Ladengeschäft
Am Spätnachmittag geriet ich in einen kleinen Lebensmittel-Laden zwischen Florastraße und Friedrichstraße.***
Das geht ja schnell, dachte ich, es waren nur zwei Damen vor mir „dran“. Ich wollte nur ein paar Kleinigkeiten für einen Feierabend-Imbiß.
Eine der Damen wurde rasch mit Butter und Gemüse versorgt, na also, ging doch rasch… Ich genoss die familiäre Atmosphäre des Ladens mit dem Duft nach frisch gebackenem Brot und der Prise Düsseldorfer Dialekt, die auf mich so heimelig wirkt obwohl ich kein gebürtiger Düsseldorfer bin.
Dann kam die Kauffrau mit der Frage „Tach, Frau Gerhard!* Wat darf et denn sein?“ auf die zweite Kundin zu. Ich war neugierig auf deren Bestellung, weil ich mich bei Spontan-Einkäufen gerne von routinierten Hausfrauen beeinflussen lasse.
Die Dame antwortete mit den Worten „Saren Se ma, ham Se schon jehöööt…?“ und dann ging es aber los, wie eine Furie mehr auf Eifeler Platt als auf Düsseldorfer Dialekt, mit der Schilderung ihrer gesamten Haus-Nachbar-Parteien, inklusive Namensnennung, Verwandschaftsgrad, Gemütsverfassung, Beziehungsfähigkeit… Therapie-Vorschläge und Vorschläge zur Einweisung in die Landesklinik in Düsseldorf-Grafenberg. All das hätte für ein Dutzend saftige Leumundsklagen gereicht.
Ich? Ich hatte Gelegenheit, dieses bühnenreife Theaterstück zu genießen. Wann erlebt man so etwas schon mal? Ich war Luft für die beiden Damen. Auch ein Mensch meiner Gewichtsklasse wird bei derlei Gelegenheiten einfach übersehen.
Endlich war die Tirade vorbei. Beiderseitiges Kopfnicken mit „Tschüs“ und „Tschööö, ne?“
Ich holte schon Luft, um meine Bestellung unterzubringen,
Da marschierte die Furie nochmals mit den Worten „Ach… dunnt misch noch esu ene Kamemmbertkääsken!“ an die Ladentheke.
Bis sie dann das Haushalts-Portemonnaie aus den Tiefen ihrer Taschen hervor holte und alles wieder verpackte, vergingen gefühlte drei Minuten. Die Kauffrau nahm mich erstaunt bis indigniert zur Kenntnis und bediente mich noch rasch vor ihrem Feierabend.
Offensichtlich fasste sie meinen Besuch im Laden als Störung auf.
Ein köstliches Panoptikum…
*Name geändert...
*** Ortsangabe leicht verfälscht...
Autor:Bernd Schiele aus Düsseldorf |
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