme in die Höhe und hatten sich die Münder mit einem Klebestreifen verschlossen. Zeitgleich taten es ihnen weltweit viele weitere Menschen gleich, die den „Walk of Freedom“ antraten, um ein Zeichen gegen Menschenhandel und Sklaverei zu setzen. Die Klebesteifen sollten dabei die Sprachlosigkeit symbolisieren.
Sich einfach dem Marsch anzuschließen, war von den Veranstaltern nicht angedacht. Die Teilnehmer mussten sich vorher anmelden und einen Unkostenbeitrag für Schirme und Aufkleber zahlen. „Ich finde es schade, dass wir uns nicht solidarisieren können, indem wir uns mit einreihen“, bedauert Karin Saargamen, nachdem sie einen der Flyer durchgelesen hatte, die von Begleitern des Schweigezuges verteilt wurden und über die Kampagne informierten. „Dann wäre doch die Wirkung nicht so stark“, glaubt ihre Freundin Sabine Sendhusen und setzt damit eine Diskussion unter den Umstehenden über den Grund und die Umsetzung der Aktion in Gang. Für die örtlichen Veranstalter vom Verein Windrose war damit ein wichtiges Ziel erreicht. „Wir wollen informieren, auf Schicksale aufmerksam machen und Zeichen setzen“, zählt Jens Schmitt, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit von Windrose, auf.
Im letzten Jahr war Düsseldorf noch die einzige Stadt in NRW, die den „Walk of Freedom“ unterstützte. „In diesem Jahr sind es bereits fünf Städte, die ebenfalls Schweigemärsche organisieren“, freut sich Jens Schmitt. So könnten einige nun in der Nähe ihres Wohnortes die Kampagne unterstützen. „Wie sich gezeigt hat, sind 80 Prozent der Teilnehmer zum ersten Mal dabei. Aber es kam auch ein Ehepaar extra aus Norderney“, bilanziert Schmitt und ist überzeugt, dass auch die mediale Unterstützung, wie durch die Titelgeschichte im Rhein-Boten, großen Anteil daran hat.
Längst geht das Engagement des Vereins Windrose über den „Walk of Freedom“ hinaus. „Wir wollten mehr tun, als nur einmal im Jahr auf die Straße zu gehen“, so Schmitt. Deshalb klärt der Verein beispielsweise in Schulen über das so genannte Loverboy-Phänomen auf, das sich in den letzten Jahren immer mehr verbreitet. Über 500 Jugendliche konnten bisher darüber aufgeklärt werden, dass Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren gezielt junge Mädchen ansprechen, sie mit teuren Geschenken und später mit Drohungen von sich abhängig machen, um sie in die Prostitution zu zwingen. „Das Erschreckende ist, dass wir bisher bei jedem Informationsangebot in den Schulen mindestens ein Mädchen hatten, das sich als Opfer eines Loverboys outete“, stellt Jens Schmitt resigniert fest. Aktionen wir der „Walk of Freedom“ seien daher nur ein Element der Aufklärung. „Da liegt noch sehr viel Arbeit vor uns“.
Weitere Informationen unter: www.windrose-ev.de
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
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