Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff ist verstorben

Foto: Grünwald/Handwerkskammer Düsseldorf

Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff, der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf und Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstags, verstarb am 17. Februar 2014 im Alter von 74 Jahren nach schwerer Krankheit in Düsseldorf.

Mit Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff verliert die Handwerkskammer Düsseldorf und die Landeshand-werksorganisation ihren führenden Repräsentanten. Der Düsseldorfer Handwerksunternehmer, Politiker, Nationalökonom und Hochschullehrer war eine der prägendsten Persönlichkeiten des Deutschen Handwerks, als leidenschaftlicher Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft, Demokrat und Europäer über das Handwerk hinaus und über Parteigrenzen hinweg hoch wertgeschätzt.

Zu den markantesten Erfolgen Schulhoffs in seiner elfjährigen Amtszeit als Präsident der Handwerks-kammer Düsseldorf (seit 1.1.2003) und seines neunjährigen Wirkens als Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstags (NWHT; seit 1.1.2005) gehört sein vehementes Eintreten für mehr Ve-rantwortungsethik in der Wirtschaft, namentlich eine Stärkung des Haftungsprinzips für angestellte Ma-nager. Mit einer bereits im Jahr 2000 - also deutlich im Vorfeld der Finanzkrise - begonnenen, breit wahrgenommenen Serie von Vorträgen und Essays, Podiumsveranstaltungen und medienöffentlichen Auftritten trug Prof. Dr. h.c. Schulhoff maßgeblich dazu bei, dass auf Grund einer Bundesratsinitiative der nordrhein-westfälischen Landesregierung die Bundesregierung im Sommer 2009 eine Verschärfung des Aktienrechts im Bundestag durchsetzte.

Auch seine offensive Haltung gegen eine um sich greifende Konsumentenorientierung am billigsten Preis statt an der Qualität des Angebots fand großen öffentlichen Widerhall und Unterstützung.

Im Mittelpunkt der Interessenvertretung für das Handwerk standen jedoch die Wettbewerbsstellung des inhabergeführten Mittelstands und der Ausbildungsbeitrag des Handwerks für Wirtschaft und Gesell-schaft, um dessen Zukunftsfestigkeit und politische Anerkennung er wirkungsvoll rang. Prof. Dr. h.c. Schulhoff vertrat vehement das Postulat eines Mehr an unternehmerischer Freiheit auf der Basis persönlicher Verantwortung des Inhabers, ohne den Staat aus seiner Aufgabe der Gewährleistung förderlicher Rahmenbedingungen zu entlassen. Konkret gehen markante Erleichterungen für das Handwerk im NRW-Vergaberecht sowie eine Verbesserung der politischen Mitgestaltung durch die Handwerksvertretung auf Wolfgang Schulhoff zurück. Zuletzt war Schulhoff am 16. Juli 2013 zum Vorsitzenden eines neu eingesetzten Mittelstandsbeirats der Landesregierung gewählt worden.

Als Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf und der Landeshandwerksvertretung NWHT prägte Prof. Dr. h.c. Schulhoff sowohl den Ausbildungskonsens NRW als auch die Entwicklung der Gründungsoffensive NRW maßgeblich mit. Politischen Bestrebungen aus Berlin oder Brüssel, das duale System der Berufsausbildung und das Meistersystem zu beschädigen, stellte Schulhoff sich in Wort und Schrift stets energisch entgegen. Ein fraktionsübergreifendes Votum aller großen demokratischen Parteien im Düsseldorfer Landtag zugunsten des Meistervorbehalts noch am 18. Dezember sowie die pointierte Verankerung der dualen Berufsausbildung und der Meisterpflicht im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung wurzeln stark in Schulhoffs beharrlichem Werben um einen angemessenen Qualifizierungs- und Qualitätsbegriff als den Markenkern des Handwerks. Einen wichtigen Ausdruck fand Schulhoffs Ringen um ausreichend qualifizierten Nachwuchs ferner in der von der Handwerkskammer Düsseldorf lancierten bundesweiten Imagekampagne des Handwerks „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan.“

Die Sorge um eine Abkehr von Politik und Wirtschaft von den Grundsätzen einer sozialmarktlichen Wirt-schaftsverfassung veranlassten den Kammerpräsidenten Schulhoff im Jahr 2008 zur Einrichtung eines „Kompetenzzentrums Soziale Marktwirtschaft“ bei der Handwerkskammer, das sich vor allem in der ver-anstaltungsreihe „Röpke-Symposium“ in den Jahren seither mit starker Außenwirkung mit relevanten ordnungspolitischen und sozialethischen Herausforderungen für ein mittelstandsgeprägtes Wirtschafts-gefüge befasst hat. Auch diese Initiative des verstorbenen Präsidenten fußte letztlich in der geistigen Grundhaltung, das Handwerk „weg vom Katzentisch“ in die Mitte des Diskurses der Gesellschaft und der Sozialen Marktwirtschaft zu führen.

Prof. Dr. h.c. Schulhoff wusste sein forderndes ehrenamtliches Engagement für das Handwerk bis zu-letzt mit den Aufgaben als Handwerksunternehmer, Familienvater und breit gefächerten kulturellen, Bildungs- und sozialen Aktivitäten in verantwortlicher Position zu verbinden. Von 1994 an lehrte Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik Mittweida und stand ab 2000 und bis 2011 dem Kuratorium der Hochschule vor. Die Stiftung Museumsinsel Hombroich (Neuss) leitete er als Vorsitzender des Vorstandes seit 2011.

Im Dezember 2012 war Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff durch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit dem Verdienstorden des Landes NRW ausgezeichnet worden. Prof. Dr. h.c. Schulhoff war Träger des Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (2007).

Auch über die deutschen Staatsgrenzen hinaus fand Prof. Dr. h.c. Schulhoffs Wirken als leidenschaftli-cher Europäer und Mahner für bildungs-, ordnungs- und finanzpolitische Reformen in EU-Mitgliedsstaaten hohe Anerkennung. Für seine Verdienste um die Völkerverständigung war der Nationalökonom im Juni 2013 mit dem Großen Verdienstkreuz der Republik Polen geehrt worden. Die bulgarische Universität Gabrovo verlieh ihm nur zwei Monate später die Ehrendoktorwürde.

„Seiner“ Partei, der CDU, blieb der Finanz- und Mittelstandspolitiker auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag, dem er von 1983 bis 2002 als Abgeordneter des Wahlkreises Düsseldorf-Nord angehörte, und seiner Zeit als Kreisvorsitzender in Düsseldorf (1989-2003) und Stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Düsseldorfer Rat (1977-1983) als gesuchter Ratgeber eng verbunden.

Die Handwerkskammer Düsseldorf und der Nordrhein-Westfälische Handwerkstag betrauern den Verlust ihres so prägenden Präsidenten, eines Citoyen, Humanisten und weltbürgerlichen Rheinländers und Düsseldorfers mit universeller -, nicht zuletzt großer Herzens-Bildung.

Zur Vita

Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff (*14.12.1939) leitete nach Abitur, Berufsausbildung zum Installateur und Ingenieur sowie Universitätsstudium zum Diplom-Volkswirt seit 1969 als Geschäftsführender Gesellschafter in Düsseldorf einen der größten Betriebe der SHK-Branche am Mittleren Niederrhein: das Familienunternehmen G. Schulhoff GmbH & Co KG, sowie die Firma Schulhoff Ingenieur Planung GmbH. Prof. Dr. h.c. Schulhoff gehörte zwischen 1983 und 2002 20 Jahre als Abgeordneter und profilierter Mittelstandspolitiker (Mitglied im Finanzausschuss, Obmann seiner Partei im Ausschuss für Post und Telekommunikation) dem Bundestag an. Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff war im Jahr 2001 zum Vizepräsidenten und zum 1.1.2003 in das Amt des Präsidenten der Handwerkskammer für den Regierungsbezirk Düsseldorf inne (58.000 Unternehmen, 319.000 Beschäftigte) gewählt worden.

Prof. Dr. h.c. Wolfgang Schulhoff war ferner ein erfolgreicher Kommunalpolitiker in der Landeshauptstadt Düsseldorf, 13 Jahre lang als Kreisvorsitzender der Düsseldorfer CDU, für die er von 1969 bis 1983 - zuletzt als stv. Fraktionsvorsitzender - dem Rat der Stadt angehörte. Das breit gespannte berufliche und politische Engagement Wolfgang Schulhoffs schließt außerdem eine mehrjährige Tätigkeit als Hochschullehrer für Volkswirtschaftslehre und Kuratoriumsvorsitzender (2000 bis 2011) der Hochschule Mittweida/ University of Applied Science ein. Der Nationalökonom war Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Goldenen Verdienstkreuzes der Republik Polen und Ehrendoktor der Universität Gabrovo, Bulgarien. Wolfgang Schulhoff hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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