Liebe Hildegard ( Beitrag zur ARD Themenwoche: Leben mit demTod)

Wir hatten einen gemeinsamen Traum.....

Immer, wenn ich meinen Anrufbeantworter abhöre, vernehme ich deine Stimme:" Rufst du mal bitte zurück, ich muß mal mit dir reden."

...Aber- ich werde nie mehr zurückrufen können.

Seit knapp 6 Jahren besuche ich dich regelmäßig auf dem Friedhof, und wir halten dann ein stummes, aber intensives Gespräch.

Weißt du noch, wie wir uns kennenlernten?

Unsere Kinder, mittlerweile junge Erwachsene, besuchten zusammen die Grundschule. Schnell kamen wir beim Sommerfest der Klasse 1b ins Gespräch, und stellten viele Gemeinsamkeiten fest: unsere jeweils 3 Kinder, unsere gemeinsamen Hobbys, und vor alles Dingen unserere gemeinsamen Pfunde, die wir zuviel auf den Hüften hatten. ( Ich habe sie übrigens immer noch )

Nicht nur wir, sondern auch unsere Kinder schlossen schnell Freundschaft.

Und wir besuchten gemeinsam erfolgreich und auch weniger erfolgreich Abnehmkurse, gingen ins Kino, joggten durch unser Wäldchen, schlemmten uns durch einige Eisdielen, besuchten Literaturseminare, und trafen uns bei vielen ehrenamtlichen Stunden unserer Pfarrgemeinde.

Wir lachten und weinten zusammen, und wussten doch mehr voneinander als unsere Ehemänner.
Immer wieder halfen wir uns durch schwierige Lebensphasen hindurch.

Irgenwann wollten wir zusammen nach Mallorca fliegen und dort für ein paar Tage so richtig einen drauf machen.
Und- was für uns das allerwichtigste war,- wir wollten zusammen alt werden.
Aber deine unheilbare Krankheit machten unsere Pläne schnell zunichte.
Viele Jahre kämpftest du gegen den Krebs, und immer wieder hattest du gute Wochen zwischen den vielen Chemo`s.

Weisst du, jedesmal hatte ich "Schiss" dich zu besuchen.
Wie warst du heute drauf?
Konnte ich dir helfen- und wie?
Aber jedesmal haben deine Besuche mich aufgemuntert, ich kam mir jedesmal klein und erbärmlich vor. Du hattest einen unbeschreiblichen Lebensmut. Du strahltest eine Freude aus und lebtest ganz beswusst den jetzigen Augenblick mit allem, was dazu gehört und mit einem bewundernswertem Gottvertrauen.

Du warst für mich ein kostbares Geschenk, und ich möchte mich für die wunderbare Freundschaft bedanken, und ich werde dich nie vergessen.

Du hasst es gewusst, dass dein irdisches Leben nicht mehr lange dauern wird, und hast zum Schluss noch sehr bewusst dein Leben in Gottes Hände gelegt.

Ich glaube fest, dass es dir jetzt gut geht.

Aber, wenn ich jetzt vor deinem Grab stehe, dann ärgere ich mich doch, dass unser gemeinsamer Traum, eine Woche Mallorca nicht in Erfllung gegangen ist.

Deine Christa

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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