Können deutsche Männer noch flirten ?

Können deutsche Männer flirten ? Lieben sie den Tanz mit Frauen ? Schenken sie Blumen ? Sind sie charmant ? Machen sie Komplimente ? Fragen, die mich nach einigen Urlauben in Polen, Bulgarien, Spanien und Griechenland bewegen. Hat die Emanzipation der Siebziger Jahre Einfluss genommen auf das Verhalten der Männer den Frauen gegenüber. Wird der flirtende Mann schnell zum Belästiger und Stalker abgestempelt ?

"Guten Morgen meine Schöne" - rief der bulgarische Bäcker morgens seinen Kundinnen zu. Der polnische Bahnschaffner hatte "für schöne Frauen" immer Zeit, wenn man Einzelheiten über die Route wissen wollte. Anerkennende Pfiffe erschallten über Madrids Prachtboulevard angesichts einer hochhackigen Schönheit mit wehendem Haar und flatterndem Gewand. Und die Griechen mögen viel Geld verloren haben - ihren Charme netten Frauen gegenüber lassen sie dennoch weiterhin spielen. "Oh Margaritta, oh Margaritta", rief der alte Ziegenhirt erfreut angesichts des Anblicks seiner betagten Nachbarin und schenkte ihr ein Kräutersträusslein.

Natürlich gibt es liebevolle Gesten auch hier in Deutschland - anerkennende Komplimente werden ebenso ausgesprochen wie anderswo auf der Welt. Aber diese elementare männliche Anerkennung - gepaart mit dem Gewissen Etwas im Blick, gibt es die noch in Deutschland ?

Durch Düsseldorfs Altstadt ziehen an den Wochenenden tausende von saufenden und grölenden Männern. Wissen die eigentlich, wie unerotisch ein besoffener Mann ist ? Die glattrasierten Erfolgstypen mit ihren Dauergesprächen über elektronische Medien - wo ist deren Flirtfaktor ?

Die Menschen lernen einander immer mehr übers Internet kennen. Da muss niemand flirten können - Fotos austauschen, nette Worte am Telefon, Treff arrangieren und Beziehung starten. Das ist wie Kaiserschnitt - alles läuft glatt und schmerzlos. Aber was ganz Substantielles fehlt dabei - das aufeinander aufmerksam werden mit den Augen, das Kribbeln, das prickeln - das teils Unverschämte was mit Ergattungen einhergeht - das sich begehrt fühlen, die Abwehr und gleichzeitige Hingabe.

Alice Schwarzer und ihre Schwestern haben ganze Arbeit geleistet ! Die ihre Weiblichkeit verdrängenden Frauen der Siebziger Jahre sind zwar ausgestorben - aber sie haben Töchter und Enkelinnen, die sich vielleicht freuen über postive Rückmeldungen der Herren.

Autor:

Karin Michaeli aus Düsseldorf

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