Sexuelle Aufklärung - Verbal der optischen Tabulosigkeit nachkommen

Das Baby verschluckt?

Sind Sie aufgeklärt?
Oder reagierten Sie mit "Ich weiß alles schon", als der große Tag gekommen war, an dem Sie etwas nervös zur Seite genommen wurden, um in die Geheimnisse der Sexualität eingeweiht zu werden?

Sexuelle Aufklärung ist, wie so viele Themen, die den Menschen betreffen ein sehr komplexes Thema.
Wer sagt es wem, wann und wie?
Oder sollte überhaupt etwas gesagt werden?

„Hormonfrei“ betrachtet können Erklärungen in diesem Bereich schnell ausgesprochen unappetitlich anmuten.
Spucke, Schweiß und sonstige Flecken sind nicht die Begriffe, die sich vorrangig eignen, um etwas "einzigartig Schönes" zu umschreiben.

Und überhaupt: Wer ist jemals auf die Idee gekommen, Sexualität, oder genauer genommen den Sexualakt, als etwas „einzigartig Schönes“ zu bezeichnen?
Das jungfräuliche Mädchen, die hoffnungslos übermüdete Hausfrau oder der vergewaltigte Mensch waren es sicherlich nicht.

Anders vermitteln das die Medien.
Im Familien-TV räkeln sich lüsterne Hausfrauen vorfreudig im Sushi und an den Bushaltestellen können wir wartender Weise unseren Appetit an den wunderbarsten Menschenkörpern anregen, um uns zu Hause dann, bei Mutti, oder Vati so richtig satt zu essen.
Wenn es denn funktioniert.

Wir kennen die sexuellen Vorlieben und Neigungen der Öffentlichkeit, aber wissen wir auch was unserem Partner gut tut? Haben wir uns schon einmal getraut ihn danach zu fragen? Oder haben wir ihn jemals ehrlich wissen lassen was wir mögen?
Welche Rolle spielt das Reden über das, was unter der Bettdecke geschieht?
Nein, ein Paar muss sicherlich nicht auch noch über Sex reden, wenn die Beziehung doch sowieso schon so viel Gesprächsbedarf mit sich bringt.
Aber wie erklär‘ ich’s dem Kinde, wenn nicht mit Worten?

„Mama, der Kevin hat zwei Papas, einen richtigen, der spielt am Wochenende mit ihm und einen anderen richtigen, der wohnt bei ihm.
Warum habe ich nur einen Papa?“
Diese kindliche Frage bedarf der (sexuellen) Aufklärung.
Es ist hilfreich, wenn in derartiger Verwirrung nicht auch noch lange, umständlich nach Worten gesucht werden muss.

Eine gute Übung hierzu stellt die Beantwortung der einfachen Frage dar, die sich für die 5-Jährige ergibt, die mit ihren ersten Lesekünsten das Wörtchen „SEX“ auf dem staubigen Auto entziffert hat: „Papa, was ist Sex?“
Üben Sie mal: Erklären Sie mal sich selbst, ohne rot zu werden, in wenigen Worten was „Sex“ bedeutet.
Es muss ja nicht gleich die ganze Welt erfahren.

Dasselbe Kind erzählt ganz offenherzig kurze Zeit später der Kindergärtnerin:
„Meine Mama und mein Papa haben Sex gemacht. Wir bekommen ein Baby!“
Als die Kindergärtnerin sich ein halbes Jahr später nach dem Baby erkundigt, bricht die Kleine in Tränen aus:
„Ich glaube wir bekommen doch kein Baby, die Mama hat es aufgegessen, die hat einen ganz dicken Bauch bekommen.“
Auch hier ist (sexuelle) Aufklärung von Nöten.
Und es ist nun Zeit für ein paar zusätzliche Details.

Kinder sind gnadenlos wissbegierig.
Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es „ans Eingemachte“ geht. Sie haben keine Worte für das Unsägliche, benutzen aber nur allzu gerne neue Begriffe, die eine starke Reaktion hervorrufen.
Welche Begriffe werden das sein?

Kinder haben Fragen.
Werden wir antworten?
Oder überlassen wir es den anderen, Werte und Normen in puncto Sexualität zu prägen?
Kürzlich in der „Bravo“ erhielt die deutsche weibliche Jugend den hilfreichen Tipp, das Küssen mit einer Freundin zu üben.
Praktisch oder?
Und hoffentlich auch nach der Übung noch „hormonfrei“.

Ich möchte Sie noch einmal fragen:
„Sind Sie aufgeklärt?“
Wissen Sie eigentlich was „normal“ ist?
Haben Sie eine Ahnung davon, wie oft in anderen Betten geliebt wird? Wie oft am Tag, in der Woche, im Monat, oder meinetwegen auch, wie oft im Jahr?

„Was ist schon 'normal'?“ werden Sie mir mit Recht entgegenhalten, die Sexualität hat viele Spielarten.
Also frag‘ ich mal anders:
Hat Ihr Partner Sie aufgeklärt?
Wissen Sie, worauf er empfindlich reagiert?
Kennen Sie seine wunden Punkte?
Und die kitzligen:-)

Versäumen Sie selbst das Aufklären nicht.
Sonst tun es die anderen.
Für Aufklärung ist es nie zu früh.
In den meisten Fällen ist es auch noch nicht zu spät.
Auch die Worte für das Reden über Sex kennen viele Spielarten.
Nette Gesprächsaufhänger bietet das humorvoll geschriebene Buch Licht an, Socken aus! von Kevin Leman.

Brechen Sie doch mal ein Tabu und Reden Sie über die Dinge, die Sie immer schon mal wissen wollten...

FeZi 2010

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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