Powerfrauen im Handwerk: Auf Umwegen in den Familienbetrieb
"Eigentlich wollte ich ja in die Modebranche“, erzählt mir Dachdeckermeisterin Corinna Stevens aus Brüggen. Dass sie jetzt dennoch im Betrieb ihres Vaters arbeitet, war so demnach nie geplant. Ob sie mal den Familienbetrieb übernehme? Das stehe noch nicht fest, lautet ihre Antwort. Aber für diese Entscheidung kann sich die 28-Jährige auch Zeit lassen, denn von ihren Eltern wird sie keinesfalls gedrängt. Aber unwahrscheinlich ist es nicht, dass sie in die Fußstapfen ihres Vaters tritt. Jedenfalls berichtet sie begeistert von ihrer Arbeit.
„Meine Eltern haben mir bei der Berufswahl freie Hand gelassen“, antwortet Corinna Stevens auf die Frage nach der Familientradition. Nach der Schule wollte sie eigentlich in die Modebranche und lernte zunächst Bekleidungstechnikerin. Um dort weiter zu kommen, schloss sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau an. Und da erkannte sie, was ihre Eltern mit ihrem Betrieb aufgebaut haben. So entschied sie sich, nach der kaufmännischen Ausbildung zu einer Dachdecker-Lehre. Die Lehre war nicht einfach für sie als Frau, insbesondere am Anfang, wenn schwere Materialien aufs Dach zu tragen waren. Aber bedauert hat sie diese Entscheidung nicht. Rückhalt hatte sie auch durch ihren Freund, der es gut findet, was sie macht. „Ich musste diesen Weg einfach gehen, um nicht später zu bedauern, was für eine Chance mir dadurch entgangen wäre. So bin ich dann über einem Umweg doch im Betrieb meines Vaters gelandet“, erklärt sie lachend.
Und so war es nur konsequent, dass sie die Meisterausbildung angeschlossen hat. Neun Monate besuchte sie mit einem Kollegen aus dem väterlichen Betrieb die Meisterschule in Mayen, als einzige Frau. Jedes Jahr verlässt eine Dachdeckermeisterin die Mayener Schule, denn die Frage nach der Betriebsnachfolge beantworten immer mehr Frauen mit Ja. Im näheren Umkreis, Mönchengladbach und Geldern, gibt es noch zwei Dachdeckermeisterinnen.
das ausführliche Porträt hier
Autor:Norbert Opfermann aus Düsseldorf |
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