Schreibe über die Stadt, in der Du lebst... hier: Düsseldorf

Schon in der Steinzeit war die Gegend um Düsseldorf besiedelt – sehen wir doch im Neandertalmuseum im Neandertal bei Düsseldorf die ersten Steinzeitmännchen mit ihrer Keule ausgestellt. Germanen, Kelten, Römer hinterließen ebenso ihre Spuren. Stadtkundlich erwähnt ist die Stadt an der Düssel erstmals nach der Worringer Schlacht im Jahr 1288 von Graf Adolf V. Von Berg, der dieser kleinen Siedlung Stadtrechte verlieh.

Aber bereits vor der Verleihung der Stadtrechte spielte Kaiserswerth mit seiner Pfalz eine wichtige Rolle. Kaiser Friedrich Barbarossa baute 1174 hier einen mächtigen Stützpunkt auf, um die Rheinzölle zu kontrollieren. Damals resididerten die Kaiser nicht an einem festen Ort, sondern zogen mit einem riesigen Troß von Pfalz zu Pfalz und die Untertanen konnten von Glück reden, wenn ihnen nicht alle Hühnchen geraubt wurden, um die hungrigen Krieger zu sättigen.

Gehen wir weiter bis Mitte des 17. Jahrhunderts, einer Zeit, in der Düsseldorf unter der Regentschaft von Jan Wellem seiner Glanzzeit entgegen sah. Jan Wellem, in 2. Ehe verheiratet mit Anna Luisa Maria Medici, einer Tochter der reichsten römischen Dynastie, erbaute am Rheinufer von Düsseldorf ein riesiges Schloss an den angrenzenden Hofgarten. Er förderte Kunst und Kultur in der Stadt, wie kaum jemand zuvor.

1795 besetzten die Franzosen unter der Herrschaft Napoleons die Stadt.

„Napoleon marschierte mit seinen Truppen ein. Der 14-jährige Heinrich Heine stand während des kaiserlichen Besuchs, in Mitten der jubelnden Masse. Im "Buch le Grand" schildert er diese erste Begegnung mit dem Franzosenkaiser: "Als ich mich durch das gaffende Volk drängte, dachte ich an die Taten und Schlachten, die mir Monsieur Le Grand vorgetrommelt hatte, mein Herz schlug den Generalmarsch- und dennoch dachte ich zu gleicher Zeit an die Polizeiverordnung, dass man bei fünf Taler Strafe nicht mitten durch die Allee reiten durfte. Und der Kaiser mit seinem Gefolge ritt mitten durch die Allee [...]".

Napoleon unternahm eine Inspektionsreise nach Düsseldorf und sorgte gleich für reichlich Veränderungen in der Stadt. Sofort ordnete er eine Verschönerung an. Der Kaiser beauftragte den Architekten Adolph von Vagedes mit dem Bau der heutigen Königsallee und Heinrich-Heine-Allee und ordnete die Umgestaltung der Parkanlagen an. Gleich nach seinem Einzug in die Stadt besuchte er eine Gewerbeausstellung, die als Geburtsstunde des Messe und Ausstellungswesens bezeichnet werden kann. Napoleon residierte während seines Aufenthalts gemeinsam mit der Kaiserin im Schloss Jägerhof. „ (Zitat: RP Online, 17.3.2006)

Die Industrialisierung des Ruhrgebietes im 19. Jahrhundert hatte zur Folge, das die Administration der Fabriken in der Landeshauptstadt Düsseldorf lag.

Aber auch Düsseldorf selbst hatte große industrielle Betriebe, wie Henkel, Zamek, Jagenberg, Demag, Mannesmann, Daimler, die Glashütte Gerresheim, Rheinmetall, Löwensenf – um nur einige zu nennen.

Die Arbeiter lebten im ausgehenden 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert in kleinen Siedlungen in Flingern, Eller, Holthausen, Reisholz. Und die tollen Fassaden der Gründerzeit bis hin zu Jugendstil zierten die Häuser der Wohnungen der leitenden Angestellten dieser Fabriken.

Häuser, die wir heute im Rahmen der jährlich stattfindenden Düsseldorfer Kunstpunkte, teilweise bewundern dürfen – sowohl von innen, wie auch mit Blick auf die herrlichen Hinterhöfe, die teils sehr begrünt und ruhig uns einladen oder aber auch uns Platz bieten inmitten von Sackkarren und Kleinindustrie.

So viel zur Historie dieser Stadt. Sie soll aufzeigen, das Düsseldorf einen Bogen spannt über Mittelalter, Renaissance, Barokk, Gründerzeit, Jugendstil bis hin zum heutigen Kö-Bogen der Postmoderne.

Geschichtlich hat diese Stadt grausame Zeiten durchgemacht durch alle Epochen und gebar Widerstandskämpfer gegen Unterdrückungen, wie Friedrich von Spee gegen die Hexenverbrennungen, Schneider Wibbel gegen die Franzosen, der Architekt Alois Odenthal gegen das NS-Regime. Um nur einige zu nennen. Die Liste derer, die Widerstand leisteten gegen Unterdrückung und Besatzung ist so lang, das der Platz hier nicht ausreicht.

Natürlich gab es in der Metropole des „Schreibtischs des Ruhrgebietes“ auch eine starke Gewerkschaftsbewegung – das mag begründen, warum hier jahrzehntelang die Dachorganisation aller Gewerkschaften, der Deutsche Gewerkschaftsbund, angesiedelt war.

Düsseldorf erlangte nach dem 2.Weltkrieg Bedeutung durch einen immer größer werdenden Flughafen, gigantische Messen, wie die Modemesse Igedo, die Druckermesse DRUPA, die jährlich stattfindende Bootsmesse im Januar, die zweijährlich stattfindende Reha-Care, die Ärztemesse MEDICA, um nur einige wenige zu nennen.

Aber auch der Krankenpflege gebührt eine besondere Widmung, was die Stadt Düsseldorf betrifft. In Kaiserswerth betreibt die Diakonie einen großen Krankenpflegekomplex, der zurückgeht auf den Pfarrer Theodor Fliedner und Florence Nightingale, die hier ein Praktikum absolvierte.

„In Kaiserswerth wurde sie mit den Grundlagen der Krankenpflege vertraut. Der evangelische Pfarrer Theodor Fliedner (1800-1864) hatte im Oktober 1836 hier ein Krankenhaus und ein Diakonissenmutterhaus gegründet, mit dem Ziel, den armen Kranken humanitäre Hilfe zu leisten. Diese Einrichtung wurde Vorbild für die diakonischen Anstalten in Deutschland und im Ausland.“ (Zitat Wikipedia)

Düsseldorf, eine Stadt, in der ich seit 45 Jahren lebe, hat heute für viele Interessen immer noch ein großes Angebot bereit - vor allem auf den Bereich der Erwachsenenbildung sei hier aufmerksam gemacht:

Nehmen wir die Volkshochschule, das ASG-Bildungsforum, die Heinrich-Heine-Universität, das Riehl-Kolleg, das Abendgymnasium – um nur einige Einrichtungen der Bildung zu nennen.

Betrachten wir die vielen Sportmöglichkeiten, die der Sportbund der Stadt Düsseldorf bereit stellt.

Und wenn wir beim Sport zuschauen wollen – bitteschön: Fortuna und DEG seien hier an erster Stelle genannt, gefolgt von Tanzsportclubs und diversen anderen Sportvereinen.

Kulturelle Zentren, wie das ZAKK, die Jazz-Schmiede, das Tanzhaus NRW, die Oper, das Schauspielhaus, das Apollo-Theater, das Stahlwerk, die Mitsubishi-Halle usw. - da ist immer ein höchst anspruchsvolles Angebot bereit für alle Altersklassen.

Apropos Alter: Düsseldorf bietet auch für die Generation 50plus eine ganze Menge an. Die AWO-50plus-Zentren und die Netzwerke der Diakonie sowie Allpha60. Wohngemeinschaften für das Alter sind hier ebenso entstanden, wie eine Rockband für 60plus in der Music-Akademie. Was wollen wir mehr ?

Wer sich in Düsseldorf langweilt, ist es selber schuld, sage ich da nur.

Anmerkungen zum Rheinländer in Düsseldorf ? Wer ist das ? Viele zugereiste Menschen aus aller Welt prägen die Seele der Stadt. Ali aus Tunesien schenkt mir freundlich den Kaffee ein am Büdchen in der Pause, Swenska aus Jugoslawien verkauft mir mit kleinem Schwätzchen die Bananen, Gianni beglückt mich mit einem frischen Mittagessen, die freundlichen Servicekräfte von Cafe Heinemann bringen mir das Studentenfrühstück für 4,95 Euro an den Tisch, die Altstadtlegenden heben mit mir ihr Tässchen auf dem Weihnachtsmarkt und am Fortuna-Büdchen am Rheinufer blinzele ich in die Sonne oder treffe welche die ich kenne, oder auch nicht kenne.

Düsseldorf ist einfach zu beleben. Du triffst dich mit Leuten zum Picknick am Rhein, zum Wandern in den Urdenbacher Kämpen, zum Traumkino im Ufa (verbilligt auf 4,50 freitagsmittags um 14.00 Uhr), zum Jazz in der Jazz-Schmiede, zum Portugiesen auf der Erkrather bei Sardinen und Rotwein, zur Lady-Night bei Karstadt, zum Besuch des Kommödchen oder der Komödie oder der Oper.

Du gehst alleine bummeln und nimmst dir vor Cafe Madrid eine Fischsuppe incl. Ein Glas Wein für 7,90 Euro oder setzt dich in die Kasematten unter ein Öfchen und schaust versonnen den Schiffen nach, du läufst auf der Oberkasseler Wiese bis Lörick am Rheinufer entlang und gehst am Rheinufer zurück – nicht ohne einen Kaffee getrunken zu haben auf dem „Sonnendeck“. Du gehst in die Literatursalons der Stadt, gehst schwimmen, saunen, tanzen, flanieren und denkst: „Et hät noch emmer jut jejange....“

Und so wirst du jünger und jünger in diesem Dorf an der Düssel und fragst Dich manchmal, warum die Rheinländer so hämisch sind und fragst Dich, ob es langsam schon abfärbt ? Und ob die Ruhrpöttler weniger hämisch, aber dafür umso äährlicher sind und wat dat allet soll. Und zur Not bliev ja immer noch Kölle...

Aber das mit Köln und dem gotischen Dom und der Freizügichkeit des eschten rheinischen – das ist eine andere Geschichte.... Jedenfalls darfst de in Kölle rheinisch reden ohne als Proll zu gelten. DAS ist in Düsseldorf auch wieder eine eigene Geschichte !

Düsseldorf ist eine Stadt starker Gegensätze, der Snob im Pelzmanteel neben dem Bettler ? Rheinuferpromenade und Kö haben beide Gesichter. Schicki-Micki-Stadt ? Das war vielleicht mal. Selbst Düsseldorfs berühmter Kö-Bettler Peter will in Rente gehen, weil ihm die Kö zu "prollig" geworden ist.

Sogenannte Szenen von Marketing-, Medien- und kunstschaffenden Leuten sind seit Rauchverbot und verschwinden interessanter Etablissements, wie NT-Treff auf der Kö, Ratinger Hof, Mata-Hari-Passage etc. eher "verteilt" auf die gesamte Stadt. Die Altstadt verliert zunehmend an "Herz" - nicht zuletzt wegen zu viel Saufgelagen und Gewalt auf der einen - und hochziehen von Edelwohnquartieren auf der anderen Seite.

Eine Entwicklung, die auch vor den ehemaligen Arbeiterstadtteilen nicht halt macht. Neue Edelwohnprojekte mit fast unbezahlbaren Mieten vertreiben die ärmere Bevölkerung an den Rand der Stadt. Das sind Entwicklungen, die auch vor Düsseldorf nicht halt machen. Mal sehen, wo die Reise weiter hin geht mit dieser Stadt, die auf eine höchst interessante Geschichte und Entwicklung zurück blicken kann.

Autor:

Karin Michaeli aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

10 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.