Stehle erinnert an Flugzeugabsturz
Lancaster Bomber ging 1944 in Ludenberg nieder
Der zweite Weltkrieg tobte in seiner letzten Phase. Das Leiden war groß – auf beiden Seiten. Der Bombenhagel über Coventry 1940 forderte Gegenmaßnahmen der Alliierten, die gegen die Rüstungsindustrie in Deutschland gerichtet war. So starteten am 12. Dezember 1944, also gut vier Jahre nach dem von Joseph Göbbels genannten „coventrieren“, etwa 540 Bomber Richtung Ruhrgebiet. Unter den von der Startbahn Wickenby abhebenden Lancaster Bombern war auch die Maschine mit der Seriennummer ND342 des Piloten Reginald Clive Veitch und seiner sechsköpfige Crew. Sie sollten ihre tödliche Last über Essen abwerfen. Nachdem die Mannschaft des Bombers um 19.50 aus 7000 Metern Höhe ihre Last abgeworfen hatten, erwischte ein deutscher Nachtjäger, eine Messerschmitt Bf 109 G, den Bomber, der sich bereits wieder auf dem Weg gen Wickenby befand und beschädigte diesen so stark, dass der Pilot den Befehl zum Ausstieg gab. Von Essen kommend trudelte die getroffene Maschine Richtung Düsseldorf. Schließlich stürzte das Flugzeug, welches durch die Baumwipfel zusätzlich beschädigt wurde, im Düsseldorfer Wildpark, dort wo sich heute das Wildschwein- und Rotwildgehege befindet, ab.
Pilot Veitch, dessen Fallschirm wegen des zu niedrigen Fluges nicht mehr aufging, stürzte kurz vor dem Wildpark ab und starb. Ebenso der mittlere Bordschütze Leslie Hunt und der hintere Bordschütze John Richard Patterson kamen dabei ums Leben. Harold Winston Parry, der Navigator, Bordingenieur W.N. Stevenson sowie Jack Kenworthy, der für den Bombenabwurf zuständige Mann, retteten sich per Fallschirm. Sie gerieten allesamt in Kriegsgefangenschaft. Funker Bert Hall, überlebte zunächst schwer verletzt den Absturz. In der Nähe des heutigen Hildener gelandet, schleppte er sich zu einem Bauern bei Unterfeldhaus. Noch bevor Hilfe eintraf, wurde er vom NSDAP-Ortsgruppenleiter Heinrich Thiele in Gewahrsam genommen. Dieser lieferte das zum Zeitpunkt der Übernahme noch lebende Crewmitglied des Bombers tot am Friedhof in Hilden ab. Wie Hall gestorben ist, konnte bis heute nicht geklärt werden. Die klammheimliche Beerdigung auf dem Hildener Friedhof lässt weiterhin Spekulationen zum Tod des Funkers offen. Heute sind die vier Todesopfer auf dem britischen Ehrenfriedhof im Reichswald bei Kleve beerdigt.
In Erinnerung bleiben
Die Geschichte um die Bombercrew geriet in Vergessenheit. Erst durch einen metallenen Fund eines Forstmitarbeiters wurde man aufmerksam. Ältere Mitarbeiter konnten sich noch daran erinnern, dass es bereits in den 1960er Jahren Metallstücke im Wildpark gefunden wurden. Hellhörig geworden, machte sich eine Gruppe von ehrenamtlichen Archäologen auf, um die Absturzstelle zu untersuchen. „Wir haben keine großen Teile, eher nur Fragmente gefunden“, berichtet Gaby Schulenberg, eine der dort aktiven Archäologen. Was jedoch entscheidend war, auf den gefundenen Metallteilen, gab es eine entscheidende Nummer, die eine Recherche hinsichtlich der Herkunft des Flugzeuges zuließ. So kam man auf die Lancaster-Maschine. Das war das Signal für Thomas Boller vom Förderkreis Industriepfad Gerresheim. Er beschäftigte sich von nun an mit diesen Geschehnissen rund um den Absturz des Lancaster Bombers mit der Seriennummer ND342. Es sollte gut sieben Jahre dauern, bis diese Recherchen abgeschlossen und eine Erinnerungstafel angebracht werden konnte. Die Stehle mit der blauen Tafel, am Eingang zum Wildpark, soll von nun an, an den Absturz dieser Maschine am 12. Dezember 1944 erinnern. Jedoch nicht nur zur Erinnerung an den Tod, sondern auch an das Leben und an die Freundschaft. „Denn viele Kriegsteilnehmer schlossen nach Beendigung des Krieges Freundschaften, die bis heute andauern. Deshalb ist es wichtig, solche Erinnerungen aufrecht zu erhalten“, meint Historiker Peter Henkel.
Autor:Peter Frank aus Düsseldorf |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.