VIP-Club: Freunde fürs Leben gefunden durch Anzeige im Rhein-Bote
Wir schreiben Mai 1988. Vor einem Monat ist Loriots Ödipussy in den Kinos gestartet. Die Fußball-Europameisterschaft wird zwei Monate später in Deutschland beginnen. Unbeachtet von der Weltöffentlichkeit treffen fünf Fremde in dem Oberkasseler Lokal Zille aufeinander. Sie wissen noch nicht, dass dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein wird.
Die zwei Damen und drei Herren sind alle Mitte bis Ende zwanzig. Sie kommen aus Bayern, Siegen oder Göttingen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie neu in Düsseldorf sind und noch keinen neuen Freundeskreis gefunden haben. Gefolgt sind sie dem Inserat von Rudolf Mayer im Rhein-Boten. Der damals 25-Jährige hatte eine Annonce aufgegeben, um Leute zu finden, die unternehmenslustig sind und die gleichen Interessen teilen. „Nach einem kurzen Herantasten und Beschnuppern stellten wir fest, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen. Es wurde ein sehr lustiger Abend“, erinnert sich Mayer. Die jungen Leute wachsen fest zusammen.
Gemeinsame Kneipenbesuche, Ausflüge und Reisen folgen, etwa nach Paris, Straßburg oder Prag. Es werden zusammen Gänse gebraten, Rumkugeln gebacken, Spargel geschält und Fußball gespielt. Mittlerweile hat die Truppe auch einen Namen: VIP-Club, benannt nach einer bereits dicht gemachten Gaststätte auf der Schadowstraße. Neue Leute kommen hinzu, einige von ihnen gehen wieder. Der harte Kern aber bleibt.
Zeitsprung: 30 Jahre später. Mai 2018. Die guten Freunde sitzen zusammen im Kajak-Club in Hamm. Vieles hat sich verändert. Manche haben geheiratet und Kinder bekommen. Einige tragen Anzug, haben Karriere gemacht. Andere sind mittlerweile in Rente. Ein paar kleine Falten sind ebenfalls hinzugekommen. Auch die Stadt ist nicht mehr die Gleiche. „Die meisten von unseren damaligen Kneipen gibt es nicht mehr, uns aber schon noch“, stellt Rüdiger Westerheide, VIP-Vollmitglied, fest. Zusätzlich sind viele von ihnen aus Düsseldorf ins Umland weggezogen.
All dies hindert die Gruppe aber nicht daran, sich alle zwei Wochen zu verabreden. Seit mittlerweile drei Jahrzehnten!
Es ist etwas fröhlich-jugendliches in der Truppe erhalten geblieben. Das laute Auflachen, wenn Gisela, VIP der ersten Stunde, von den drei Bänderrissen erzählt, die sich die Freunde beim Fußballtraining zugezogen haben, oder wenn mit glucksender Stimme über das Planschen in Karl Heinz Pool berichtet wird, zeigt deutlich die Zwanzigjährigen von damals und nicht die reifen Männer und Frauen, die tatsächlich hier sitzen.
Es hat etwas Rührendes an sich: Immer wieder liest man von dem steigenden Problem der Vereinsamung in der Großstadt. Den Mitgliedern des VIP-Clubs kann so etwas nicht passieren. (Von Felix Fießer)
Autor:Lokalkompass Düsseldorf aus Düsseldorf |
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