Quisselei

Ab und zu möchte ich alte, typisch rheinische Ausdrücke, welche früher gern verwendet wurden, vorstellen, so wie sie einem klugen Mundart-Büchlein aufgelistet zu entnehmen sind.

Hier und heute geht es um QUISSELEI. Und um es locker rüberbringen zu können, verwende ich den Sprachstil vom Lehrer Bömmel zu Hilfe. Sie kennen Lehrer Bömmel nicht? Das ist der lustige Physiklehrer in Heinrich Spoerl’s „Feuerzangenbowle“. Zwar geht es hier nicht um Physik, sondern eher um Philosophisches. Diese rheinische Redensart passt jedoch recht gut zum Thema - und los geht's:

Also – wo warn wir dran? – ach ja, bei Quisselei.

Da stellen wir uns erst mal janz dumm und sagen einfach mal so:
Ene Quissel ist ene Frömmler, und somit ist Quisselei Frömmelei, wat jenau sowat ist wie Scheinheilichkeit.

Denken wir nur mal an Mensche, die wo jeden Sonntag in de Kirch jehen, um ihre neuje Klamotte zu zeijen oder um dem Herrn Pastor en lieb Kind sein zu wolle. Dat nennt man quisselich.

Odder die Richter in Düsseldorf, die künftich nit mehr unter Kreuzen urteilen möchten/dürfen. Demjejenüber lassen se aber in Besuchertoiletten des Hochsicherheitstraktes Fußwaschbecken für Muslimische Prozessbeobachter einrichten.............auch dat ist Quisselei! Obwohl wir ja Jönner sind und bleiben.

Odder damals dä Fall Käßmann: Der wär janz jewiss anders behandelt/beurteilt worden, hätte es sich um eine männlische Person jehandelt. – Dat hätte übrijens unserem Pastor Jääsch damals nit passieren können. Er hatte ja auch kein Auto, und et jab auch noch kein Ampele................aber dennoch jenüjend Quisselei.

Odder in der „hohen“ Politik: da prangert die eine Partei die Jejenpartei an, man wolle sich über Sponsoren bereichern, während man die eijenen Einnahmen über den gleichen Weg einfach stillschweicht..............ist doch verdammt quisselisch.

Et jibt noch janz viel Beispiele aufzuzählen. Wolle mer zum Abschluss nur noch mal auf dat seelische Leid zurückkomme, wat im Laufe von Jahren unwissenden Kindern unterm Mäntelchen der Verschwiejenheit in diversen christlichen Einrichtungen zujefügt worden ist. Dat ist in mein Augen en janz jroße Quisselei!

©B. Bo. (28. Feb. 2010)

N.B.: Ob „wulffen“ als Synonym für quisseln gelten könnte,
das entzieht sich meiner Kenntnis.

Autor:

Brigitte Bogers aus Düsseldorf

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