Manchmal muss eine Frau tun…
…was sie eben tun muss ;-)
Bei uns zuhause ist die Fußballwelt vielleicht ein bisschen anders als man sie gemeinhin kennt.
Mein Mann schaut gerne gemütlich ein Frauenfußballspiel vor dem Fernseher an, macht es sich dabei auf dem Sofa bequem und schwelgt in den phantastischen Spielzügen. Seiner Meinung nach spielt die deutsche Damenauswahl einen wesentlich besseren Fußball als sämtliche Herrenmannschaften dieser Welt. Was ihn aber auch nicht davon abhält, auch schon mal ein Fußballspiel mit mir anzuschauen, das ich eben für wesentlich besser halte.
Zum Beispiel ein Spiel meiner Fortuna.
Grundsätzlich habe ich etwas gegen die Montagsspiele der zweiten Bundesliga. Je nachdem zu welchem Spiel man möchte, ist man leider erst mitten in der Nacht wieder zuhause. So erst kürzlich erlebt, als ich mit den besten Fußballkumpels von allen zum Spiel gegen die Eintracht nach Frankfurt gedonnert bin. So etwas kann man mal machen, aber nicht andauernd. Manchmal wünsche ich mir eben doch die guten alten Fußballzeiten zurück: Samstag, halb vier und dazu ein Bier! ;-))
Da ich wirklich jedes Heimspiel besuche und möglichst viele Auswärtsspiele anfahre bzw. wenn das nicht geht in der Bar 95 anschaue, bin ich tatsächlich ziemlich viel unterwegs in Sachen Fußball.
Da muss frau dann schon mal zuhause „schön Wetter“ machen und den Angetrauten einfach mal mitschleppen.
Gesagt, getan.
Für das Pokalspiel gegen 1860 München habe ich also Sitzplatzkarten in der ersten Reihe der Sparkassen-Tribüne besorgt. Schweineteuer, aber eventuell so etwas wie Sofagefühl vermittelnd. Man sitzt am Spielfeldrand, hat beste Sicht über das gesamte Spielfeld und sieht die Schweißtropfen von Jojo van den Bergh nur so fliegen. Riechen kann man sie glücklicherweise nicht. Obwohl Stadionluft tatsächlich anders duftet. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Die Anfahrt zum Stadion, die bei Wind und Wetter und sommers wie winters per Rad erfolgt, gestaltete sich bereits schwierig. Noch mit den Ausläufern eines Infekts gebeutelt, hatte die Fußballfrau des Hauses warme Sachen befohlen. Dicke Socken in Boots, lange Unterhose, dicker Pulli, Schal, Mütze und Handschuhe sowieso.
Schon nach fünfhundert Metern der erste Stöhner „puuuuh, mir ist so warm, das halte ich nicht aus, ich ziehe die Mütze aus.“
Okay, mir alles recht, Hauptsache wir nähern uns weiter stetig einem meiner Lieblingsorte dieser Stadt und dem bevorzugten Pit-Stop vor jedem Heimspiel: dem Fortuna-Büdchen am Tonhallenufer. Großes „Hallo“ mit dem Büdchenbesitzer und diversen anderen Recken. Alles ist wie immer. Nur mein Mann nicht, der leise fragt: „Woher kennst du die denn alle?“
Ja, woher wohl?
Auf dem Fahrradparkplatz vor dem Stadion dann die alles entscheidende Frage: „Wo bitte stellen wir unser Rad ab, um es jemals wieder zu finden?“ Kein Problem, mein Freund der Baum steht an altbewährter Stelle und wartet nur darauf, dass ich ihm wieder mein Gefährt anvertraue.
Erste Eingangskontrolle.
Ich werde zu den weiblichen Sicherheitskräften durch gewunken, bin schnell durch gecheckt.
Und warte.
Mein Mann bleibt hängen.
Wegen seines Fotoapparats, bei dem der Ordner sich jetzt nicht sicher ist, ob das kleine ausfahrbare Objektiv nicht doch eine Gefahrenquelle darstellen könnte. Des Ordners Chefin wird dazu gerufen, die Schlange dahinter wird länger und länger, die Diskussionen um eine kompakte Kamera hitziger und ich immer ungeduldiger.
Alles wird dann doch irgendwie gut.
Einlasskontrolle Nummer Zwei.
Ich schiebe meine Karte in den Schlitz, durchschreite das Drehkreuz und bin drin.
Mein Mann bleibt hängen.
Die Karte funktioniert angeblich nicht.
Ein Ordner eilt hinzu.
Die Warteschlange wird länger und länger, die Diskussionen hitziger.
Und meinen Zustand möchte ich nicht mehr weiter beschreiben.
Darauf erst mal ein Bier!
Und atmen.
Einlasskontrolle drei.
Wir wollen in unseren Block.
Des Gatten Karte ist im Nirwana seiner vielen Jackentaschen verschwunden.
Eine gefühlte halbe Stunde später habe ich Schnappatmung, weil ich befürchte den Anstoß zu verpassen, aber letztendlich taucht die Karte wieder auf und wir sind rechtzeitig auf unseren exquisiten Plätzen.
Die Mannschaft läuft ein, ich stehe auf und begrüße die Jungs wie es sich gehört.
Mein Mann bleibt sitzen.
Das erste Tor fällt, ich flippe mal eben ordentlich aus.
Mein Mann bleibt sitzen.
Der nächste Angriff läuft, ich springe auf und hinter mir brüllt es „Zipfelmütze SETZEN!!“
Mein Mann sitzt.
Meine Laune sitzt auch.
Nämlich im Keller.
So geht das also immer weiter und weiter, ich will Sie auch nicht länger langweiligen.
Das nächste Spiel schaue ich mir wieder allein an.
Im Stehplatzbereich.
Da brauche ich dann auch nicht sitzen.
;-))
Inspiriert durch den Text:
Autor:Annette Kallweit aus Düsseldorf |
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