Schwarzarbeit auf dem Rückzug

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Wenn es um wissenschaftliches Zahlen- und Datenmaterial zur Schwarzarbeit geht, stieß man in den vergangenen Jahren unweigerlich auf den Österreicher Friedrich Schneider. Der Ökonom aus Linz bezifferte das Ausmaß der Schwarzarbeit in Deutschland auf rund 360 Mrd. Euro. Nach seinen Berechnungen betrug ihr Anteil am Inlandsprodukt 17 Prozent im Jahre 2003 - eine Versechsfachung gegenüber 1970.

Mit einem neuen methodischen Ansatz widmete sich jetzt der Freiburger Volkswirt und Wirtschaftsweise Lars Feld dem Phänomen Schattenwirtschaft. Im Rahmen einer Studie wurden mit der dänischen Rockwool-Stiftung über 15000 Deutsche interviewt. Die Auswertung ergab folgende Resultate:
Etwa jeder Zehnte zwischen 18 und 74 Jahren arbeitet in Deutschland schwarz.
Der Anteil der Schwarzarbeit an der regulären Wirtschaft nimmt jedoch ab. 2008 machte illegal geleistete Arbeit 2,3 Prozent aller Arbeitsstunden aus. Das entspricht etwa einer Million Vollzeitarbeitsplätzen. Im Jahr 2001 waren es noch 4,1 Prozent - oder 1,6 Millionen Stellen.

Der Umfang der schwarz geleisteten Arbeitsstunden war ebenfalls rückläufig. Der durchschnittliche Zeitaufwand für Schwarzarbeit fiel zwischen 2001 und 2008 von acht auf fünf Stunden pro Woche. Aktuellere Zahlen gibt die Studie leider nicht her.

Für die rückläufige Entwicklung führen die Ökonomen mehrere Ursachen an. So seien die Steuern auf Arbeitseinkünfte insbesondere für Geringverdiener tendenziell gesunken. Minijobs sind dadurch attraktiver geworden.
Als weitere Gründe führt die Studie die verstärkten Kontrollen und vermehrten Kampagnen gegen Schwarzarbeit sowie verbesserte Beschäftigungsmöglichkeiten in der regulären Wirtschaft an.

Andererseits soll die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent die Schwarzarbeit wiederum attraktiver gemacht haben. Weit verbreitet ist die Schwarzarbeit nach wie vor im Baugewerbe. Jede sechste Arbeitsstunde im Bausektor sei schwarz, heißt es in der Studie.

Bei Männern (13%) steht die Schwarzarbeit übrigens höher im Kurs als bei Frauen (7%). 15% der Befragten gaben ihre Bereitschaft an, am Fiskus vorbei arbeiten zu wollen, ohne dies jedoch getan zu haben. Das Potenzial für Schwarzarbeit liegt demnach bei rund einem Viertel der erwerbsfähigen Bevölkerung.

In den neuen Bundesländern ist Schwarzarbeit weiter verbreitet als in den Alten. Jeder Fünfte „macht im Osten schwarz“, im Westen hingegen nur jeder Zehnte.

An der Entlohnung der Schwarzarbeiter hat sich nicht viel verändert. Lag der Durchschnittslohn 2001 bei zehn Euro, kostete die Schwarzstunde 2008 im Schnitt elf Euro. Unter Berücksichtigung der Inflation hat sich Schwarzarbeit real nicht verteuert.

Nur 23 Prozent der schattenwirtschaftlichen Leistungen wurden vollständig bar bezahlt. Der Studie zu Folge würden häufig vielmehr konkrete Gegenleistungen erbracht. Schwarzarbeit als Renaissance der realen Tauschwirtschaft?

Neigung zur Schwarzarbeit und steuerliche Rahmenbedingungen stehen wohl in einem gewissen Zusammenhang. Allerdings kann die Steuerbelastung nicht der alleinige Treibsatz sein. Denn wieso ist die Schwarzarbeit im Osten stärker verbreitet als im Westen und weshalb arbeiten 18 bis 29jährige fast doppelt so viel schwarz wie der Durchschnitt aller Altersgruppen?

Die Studie kommt zudem zu dem Schluss, dass Schwarzarbeit in der Bevölkerung deutlich mehr Akzeptanz findet als Steuerhinterziehung oder als Schwarzfahren mit Bus und Bahn.

Eine etwas sonderbare Sichtweise, denn ist die „steuerneutrale Leistungserbringung“ nicht auch eine Variante der Steuerhinterziehung?
Die Studie nimmt natürlich nur bestimmte Facetten der Schwarzarbeit unter die Lupe. Nämlich nur die Fälle, in denen Geld am Fiskus und an den Sozialkassen vorbei erwirtschaftet wird. Andere Formen der Schwarzarbeit, wie etwa die unberechtigte Handwerksausübung oder sonstige Verstöße gegen die Handwerksordnung, interessieren Volkswirte wenig. Zudem steht zu vermuten, dass das Unrechtsbewusstsein in weiten Teilen der Bevölkerung in dieser Hinsicht noch weitaus weniger ausgeprägt ist. Auf einer Unrechtsskala von 1 bis 10 würde die unzulässige Handwerksausübung wahrscheinlich mit 1 und Schwarzfahren mit der Bahn mit 10 (=Todesstrafe) bewertet werden.

Quelle: BV Farbe

Zu Handwerksthemen finden Sie ebenfalls Beiträge unter http://malerillu.de. , dem Online Magazin der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie unter http://maler-düsseldorf.de und http://energie-und-fassade.de

Autor:

Heiner Pistorius aus Düsseldorf

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